Von Mario Hommen/SP-X
Bei Toyota ist man weiterhin guter Dinge, dem Brennstoffzellenfahrzeug mittelfristig zum Durchbruch zu verhelfen. In wenigen Jahren wollen die Japaner mit Wasserstoff getriebene Pkw massenmarkttauglich machen. Das wird eine Weile noch verlustreich sein, doch Toyota will auch mit dieser Technik in die Gewinnzone fahren.
Derzeitiger Vorreiter ist der 2014 vorgestellte und "kommerziell" seit 2015 auch in Deutschland vertriebene Mirai. Bereits 10.000 davon wurden in den vergangenen vier Jahren unter manufakturartigen Bedingungen in Handarbeit in Japan gefertigt. Rund drei Prozent aller Mirai sind in Deutschland im Einsatz. Sie wurden zu Preisen von fast 80.000 Euro verkauft. Einige Exemplare sollen bereits sechsstellige Tachostände ohne technische Probleme erreicht haben.
Wie der Leiter der Berliner Konzernrepräsentanz von Toyota Europe in Berlin, Ferry Franz, andeutete, fahren die Japaner mit jedem Mirai bislang allerdings Verluste auf fünfstelligen Euro-Niveau ein. In der Konzernführung nimmt man diesen Umstand gelassen, ist er doch Teil einer langfristigen Strategie, wie sie auch einst bei der Hybridtechnik angewendet wurde, die über gut zehn Jahre hinweg Verluste einbrachte, sich jedoch seit vielen Jahren für den Autobauer rechnet.
Wasserstoff-Tour mit dem Toyota Mirai
BildergalerieMirai-Nachfolger debütiert auf Tokio Motor Show
Wie beim Hybridantrieb sollen auch beim Brennstoffzellenantrieb Skaleneffekte für eine signifikante Kostenreduktion sorgen. Bereits der erste Mirai war um 95 Prozent günstiger als ein Brennstoffzellen-Prototyp aus dem Jahr 2008. Mit einer dann massenmarkttauglichen dritten Generation des Mirai könnte Toyota in die Gewinnzone vordringen. Der aktuelle Mirai befindet sich bereits auf der Lebenszyklus-Zielgraden, denn seine Fertigung wird im Frühjahr 2020 eingestellt. Einige Monate vorher, im Oktober 2019, wird auf der Tokio Motor Show sein Nachfolger gezeigt, der dann auf neuen Produktionsanlagen in deutlich größerer Stückzahl ab Sommer 2020 vom Band rollen soll. Noch im gleichen Jahr werden erste Fahrzeuge auf den Markt kommen. Für Deutschland dürfte sich der Start bis Anfang 2021 hinziehen.
Noch verraten die Japaner nur wenige Details. Unter anderem sollen sich die Produktionsstückzahlen von derzeit 3.000 auf 30.0000 Fahrzeuge pro Jahr verzehnfachen und der Preis gegenüber dem aktuellen Mirai um zehn bis 15 Prozent sinken. Damit könnte der nächste Mirai in Deutschland weniger als 70.000 Euro kosten. Die derzeitige Reichweite von über 500 Kilometer soll in der Neuauflage hingegen deutlich steigen. Anders als der aktuelle Mirai, den es nur in einer Variante gibt, will man die nächste Generation in drei Ausstattungsniveaus anbieten. Darüber hinaus sind fünf statt der bisher vier Sitzplätze geplant. Zudem soll der Mirai optisch deutlich gefälliger als bisher werden.
Mit der frühestes 2025 startenden dritten Mirai-Generation will Toyota dann ein endgültig massenmarkttaugliches H2-Modell anbieten. Diese Version könnte im Camry-Format zu Preisen von 40.000 bis 45.000 Euro dann auch mit konventionell angetriebenen Vertretern der oberen Mittelklasse preislich konkurrieren.
Die Brennstoffzellentechnik ist wichtiger Bestandteil des von Toyota selbstauferlegtem Nachhaltigkeitsprogamms "Environmental Challenge 2050". Es sieht außerdem den verstärkten Einsatz von Brennstoffzellen auch in Nutzfahrzeugen vor. Dazu gehören unter anderem mit Wasserstoff getriebene Gabelstapler, die Toyota verstärkt in seinen Werken einsetzt. Bis 2020 soll ihre Zahl auf 180 steigen. Sie werden über hauseigene Tankstellen mit aus Sonnenenergie gewonnenen Wasserstoff betrieben. Zudem werden Brennstoffzellen-Busse gebaut, die kommendes Jahr wie der neue Mirai bei den Olympischen Spielen in Tokyo zum Einsatz kommen sollen. Darüber hinaus betreibt Toyota speziell in den USA außerdem noch Brennstoffzellen-Lkw-Projekte.