Europas Automobilzulieferer reagieren proaktiv auf die Unterbrechungen der Lieferkette und Chipknappheit – der stark steigende Kostendruck verhindert aber eine vollständige Erholung nach der COVID-19-Pandemie. Das ist das Kernergebnis einer Umfrage des Branchenverbands CLEPA unter seinen Mitgliedsfirmen.
Laut dem aktuellen "Pulse Check" beurteilen nur 22 Prozent der Befragten die Geschäftsaussichten für die Branche positiv. Gründe seien Lieferengpässe und Inflationssorgen. Trotz der insgesamt negativen Perspektiven gehen aber 63 Prozent der Zulieferer von Umsatzsteigerungen in den nächsten zwölf Monaten aus. Zum Vergleich: Im Herbst 2021 erwarteten nur 41 Prozent ein Wachstum.
Rentabilität leidet
Anders sieht es bei der Betriebsrentabilität aus. Diese leide unter den höheren Herstellungskosten und der Unsicherheit in der Lieferkette. Inflation und Halbleiterknappheit würden die EBIT-Margen um durchschnittlich drei Prozentpunkte reduzieren, hieß es. Dies setze die Fähigkeit der Lieferanten unter Druck, Investitionen in grüne und digitale Innovationen aufrechtzuerhalten, betonte der Verband.
Die weltweit gestörten Lieferketten werden von den Autozulieferern weiterhin als größte Bedrohung wahrgenommen. Wo sich dies jedoch früher im Chipmangel manifestierte, sind jetzt steigende Kosten der neue Faktor, wie 61 Prozent der Befragten belegen. Nur in Bezug auf die Rentabilität wird die Verknappung von Halbleitern als Hauptgrund genannt.
"Ukraine-Krieg verschärft Druckpunkte"
Mit Blick auf den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland sagte CLEPA-Generalsekretärin Sigrid de Vries: "Es wird erwartet, dass der Krieg viele der in der Umfrage offengelegten Druckpunkte verschärfen wird, insbesondere wenn es um die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette geht. (…) Die anhaltende weltweite Verknappung von Halbleitern, der Anstieg der Energie- und Materialkosten sowie die wirtschaftlichen und geopolitischen Auswirkungen der Russland-Ukraine-Krise sorgen für geschäftliche Unsicherheit."
Um den Herausforderungen zu trotzen und neue Geschäftsschancen zu nutzen, wollen die Zulieferer vor allem in Forschung und Entwicklung sowie in neue Talente investieren. 66 Prozent planen, einen erheblichen Teil ihrer Belegschaft umzuschulen, um auf die ACES-Trends – autonome, vernetzte, elektrische und gemeinsam genutzte Fahrzeuge – in der Branche zu reagieren.