Von Patrick Neumann/AUTOHAUS
Ob das klassische Messeformat ein Auslaufmodell sei? Diese Frage musste Gerald Böse, Chef der Koelnmesse, gleich zu Beginn des Presseevents beantworten. "Es reicht sicherlich nicht mehr aus, nur Angebot und Nachfrage zusammenzubringen", betonte er am Donnerstagmittag in Köln. Ein Mix aus Business und emotionalem Event sei gefragt, so Böse. Zudem müsse man der versammelten Community erklären, wo die Reise künftig hingeht. Eine Aufgabe, der sich die zweite Auflage der "The Tire Cologne" kommendes Jahr stellen möchte – unter anderem mit Aktionsflächen, einer Themeninsel zur "Future Mobility", zahlreichen Talkrunden und internationalen Konferenzen. Vom 9. bis 12. Juni lockt der Veranstalter zusammen mit dem ideellen Träger, dem Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV), die Pneuprofis in die Domstadt. Böse sprach von einem "Lagerfeuer, an dem sich die Branche trifft."
Die Koelnmesse rechnet mit 530 Ausstellern aus über 40 Ländern und einer Gesamtfläche von 70.000 Quadratmetern. 80 Prozent davon seien heute schon vermietet, sagte Ingo Riedeberger. Man sei die Leitmesse, erklärte der Director "The Tire Cologne" selbstbewusst. "Die Top 20 der internationalen Reifenindustrie haben ihr Kommen zugesagt." Abgesehen vom Dauerbrennerthema Digitalisierung liegt der Fokus auf den Bereichen Recycling, Werkstatt und Services sowie Fleet. Ferner möchte man diesmal die Aufteilung der Hallen verbessern: Die großen Reifenhersteller sollen nicht nur in den Hallen 6 und 7, sondern auch in der Halle 8 zu finden sein, um den Besucherstrom besser verteilen zu können.
Vor den versammelten Pressevertretern zeigte sich auch der BRV-Vorsitzende Stephan Helm mit der Erstauflage sehr zufrieden. "Die erste The Tire Cologne im Jahr 2018 hat bewiesen, dass Köln für die neue Weltleitmesse der Räder-/Reifen-/Werkstattbranche der richtige Standort ist." Helm blickte zudem schon mal ein wenig in den Juni: "Das Thema Digitalisierung werden wir noch intensiver besetzen." Gleiches gelte natürlich auch fürs Thema Personal. Neben der Veränderung der Kommunikationswege sind das zwei Herausforderungen, die Helm als Unternehmer in der täglichen Praxis selbst und bei seinen Mitgliedern spürt.
Digitalisierung: Nur jeder Zweite sieht Chancen
Wissenschaftlich untermauert dies jetzt eine aktuelle Studie, die erstmals am Donnerstag präsentiert wurde. Der Marktforscher IFH aus Köln hatte darin die Herausforderungen für den europäischen Reifenhandel analysiert und dafür rund 330 Werkstätten und Reifenhändler in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Polen telefonisch befragt. Interessant: Lediglich 47 Prozent der heimischen Betriebe betrachten die Digitalisierung als Chance (europäischer Durchschnitt: 51 Prozent), 53 Prozent der deutschen Unternehmer wollen ihre digitalen Aktivitäten ausweiten (europäischer Durchschnitt: 70 Prozent).
Weitere Herausforderungen für den deutschen Reifenhandel sind der Befragung zufolge unter anderem die höheren Investitionen in die Werkstattausrüstung (79 Prozent), das Sicherstellen der nötigen Infrastruktur (56 Prozent) und die Kompetenz der Mitarbeiter (49 Prozent). Und auch bei der Rekrutierung von Nachwuchs-Fachkräften habe die Branche zu kämpfen. "Der Reifenhandel muss den nächsten Sprung machen, um bei den Zukunftsthemen voranzukommen", resümierte Ralf Deckers, Bereichsleiter Research Experts bei IFH Köln, die Studienergebnisse.