Der US-Elektroautobauer Tesla hat das erste Quartal trotz der Corona-Pandemie überraschend mit schwarzen Zahlen abgeschlossen. Unter dem Strich gab es einen Gewinn von 16 Millionen Dollar (14,7 Millionen Euro), wie der Konzern von Tech-Milliardär Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss in Palo Alto mitteilte. Analysten hatten mit einem Verlust gerechnet. Einen Geschäftsausblick gab Tesla wegen der hohen Ungewissheit aufgrund der Pandemie nicht ab.
Es war bereits das dritte Quartal mit einem Überschuss in Folge - das gelang seit Unternehmensgründung im Jahr 2003 noch nie. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte Tesla noch einen Verlust von 702 Millionen Dollar erlitten. Den Umsatz steigerte das Unternehmen um 32 Prozent auf knapp sechs Milliarden Dollar. Die Quartalszahlen fielen deutlich besser als von Analysten erwartet aus, die Aktie legte nachbörslich zeitweise um über zehn Prozent zu.
Im Brief an die Aktionäre betonte Tesla indes, dass die Corona-Krise für große Ungewissheit hinsichtlich der künftigen Geschäfte sorge. "Es ist schwer vorherzusagen, wann die Fahrzeugproduktion und die globale Lieferkette wieder zu ihren vorherigen Niveaus zurückkehren werden", hieß es im Geschäftsbericht. Zuverlässige Prognosen zu Gewinn und Cashflow seien deshalb derzeit nicht möglich. Der Jahresausblick soll im nächsten Quartalsbericht aktualisiert werden.
Nach wie vor ambitionierte Ziele
Eigentlich hat sich Tesla vorgenommen, in diesem Jahr über 500.000 Autos auszuliefern, im Vorjahr waren es 367.500. Das Unternehmen hält dies weiter für möglich, auch wenn angesichts der Corona-Pandemie bereits Zweifel an dem ambitionierten Ziel aufkamen. Die größte Herausforderung dürfte ohnehin das aktuelle Quartal darstellen, in dem Ausgangsbeschränkungen der Autoindustrie weltweit stark zusetzen.
An der Börse zählt Tesla mit einem Kursplus von mehr als 90 Prozent in diesem Jahr zu den wenigen Gewinnern. Dabei bereitet die Corona-Pandemie auch dem E-Auto-Pionier Probleme. Tesla musste erst die Produktion in China vorübergehend aussetzen und dann sein US-Stammwerk in Fremont schließen. Die Bänder in der Fabrik wurden im vergangenen Monat auf Druck der Behörden angehalten - sehr zum Leid von Tesla-Chef Musk, der eine Lockerung der Corona-Maßnahmen fordert.
In der Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage der Quartalszahlen platzte Musk nun der Kragen, als die Ausgehbeschränkungen in Kalifornien zur Sprache kamen. Seine Meinung sei, die Menschen würden dadurch "in ihren Häusern eingesperrt und ihre Rechte nach der Verfassung verletzt". Wer zuhause bleiben wolle, solle nicht gezwungen werden, rauszugehen. "Aber den Leuten zu sagen, dass sie ihr Haus nicht verlassen können, dass sie dann festgenommen werden, das ist faschistisch, das ist nicht demokratisch, das ist nicht Freiheit." Zum Abschluss seiner Tirade forderte Musk, den Menschen "ihre gottverdammte Freiheit" wiederzugeben. Die Übertragung brach danach ab und die Konferenz ging erst einige Minuten später weiter.
Bei der Einführung der Ausgehbeschränkungen hatte Musk zunächst versucht, eine Ausnahmeerlaubnis für den Weiterbetrieb der Tesla-Fabrik in Fremont bei San Francisco zu bekommen - scheiterte aber damit an den Behörden. Es ist das Hauptwerk von Tesla, das die weitaus meisten Fahrzeuge baut. Die zweite Fabrik in China ist erst vor kurzem eröffnet worden. Die Ausgehbeschränkungen in der US-Region wurden am Mittwoch bis Ende Mai verlängert.
Mehr Autos als erwartet gebaut
Trotz der Belastungen lieferte Tesla im vergangenen Quartal mehr Autos aus als erwartet. In den drei Monaten bis Ende März wurden knapp 88.500 Stück an die Kundschaft gebracht, 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Produziert wurden 102.672 Fahrzeuge. Der Großteil entfiel auf das Model 3, mit dem Tesla sich im Massenmarkt etablieren will. Im laufenden Quartal soll die Fertigung des Kompakt-SUV Model Y forciert werden.
Bei seinem ersten europäischen Werk in Grünheide bei Berlin, wo 2021 die ersten Model Y vom Band laufen sollen, sieht Tesla sich weiter im Plan. Dafür wurde der Start des Elektro-Sattelschleppers Tesla Semi erneut verschoben. Finanzielle Probleme hat der Konzern in der Corona-Krise nicht - nach einer Kapitalerhöhung im Februar beendete Tesla das Quartal mit 8,1 Milliarden Dollar an Barreserven.
Auf Nachfrage von Analysten sagte Musk auch, er könne sich den Start eines Robotaxi-Dienstes mit Tesla-Fahrzeugen im kommenden Jahr vorstellen - schränkte aber auch ein, dass es auch länger dauern könne. Ford hatte die Einführung seines ersten Robotaxi-Angebots kürzlich unter Hinweis auf Verändertes Nutzerverhalten in der Corona-Krise von 2021 auf 2022 verschoben. (dpa)