Knapp vier Jahrzehnte lagen die Wirtschaftsbeziehungen mit Iran fast komplett brach. Das änderte sich erst Anfang 2016, als die internationalen Sanktionen gegen das Land fielen. Seitdem wittern die europäischen Industrien dort große Geschäfte – allen voran die Autobauer. Als erste zog es die französischen Konzerne PSA und Renault zurück auf den iranischen Markt. Mittlerweile sind auch Daimler und seit August dieses Jahres VW wieder aktiv. Kein Wunder: Angesichts des schwächelnden Wachstumstempos in China müssen die Hersteller neue Märkte erschließen. Und die Prognosen für Iran sind günstig: Die Regierung in Teheran rechnet mittel- bis langfristig mit drei Millionen Neuzulassungen pro Jahr.
Wie groß die Lust auf Auto in dem 80-Millionen-Einwohner-Land ist, wurde im Februar dieses Jahres sichtbar. Bei der Premiere der "International Tehran Auto Show" strömten knapp 1,5 Millionen Besucher in die neuen Messehallen des Shahr-e-Aftab International Exhibition Center. Zum Vergleich: Bei der vorangegangenen IAA in Frankfurt wurden nicht einmal eine Million PS-Fans gezählt. In Teheran umringten die Besucher die Stände von 250 Ausstellern aus 16 Ländern – darunter waren klangvolle Marken wie BMW, Lexus, Peugeot, Citroën, Hyundai, Mitsubishi, Toyota, Volkswagen und Volvo.
Wie es sich für eine Publikumsmesse gehört, ließ das Rahmenprogramm kaum Wünsche offen. Neben der Präsentation von neuen Pkw und Nutzfahrzeugen wurden auf 70.000 Quadratmetern auch Motorräder, getunte Autos und Oldtimer gezeigt. Aussteller aus dem Kfz-Aftermarket fanden ebenfalls Platz. Die Besucher konnten Elektro- und Hybridautos Probe fahren, für kleine Gäste gab es eine Miniatur-Autoschau sowie ein Verkehrssicherheitstraining.
Den Schwung der Premierenveranstaltung wollen die Organisatoren von Hermes Business Idea noch in diesem Jahr mitnehmen: Vom 27. November bis 1. Dezember 2017 haben sie bereits die zweite Auflage der Tehran Auto Show angekündigt. Und die Messe soll noch erfolgreicher werden: Erwartet werden nicht nur über 400 lokale und internationale Aussteller – auch die Zahl der Besucher soll auf mehr als zwei Millionen kräftig steigen.
Hintergrund: die iranische Autoindustrie
In der iranischen Automobilindustrie sind 700.000 Menschen tätig. Sie ist nach dem Energiesektor (Öl/Gas) der zweitwichtigste Wirtschaftszweig des Landes und steht für zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts. In den Werken laufen rund eine Million Pkw pro Jahr vom Band, darauf entfallen 500.000 auf den Hersteller Iran Khodro und 330.000 auf Saipa. Damit nimmt Iran weltweit Platz 16 der Autoländer ein. Der Fahrzeugimport belief sich zuletzt auf 100.000 Stück (2016). Den größten Anteil hat Hyundai (46 Prozent), gefolgt von Kia (16 Prozent) und Toyota (elf Prozent). BMW kommt auf vier Prozent, Mercedes und Renault auf jeweils zwei Prozent. (rp)