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Sportmodell: Der Spaß im Focus

04.06.2019 05:00 Uhr
Der Fronttriebler erhält erstmals eine elektronisch geregelte Differentialsperre.
© Foto: Ford

Auf dem abgelegenen Ford-Testareal im belgischen Lommel bekommt die Sportversion ST den letzten Schliff. Der 2,0-Liter-Turbobenziner entwickelt beeindruckende Leistung. Das muss sich natürlich auch das ganze Fahrzeug optischen von den braven Schwestermodellen abheben.

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Von Peter Maahn/SP-X

Gut 170 Kilometer sind es vom Kölner Ford-Entwicklungszentrum bis zum riesigen Testgelände im flandrischen Kiefernwald bei Lommel. Leo Roeks hat nicht mitgezählt, wie oft er sich schon durch die häufigen Staus auf einer der vielbefahrenen Autobahnen, die von Köln über die Niederlande bis in die belgische Provinz führen, gequält hat. Stillstand schmerzt den Top-Manager vor allem dann, wenn er sich in seinem schwarzen Ford Mustang in Geduld üben muss. Die Wahl seines Dienstwagens verwundert nicht, denn schließlich ist Roecks der Mann mit dem schweren rechten Fuß, der für die ausgeprägt sportlichen Modelle seiner Marke verantwortlich ist.

Dieses Mal hat der Holländer seine Mannschaft aus Ingenieuren und Testfahrern mit auf das gut abgeschirmte Gelände gebracht. Es geht um die neueste Kreation aus Fords Muckibude, den Abkömmling des seit letztem Jahr völlig neuen Kompakt-Bestsellers Focus. Er darf die in der Firmengeschichte magischen Buchstaben "ST" tragen, die für die jeweils sportlichen Versionen stehen. Der neueste ST mit einer Leistung von 206 kW / 280 PS steht kurz vor seinem Marktstart, hat in der Vergangenheit immerhin acht von hundert Focus-Käufern zum Einstieg verleitet.

Während Leo Roek entspannt mit über 200 km/h auf der obersten Spur der asphaltierten Ovalstrecke mit ihren überhöhten Kurven die Drehzahlnadel in Richtung des roten Bereichs bewegt, erzählt er über die Schwerpunkte seiner Arbeit am Neuling. Vor allem ging es darum, dass die Kunden ein Auto mit Alltagsqualitäten bekommen, in dem sie trotz der sportlichen Attribute keine Kompromisse in Sachen Platzangebot, Komfort oder Bedienung eingehen müssen. "Hinzu kommt jetzt der besondere Spaßfaktor, der den ST von den anderen Focus-Modellen unterscheitet", erklärt er und fliegt dabei an einem Transit-Transporter vorbei, der auf der untersten Fahrspur einen gemächlichen Langstecken-Test absolviert. Auch der rundum beklebte Prototyp eines kompakten SUV macht brav Platz. Ob es dabei um den künftigen Crossover Ford Puma handelt, bleibt unbeantwortet.

"Bei allen technischen Neuerungen des neuen ST haben wir immer darauf geachtet, dass sie unterm Strich für den Kunden einen echten, erlebbaren Mehrwert bringen", betont der Ingenieur und biegt auf einen kleineren Rundkurs ab, der sich mit zahlreichen engen Kurven, künstlich angelegten Kuppen und wechselndem Straßenbelag durchs Gelände schlängelt. Hier demonstriert er die Feinheiten. Zum Beispiel die elektronisch geregelte Differentialsperre des Fronttrieblers, die erstmals in einem Ford eingebaut ist. Sollte der ST in flott durchquerten Biegungen über das äußere Vorderrad schieben, das sich dadurch nicht mehr am Antrieb beteiligen kann, wird die Kraft in Bruchteilen von Sekunden ans kurveninnere Rad geleitet. "Das System arbeitet dabei eng mit unserer elektronischen Dämpferregelung zusammen", erklärt der Sportchef. "Es bekommt die Informationen vom Fahrwerk, der Lenkung und den Bremsen und findet im Abstand von zwei Millisekunden die jeweils optimale Einstellung der Stoßdämpfer."


