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Unfallforscher: Verbindliche Testfahrten für Senioren gefordert

26.01.2016 09:26 Uhr
Ältere Autofahrer sollten mittelfristig gesetzlich dazu verpflichtet werden, Testfahrten mit geschulten Beobachtern durchzuführen.
© Foto: Archiv Presse + PR Pfauntsch

Die Voraussetzungen für gutes Autofahren werden im Alter nicht besser. Jetzt fordern Experten verbindliche Testfahrten für Senioren. Doch das Verkehrsministerium winkt ab.

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Ältere Autofahrer sollten mittelfristig gesetzlich dazu verpflichtet werden, Testfahrten mit geschulten Beobachtern durchzuführen - das hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) vor Beginn des Verkehrsgerichtstages in Goslar angeregt. "Auf diese Weise könnten Senioren von unabhängigen Fachleuten überprüfen lassen, wie fit sie noch für den Straßenverkehr sind und ob von ihnen eine erhöhte Unfallgefahr ausgeht", sagte der Leiter der UDV, Siegfried Brockmann, der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die Grünen fordern verpflichtende Tests für ältere Autofahrer über 75 Jahren. "Nach Rückmeldefahrten könnte auf Stärken und Schwächen beim Autofahren eingegangen und so Empfehlungen für das Mobilitätsverhalten ausgesprochen werden", erklärte Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" (Dienstag). "Am Ende der Testfahrt soll also nicht der Entzug der Fahrerlaubnis stehen, sondern vielmehr, dass die Menschen mit Tipps von Fachleuten länger mobil bleiben können."

Das Bundesverkehrsministerium erteilte generellen Fahrtests für ältere Autofahrer am Dienstag aber bereits eine Absage. "Pflicht-Tests für Senioren am Steuer wird es nicht geben", teilte das Ministerium am Dienstag mit. "Wir setzen auf Freiwilligkeit und wollen die Autofahrer nicht bevormunden."

Der Verkehrsgerichtstag hatte sich zuletzt vor einigen Jahren mit dem Thema Senioren im Straßenverkehr befasst. Das Gremium forderte ältere Autofahrer damals dazu auf, ihre Fahreignung freiwillig überprüfen zu lassen. Der ADAC unterstütze das Freiwilligkeits-Prinzip und biete deshalb schon seit einigen Jahren entsprechende Fahreignungs-Test für Senioren an, sagte die Sprecherin des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Christine Rettig. 

Die Unfallforscher sehen dagegen Handlungsbedarf. Die Zahl der Kraftfahrer in hohem Alter wird nach Angaben der UDV wegen der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren stark zunehmen. Damit wachse auch die Unfallgefahr, sagte Brockmann. "Wenn Senioren über 75 Jahren in Unfälle verwickelt sind, haben sie diese zu rund 75 Prozent selbst verursacht." Die Quote liege damit höher als bei der Hochrisikogruppe der 18- bis 24-Jährigen, sagte der Unfallforscher. Dennoch hielten sich die meisten Senioren für gute Fahrer und ließen sich nur schwer auf Fehler ansprechen. Freiwillige Maßnahmen würden deshalb kaum angenommen.

Labortests kaum geeignet

Auch medizinische Labortests seien kaum geeignet, um "gefährliche Senioren" zuverlässig zu erkennen, sagte Brockmann. Das belege die Auswertung zahlreicher internationaler Studien. Deshalb sei es auch nicht sinnvoll, den Erhalt des Führerscheins von solchen Tests abhängig zu machen. Verbindliche Testfahrten dagegen halte die UDV für eine mögliche Lösung. Ziel sei es dabei nicht unbedingt, dass Senioren den Führerschein abgeben. "Deshalb sollten auch nicht die Führerscheinbehörden, sondern nur die getesteten Personen selbst eine detaillierte Rückmeldung bekommen", sagte Brockmann. "Ansonsten bleibt das Ergebnis geheim."

