Ein Einbruch im China-Geschäft würde die europäischen Autohersteller hart treffen. Noch schwerer wären möglicherweise die Folgen für die Wirtschaft, wenn sich die Marken aus dem Reich der Mitte nicht nur in der Heimat, sondern auch hierzulande etablierten. Eine nun veröffentlichte Studie von Allianz Trade hat untersucht, was die wachsenden Marktanteile von BYD, SAIC und Co. für die Gewinnaussichten von Europas Autobauern bedeuten würden.
Demnach würde es die europäischen Konzerne pro Jahr rund sieben Milliarden Euro Nettogewinn kosten, wenn chinesische Hersteller ihren Marktanteil in China bis 2030 von aktuell rund 50 Prozent auf 75 Prozent erhöhen würden. Noch deutlich teurer wäre ein chinesischer Erfolg in Europa. Könnten die Marken aus Fernost hierzulande zehn Prozent des Marktes erobern, würden der heimischen Wirtschaft 24 Milliarden an Wertschöpfung entgehen.
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Allianz Trade-Experte Aurélien Duthoit geht davon aus, dass in China gefertigte Fahrzeuge im Zuge der europäischen Energiewende zunehmend in Fahrt kommen. "Bis 2035 werden batteriebetriebene Elektrofahrzeuge praktisch alle Neuwagenverkäufe in Europa ausmachen. Das wird eine teilweise Substitution von in Europa hergestellten Fahrzeugen durch in China hergestellte Fahrzeuge begünstigen – unabhängig davon, ob diese Fahrzeuge von einem chinesischen, amerikanischen oder europäischen Unternehmen hergestellt werden", so der Fachmann. Noch sei der Marktanteil chinesische Hersteller in Europa klein, aber er dürfte – analog zu koreanischen und japanischen Herstellern in der Vergangenheit – schnell wachsen."
BYD Seagull
BildergalerieWarum sind Europa bzw. Deutschland stärker gefährdet als die USA oder China? Den Hauptgrund dafür sieht Duthoit im wesentlich höheren Wettbewerbsdruck. Der europäische E-Auto-Markt sei im Vergleich viel offener ist als der chinesische und der US-amerikanische. "Dort sind die nationale oder regionale Montage eine Voraussetzung für den Erhalt von Kaufsubventionen und die Einfuhrzölle auf ausländische Fahrzeuge wesentlich höher", sagt der Branchenkenner.
So könnten die Negativeffekte abgemildert werden
Folglich sieht Duthoit in der Anpassung der Wettbewerbsbedingungen einen wichtigen Weg, um die Auswirkungen auf Europas Automobilbranche und damit auch die Wirtschaft abzumildern. "Aber auch die Stärkung der lokalen Produktion durch chinesische Hersteller könnte zu positiven Effekten führen. Wir haben das in der Vergangenheit umgekehrt in China gesehen: Wenn man sie nicht schlagen kann, ist es vielleicht eine Option, sich zusammenzutun."
Darüber hinaus könnten aus Sicht von Duthoit Investitionen in neue Batterietechniken, eine Reduzierung bei der Abhängigkeit von Rohstoffen und importierten Komponenten für elektrische Antriebe sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur mögliche Stellschrauben sein, um die Negativeffekte zu kompensieren.
C.F.