Angesichts drohender Dieselfahrverbote haben hessische Unternehmen einer Umfrage zufolge ihre Flotten deutlich modernisiert. Zwar ist der Diesel nach wie vor nicht aus den Fuhrparks wegzudenken, wie die Studie des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) ergab. Acht von zehn Fahrzeugen haben diesen Antrieb. Allerdings ist der Anteil von Euro-6-Diesel gestiegen. 2016 hatten laut HIHK 28 Prozent der Diesel-Firmenwagen diese Abgasnorm erfüllt, drei Jahre später waren es laut Umfrage bereits 66 Prozent.
Rund 15 Prozent der befragten Unternehmen stellten wegen der Diesel-Debatte einen Großteil ihres Fuhrparks auf die Euronorm 6 um, zusätzliche zwölf Prozent zumindest einen Teil der Flotte. Rund ein Drittel hatte seinen Fuhrpark ohnehin aus anderen Gründen modernisiert. 18 Prozent erklärten, man warte mit diesem Schritt noch - wegen unklarer Rahmenbedingungen.
"Umweltschutz und nachhaltige Mobilität spielen für hessische Unternehmen eine immer größere Rolle", sagte HIHK-Präsident Eberhard Flammer in Wiesbaden. Diesel-Fahrverbote lehnt er ab. Anstatt Verunsicherung zu stiften, sollte die Politik emissionsarme Antriebe fördern - unabhängig von der Technologie.
Der Hessische Industrie- und Handelskammertag bündelt die landespolitischen Aktivitäten der zehn hessischen Industrie- und Handelskammern. Er vertritt nach eigenen Angaben rund 400.000 Unternehmen mit rund 1,8 Millionen Beschäftigten.
Betriebe engagieren sich für Umweltschutz
Laut IHK-Verkehrsumfrage betreibt jedes zweite Unternehmen in Hessen betrieblichen Umweltschutz (51,5 Prozent). Acht von zehn Befragte investierten beispielsweise in die Anschaffung leiserer oder emissionsarmer Fahrzeuge. Rund 40 Prozent unterstützten die Mitarbeiter dabei, umweltfreundlich zum Arbeitsplatz und zurück zu gelangen - etwa mit einem Jobticket oder Anreizen zum Radfahren.
Der Reifenhersteller Continental Teves Ag & Co. oHG in Frankfurt trägt das IHK-Zertifikat für vorbildliches betriebliches Mobilitätsmanagement. Neben 90 Ladestationen für Elektrofahrzeuge und einem Jobticket bietet das Unternehmen seinen rund 4.800 Mitarbeitern am Standort zahlreiche Zweiradstellplätze, eine E-Bike-Lade- sowie eine Fahrradreparaturstation. Außerdem gibt es eine Mitfahrer-App, wie Projektleiter Andreas Dreyer erklärte.
Auch die Erlenbacher Backwaren GmbH in Groß-Gerau trägt das IHK-Zertifikat. Deren Nachhaltigkeitsstrategie sieht unter anderem vor, den CO2-Ausstoß der Firmenwagen zu begrenzen und Mitarbeitern beim Kauf eines E-Bikes ein Viertel der Kosten zuzuschießen. Bis 2022 will das Unternehmen CO2-neutral wirtschaften und dafür beispielsweise seine Verpackungen komplett auf eine biologisch abbaubare Variante umstellen.
Fahrzeuge des hessischen Landtags auf neuestem technischen Stand
Die Fahrzeuge des hessischen Landtags verfügten nach Angaben eines Sprechers über den neusten technischen Standard. Die Wagen seien geleast. Es gebe sowohl Hybrid-Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor, Wagen mit Plug-in-Hybrid-Technik, die auch an der Steckdose aufgeladen werden können, sowie Diesel mit Euronorm 6.
Die Fahrzeuge stünden dem Landtagspräsidenten und den Fraktionsvorsitzenden zur Verfügung, erklärte der Sprecher. Zudem gebe es noch sogenannte Pool-Fahrzeuge, die etwa die Vizepräsidenten des Landtags und der hessische Datenschutzbeauftragte für Dienstfahrten nutzen können.
Wegen zu hoher Luftverschmutzung durch Diesel-Abgase gilt in Darmstadt als bislang einziger Stadt Hessens ein Fahrverbot für alte Diesel und Benziner. Hintergrund sind Klagen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) gegen das Land Hessen wegen der Überschreitung von EU-Grenzwerten für das gesundheitsschädliche Stickstoffdioxid (NO2).
Insgesamt hatte die Umwelthilfe bundesweit mehr als 30 Städte wegen zu hoher Luftverschmutzung durch Diesel-Abgase verklagt, darunter auch Städte in Hessen. Hier laufen unter anderem noch Klagen gegen Frankfurt und Offenbach. Mit einem Fahrverbot in Frankfurt will sich der Verwaltungsgerichtshof im Dezember beschäftigen. Für Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden sind Fahrverbote erst einmal vom Tisch. (dpa)