Die Betroffenen könnten nach den Testfahrten jedoch ihre Fähigkeiten besser einschätzen. Sollten Defizite festgestellt werden, könnte es vielfach schon helfen, wenn Senioren anschließend ihre Fahrweise darauf einstellen und zum Beispiel nur in bekannten Gebieten fahren oder das Auto bei Dunkelheit in der Garage stehen lassen.

"Ich kann den Vorschlag verstehen", sagte der Präsident des Verkehrsgerichtstages Kay Nehm (74). Mit dem Alter steige das Unfall-Risiko. "Und mancher, der sich für einen guten Fahrer hält, würde bei der Wiederholung der Fahrprüfung durchfallen." 

Verkehrsjuristen geht die Forderung der Unfallforscher denn auch nicht weit genug. "Verbindliche Testfahrten wären in Ordnung. Und es wäre gut, wenn sich zum Fahren ungeeignete Senioren auf Basis der Selbsterkenntnis einschränken oder den Führerschein abgeben", sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins, Jörg Elsner. Doch viele ältere Autofahrer seien uneinsichtig. Deshalb sollten ab dem 75. oder 80. Lebensjahr verbindliche Gesundheitstest durchgeführt werden. "Solche Untersuchungen mutet man Lkw-Fahrern schließlich schon ab 50 zu, und keiner regt sich darüber auf." (dpa)

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KOMMENTARE


Klaus Meyer-Efland

26.01.2016 - 19:40 Uhr

Das, was ich da zu dem Thema "ältere Menschen sind schlechtere Autofahrer" lese, ist wieder einmal ein typisch deutsches Rumgeeiere! In Japan ist es seit vielen Jahren normal, dass sich jeder Autofahrer alle 5 Jahre einem Test unterziehen MUSS... Das ist dort Gesetz! Bei uns wird wieder endlos gestritten, wie wohl der rechte Weg ist und am Ende kommt nichts dabei raus...


hwb

26.01.2016 - 22:08 Uhr

Na endlich wieder ein Thema, welches Leute im Visier hat, die über keinerlei Lobby verfügen und sich von daher nicht wehren können. Erfahrung und unfallfreie Vergangenheit spielen natürlich keine Rolle, wenn irgendwelche Institutionen, Organisationen und Anwaltsvereine sich einig sind und keiner widerspricht. Im Moment redet man noch über Freiwilligkeit, aber wie lange noch. Es bleibt nur ein Trost, auch diese Leute werden mal älter und sind dann auch von dem betroffen, was sie selbst mal angeregt haben, hoffentlich werden die dann auch, ohne Lobby, zu Fuß gehen müssen, wenn sie dann einsichtig sein sollten. Sonst bleibt alles beim alten. Im Übrigen, bei meinem letzten Fahrertrainig auf dem ADAC-Trainingscenter war der Trainer überrascht wie schnell meine Reaktion war. Alter schützt vor Reaktionsschnelligkeit und Übersicht nicht.


Teilefuzzi

27.01.2016 - 13:03 Uhr

Die Fahrlehrerlobby bohrt mal wieder. Irgendwie müssen ja die Mengen an ehemaligen BW Fahrlehrern beschäftigt werden.