Ford Focus ST (2020)

Ford Focus ST (2020) Bildergalerie

Roek demonstriert beim rasanten Twist durch eine Serie von aufeinander folgenden Kurven, das Gesamtpaket all dieser Maßnahmen, zu denen sich noch die extrem direkte elektro-mechanische Servolenkung gesellt. "Mit einiger Übung kann der Fahrer durch gezielte Gasstöße die Lenkung unterstützen und nach der Kurvenfahrt schneller wieder auf Touren kommen". Natürlich weiß der Fachmann auch, dass kaum einer der künftigen Kunden derart ungezügelt durch den öffentlichen Verkehr düsen werden. "Die Technik bewährt sich auch im Alltagsverkehr, macht den ST leicht beherrschbar und steigert auch den Komfort zum Beispiel auf schlechtem Untergrund."

Die Mischung mach's. Im wirklichen Leben ist der ST ein weitgehend normaler Ford Focus, der sich durch die Woche als treuer Begleiter mit einer Fülle von Assistenzsystemen bewährt. Wenn der Spaß-Hafer juckt, kann sein künftiger Eigner auch mal auf eine abgesperrte Strecke abbiegen, dort seine Fähigkeiten erkunden und sich durch die vier Einstellungen im Menü auf dem zentralen Monitor klicken. "Rutschig" hilft bei Nässe oder sonstiger Glätte, "Normal" ist für den Weg zur Arbeit und "Sport" eben fürs Austoben. Wer das sogenannte Performance-Paket mitbestellt, hat dann noch den Modus "Rennstrecke". "Dabei sprechen die Bremsen aggressiver an, das Gaspedal reagiert sensibler und die Lenkung wird noch direkter", verdeutlicht Fahrdynamik-Ingenieur David Put. "Dabei wird auch die Wirkung des ESP auf ein Minimum reduziert und lässt so dem Fahrer einen größeren Freiraum, das Potenzial des ST zu erleben."

Potenzial dezent zur Schau gestellt

Die Frage bleibt, ob Nicht-Rennfahrer ihr deutlich über 30.000 Euro teures Spielzeug wirklich solchen Gefahren aussetzen werden, wenn sie nicht auf die Hilfe von Profis aus der Lommel-Mannschaft zurückgreifen können. Leo Roek, der auch an der Entwicklung des kleineren Fiesta ST oder des neuen Sport-Pickups Ranger Raptor beteiligt war, beruhigt: "Die Vergangenheit der ST-Modelle hat gezeigt, dass die Kunden die Fähigkeiten ihres Autos auch dann schätzen, wenn sie selbst keine ausgeprägt sportlichen Ambitionen haben". Das Motto heißt also "man kann, aber man muss nicht". Das ist bei anderen stark motorisierten Autos wie Golf R, Seat Cupra bis hin zu den sündhaft teuren Porsche- oder AMG-Modellen auch nicht anders. Wobei der neue Focus ST seine Besonderheit bewusst dezent zur Schau stellt. Der zweigeteilte, vergitterte Kühlergrill ist zusammen mit den ausgeprägten seitlichen Lufteinlässen das frontale Erkennungsmarkmal. Hinzu kommt ein steilerer Dachspoiler oberhalb der Heckscheibe. Wer genau hinguckt, entdeckt auch die beiden Endrohre, die den unteren Diffusor einrahmen. Akustisch ist der ST ebenfalls nicht aufdringlich, blubbert kurz beim Runterschallten und bellt recht trocken beim Aufwärtstanz durch die sechs Gänge. Der Sound des 2,3-Liter-Benziners ist kraftvoll, aber auch keine Pein für die Außenstehenden.

Die Preise des Spitzen-Focus beginnen bei 32.900 Euro, das Performance-Paket kostet nochmal 1.200 Euro Aufpreis. Für den Kombi namens Turnier werden 34.100 Euro fällig. Eine Automatik kommt im Laufe des Jahres hinzu. Der Diesel (140 kW / 190 PS) ist ab 31.900 Euro zu haben. Der Focus ST ist aber auch Vorbote eines viel teureren Modells. Der rund 400 PS starke RS mit Allradantrieb wird aber noch mindestens zwei Jahre auf sich warten lassen.


Ford Focus ST Turnier (2020)

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KOMMENTARE


Fabio Carlos

04.06.2019 - 09:06 Uhr

es ist ein 2,3 Liter Benziner aus dem Mustang liebes Autohaus Team.Herzliche Grüße


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