Der Elektroautobauer Tesla ist im zweiten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Verlust stieg verglichen mit dem Vorjahreswert von 184,2 auf 293,2 Millionen Dollar (derzeit etwa 263,1 Millionen Euro), wie das Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Umsatz legte um 33 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar zu. Analysten hatten mit deutlich besseren Ergebnissen gerechnet.
Anleger reagierten wegen deutlicher Produktionsfortschritte und eines zuversichtlichen Ausblicks dennoch positiv. Die Aktie drehte nachbörslich zunächst leicht ins Plus, reagierte insgesamt aber kaum. Tesla erklärte, auf gutem Kurs zu sein, um im zweiten Halbjahr 50.000 Wagen auszuliefern. Das wäre fast soviel wie 2015 insgesamt.
Zuletzt konnten die ehrgeizigen Ziele jedoch nicht erreicht werden. Im abgelaufenen Quartal wurden statt der geplanten 17.000 nur 14.402 Autos ausgeliefert. Musks Unternehmen hatte ursprünglich angekündigt, in diesem Jahr 80.000 bis 90.000 Wagen an die Kundschaft zu bringen. Nun sieht es so aus, als ob es bestenfalls zum unteren Ende der Prognose reichen wird. Derzeit produziert Tesla knapp 2.000 Autos pro Woche.
Musk, der unter anderem auch noch die Raumfahrtfirma SpaceX führt, sprach von einem "betriebsamen" Quartal. Die Fertigungsrate sei um weitere 18 Prozent erhöht und die Design-Phase des für den Massenmarkt geplanten Stromers Model 3 abgeschlossen worden. Das Fahrzeug ist der Hoffnungsträger der Tesla-Fans. Es soll der Elektromobilität den Weg in die Mittelklasse ebnen und Ende 2017 in die Produktion gehen.
Ziele verfehlt
"Tesla hat seine Ziele bereits in der Vergangenheit verfehlt, und das sind beunruhigende News für eine Firma, die vorhat, 2018 eine halbe Million Autos herzustellen", kommentierte Experte Ryan McQueeney vom Analysehaus Zacks Investment Research. Die Quartalsergebnisse - insbesondere der 13. Verlust in Folge - machen deutlich, was für eine Herausforderung Musks ambitionierte Pläne darstellen.
Die jährliche Produktion soll bis 2018 auf 500.000 Fahrzeuge hochgefahren werden. Die Ausgaben dafür verschlingen allerdings zunächst viel Geld und stellen ein großes Wagnis dar, denn Tesla hat keine Erfahrung mit Massenfertigung. Ein wesentlicher Baustein in Musks ehrgeiziger Expansionsstrategie ist die am Freitag in Nevada eröffnete "Gigafactory", eine riesige Fabrik für Batterien, mit denen die Elektroautos einmal betrieben werden sollen.
Tesla war zuletzt wegen eines tödlichen Unfalls, bei dem ein "Autopilot" genanntes Fahrassistenz-System eingeschaltet war, in die Schlagzeilen geraten. US-Aufsichtsbehörden untersuchen den Vorfall, und Experten warfen die Frage auf, ob die Technologie voreilig auf den Markt gebracht wurde. Firmenchef Musk steht zudem wegen einer umstrittenen Übernahme in der Kritik.
Vorwürfe der Vetternwirtschaft
Am Montag erst kündigte Tesla den 2,6 Milliarden Dollar teuren Kauf des Ökostrom-Spezialisten SolarCity an. Der Plan sorgt in Finanzkreisen für Unmut und Vorwürfe der Vetternwirtschaft, denn Musk ist bei beiden Unternehmen größter Einzelaktionär und hat zwei Cousins Geburtshilfe bei der Gründung von SolarCity geleistet. Die Firma ist ebenfalls nicht profitabel.
Musk verteidigt den Deal. Er sei ein Schritt auf der "Mission, den Wandel der Welt hin zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen", heißt es im Brief an die Aktionäre. Tesla, das seit letztem Jahr Stromspeicher für Haushalte und Unternehmen anbietet, will die Solaranlagen von SolarCity in die eigene Energiesparte eingliedern. (dpa)
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