Ältere Autofahrer sollten mittelfristig gesetzlich dazu verpflichtet werden, Testfahrten mit geschulten Beobachtern durchzuführen - das hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) vor Beginn des Verkehrsgerichtstages in Goslar angeregt. "Auf diese Weise könnten Senioren von unabhängigen Fachleuten überprüfen lassen, wie fit sie noch für den Straßenverkehr sind und ob von ihnen eine erhöhte Unfallgefahr ausgeht", sagte der Leiter der UDV, Siegfried Brockmann, der Deutschen Presse-Agentur.
Auch die Grünen fordern verpflichtende Tests für ältere Autofahrer über 75 Jahren. "Nach Rückmeldefahrten könnte auf Stärken und Schwächen beim Autofahren eingegangen und so Empfehlungen für das Mobilitätsverhalten ausgesprochen werden", erklärte Stephan Kühn, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" (Dienstag). "Am Ende der Testfahrt soll also nicht der Entzug der Fahrerlaubnis stehen, sondern vielmehr, dass die Menschen mit Tipps von Fachleuten länger mobil bleiben können."
Das Bundesverkehrsministerium erteilte generellen Fahrtests für ältere Autofahrer am Dienstag aber bereits eine Absage. "Pflicht-Tests für Senioren am Steuer wird es nicht geben", teilte das Ministerium am Dienstag mit. "Wir setzen auf Freiwilligkeit und wollen die Autofahrer nicht bevormunden."
Der Verkehrsgerichtstag hatte sich zuletzt vor einigen Jahren mit dem Thema Senioren im Straßenverkehr befasst. Das Gremium forderte ältere Autofahrer damals dazu auf, ihre Fahreignung freiwillig überprüfen zu lassen. Der ADAC unterstütze das Freiwilligkeits-Prinzip und biete deshalb schon seit einigen Jahren entsprechende Fahreignungs-Test für Senioren an, sagte die Sprecherin des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Christine Rettig.
Die Unfallforscher sehen dagegen Handlungsbedarf. Die Zahl der Kraftfahrer in hohem Alter wird nach Angaben der UDV wegen der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren stark zunehmen. Damit wachse auch die Unfallgefahr, sagte Brockmann. "Wenn Senioren über 75 Jahren in Unfälle verwickelt sind, haben sie diese zu rund 75 Prozent selbst verursacht." Die Quote liege damit höher als bei der Hochrisikogruppe der 18- bis 24-Jährigen, sagte der Unfallforscher. Dennoch hielten sich die meisten Senioren für gute Fahrer und ließen sich nur schwer auf Fehler ansprechen. Freiwillige Maßnahmen würden deshalb kaum angenommen.
Labortests kaum geeignet
Auch medizinische Labortests seien kaum geeignet, um "gefährliche Senioren" zuverlässig zu erkennen, sagte Brockmann. Das belege die Auswertung zahlreicher internationaler Studien. Deshalb sei es auch nicht sinnvoll, den Erhalt des Führerscheins von solchen Tests abhängig zu machen. Verbindliche Testfahrten dagegen halte die UDV für eine mögliche Lösung. Ziel sei es dabei nicht unbedingt, dass Senioren den Führerschein abgeben. "Deshalb sollten auch nicht die Führerscheinbehörden, sondern nur die getesteten Personen selbst eine detaillierte Rückmeldung bekommen", sagte Brockmann. "Ansonsten bleibt das Ergebnis geheim."
Die Betroffenen könnten nach den Testfahrten jedoch ihre Fähigkeiten besser einschätzen. Sollten Defizite festgestellt werden, könnte es vielfach schon helfen, wenn Senioren anschließend ihre Fahrweise darauf einstellen und zum Beispiel nur in bekannten Gebieten fahren oder das Auto bei Dunkelheit in der Garage stehen lassen.
"Ich kann den Vorschlag verstehen", sagte der Präsident des Verkehrsgerichtstages Kay Nehm (74). Mit dem Alter steige das Unfall-Risiko. "Und mancher, der sich für einen guten Fahrer hält, würde bei der Wiederholung der Fahrprüfung durchfallen."
Verkehrsjuristen geht die Forderung der Unfallforscher denn auch nicht weit genug. "Verbindliche Testfahrten wären in Ordnung. Und es wäre gut, wenn sich zum Fahren ungeeignete Senioren auf Basis der Selbsterkenntnis einschränken oder den Führerschein abgeben", sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht des Deutschen Anwaltvereins, Jörg Elsner. Doch viele ältere Autofahrer seien uneinsichtig. Deshalb sollten ab dem 75. oder 80. Lebensjahr verbindliche Gesundheitstest durchgeführt werden. "Solche Untersuchungen mutet man Lkw-Fahrern schließlich schon ab 50 zu, und keiner regt sich darüber auf." (dpa)
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