Kein-Fahrlehrer

27.01.2016 - 13:42 Uhr

Die letzten beiden Kommentare bestätigen ja die Aussage des Artikels: Die Einsichtigkeit fehlt.Ist ja schön, wenn es auch Senioren gibt, die noch sicher fahren, aber das ist eine Einzelfallbetrachtung und somit nicht verallgemeinerbar. Die nicht leugbare Tatsache "Wenn Senioren über 75 Jahren in Unfälle verwickelt sind, haben sie diese zu rund 75 Prozent selbst verursacht."besteht damit ja weiterhin.Warum wird dem Fahranfänger aber nicht dem Rentner denn bei den kleinsten Fehlern der Führerschein abgenommen, obwohl der Fahranfänger anscheinend im Mittel sicherer fährt?Und das mit der "keinerlei Lobby" ist ja der größte Bullshit (siehe die LKW-Fahrer). Warum hat das Verkehrsministerium denn gleich bestätigt, dass sich nichts ändert? Genau, weil die Senioren eine riesige, wachsende Wählergruppe sind und wohl kaum, weil die Unfallstatistik nicht stimme.Das wird noch richtig lustig werden, wenn die Beiträge der noch arbeitenden Gesellschaft nicht mehr ausreichen werden für Rente, KV & Co. und dann die Nicht-Arbeitenden über die Arbeitenden entscheiden. Zumindest für die Führerschein-Problematik scheint ja eine Lösung in naher Zukunft greifbar zu sein: Autonome Autos.


WEST

27.01.2016 - 13:52 Uhr

Jeder Kommentator hat wohl recht mit seiner jeweiligen Aussage. Es gibt zu diesem Thema schon seit je her diese pro und contra. Ich perönlich komme mit den meist rechtzeitig erkennbaren "Fahrfehlern" älterer Verkehrsteilnehmer im Schnitt besser zurecht, als mit den eher unberechenbaren, jüngeren Rasern, Dränglern und Agressiven ...egal ob mit Auto, Motorrad, Fahrrad. Man nimmt immer die Statistikvariante mit den entsprechenden Ausprägungen, welche am besten in sein eigenes Weltbild passen. Sicherlich gibt es auch andere Statistiken dazu, denn warum sollten sonst ältere Verkehrsteilnehmer sonst günstigere Versicherungseinstufungen haben? Auf die mathematisch errechnete Gewinnoptimierung der Versicherungsgesellschaften ist verlass.


Kein-Fahrlehrer

27.01.2016 - 14:40 Uhr

@WEST: Klar, mit Statistik kann man lügen. Aber ich gehe jetzt mal davon aus, dass die Aussage der obigen Studie ausreichend validiert ist.Und was die Fehler angeht: Googlen sie mal "Falschfahrer + Rentner" oder auch "Unfälle mit Personenschaden + Rentner". Ganz toll ist z.B. das plötzliche Spurwechseln auf der Autobahn ohne Schulterblick. Wie sie darauf rechtzeitig reagieren würde mich mal interessieren.Fakt ist (medizinisch unstrittig bewiesen): Sehschärfe, Gehör, Reaktionsvermögen aber auch i.A. Beweglichkeit (s.o. Schulterblick) nehmen mit dem Alter rapide ab. Das merkt man aber nicht, weil es über die Jahre sehr langsam geschieht. Moderne Autos lassen sich aber trotz körperlicher Defizite weiterhin stressfrei mit 200km/h bewegen. Und selbst wenn langsam - 1,4 Tonnen sind einfach sehr viel Impuls, selbst bei 30kmh.Was die Versicherungen angeht: Also für mich hört sich das nach einer Scheinkorrelation an. Die Einstufung hängt ja nicht vom Alter ab sondern den schadensfreien Jahren und da kann ein Anfänger ja nicht viele von haben. Und ob ich als Anfänger gegen einen Pfosten fahre oder als Renter in eine Menschengruppe ist versicherungstechnisch beides Mal ein Schaden.So gesehen ist es eine Schw*****, dass hier immer noch nach Jahren aufgrund von Wählerstimmen nichts für unsere Sicherheit gemacht wird. Aber wir haben ja bald eCall...


R.M.

28.01.2016 - 09:03 Uhr

Also nochmal für alle: Im Alter lassen die Reaktion nach. Im Alter wird man selber langsamer. Warum dann kein Eignungstest? Ich sehe so oft ältere Menschen die kaum laufen können, aber Auto fahren geht noch und wenns nur mit 30 km/h bei erlaubten 50 ist.Von mir aus auch ein Eignungstest für alle. Und dass Senioren keine Lobby haben ist wohl ein schlechter Scherz.


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