US-Präsident Donald Trump dringt nach seinen Zoll-Drohungen gegen deutsche Autobauer auf Zugeständnisse. Er kündigte am Montag an, dass sein Handelsminister Wilbur Ross mit EU-Vertretern über die "Beseitigung der hohen Zölle und Barrieren" reden werde, die die EU gegen die USA anwende. Diese Praxis sei für amerikanische Produzenten und Landwirte nicht fair.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die für die europäische Handelspolitik zuständige EU-Kommission hatten sich zuvor grundsätzlich gesprächsbereit gezeigt. Ein Kommissionssprecher machte allerdings deutlich, dass es aus EU-Sicht kaum Spielraum für einseitige Zugeständnisse gebe. "Bevor jemand damit anfängt, mit Steinen zu werfen, sollte er besser vorher schauen, dass er nicht in einem Glashaus sitzt", erklärte er.
Es sei zwar richtig, dass etwa die US-Zölle auf europäische Autos (2,5 Prozent) niedriger seien als die EU-Zölle auf Autos (zehn Prozent) aus den USA. Gleichzeitig gebe es aber Bereiche, in denen die USA höhere Abgaben erhöben. So liege der US-Einfuhrzoll für Lastwagen und Pick-ups zum Beispiel bei 25 Prozent, während andersherum nur ein Satz von 14 Prozent gelte.
Der Sprecher reagierte damit auf Äußerungen Trumps vom Wochenende. Dieser hatte auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania Importautos als ein großes Problem bezeichnet und gesagt: "Wir werden Mercedes-Benz mit Zöllen belegen, wir werden BMW mit Zöllen belegen." Die EU-Kommission wies hingegen darauf hin, dass auf Importe in die EU insgesamt im Schnitt lediglich drei Prozent Abgaben fällig werden. In den USA seien es mit 2,4 Prozent nicht viel weniger.
VDA setzt auf Fakten
Auch die deutsche Automobilindustrie wehrte sich gegen Trumps Vorwürfe. Daimler und BMW leisteten einen "erheblichen Beitrag für die automobile Handelsbilanz der USA", sagte Bernhard Mattes, Präsident des Autoverbands VDA, dem "Handelsblatt" (Montag). Er mahnte, dass "ein Handelskrieg zwischen den USA und Europa auf jeden Fall vermieden werden muss". Mit Emotionen und Drohungen komme man in dieser Debatte nicht weiter. Der Verbandschef setzt stattdessen auf Fakten: BMW sei der größte Auto-Exporteur der USA. Und der Anteil deutscher Hersteller am gesamten US-Export "ist mit rund einem Viertel dreimal so hoch wie unser US-Marktanteil", so Mattes.
Ein Krisengespräch von EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer über von Trump bereits beschlossene Zölle auf Stahl und Aluminium hatte am Samstag keine konkreten Ergebnisse gebracht. Man erwarte, dass es weitere Kontakte geben werde, hieß es von EU-Seite.
Merkel sagte am Montag in Berlin, die neue Bundesregierung werde nach ihrem Amtsantritt das Gespräch mit den Amerikanern suchen. Sie schloss aber nicht aus, dass die EU mit Gegenmaßnahmen antworte. Dies könnten beispielsweise Importabgaben auf US-Waren wie Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter sein. (dpa)
Oli M