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Spitzentreffen: Merkel und Opel-Länder loten Alternativen aus

09.06.2010 18:51 Uhr
Spitzentreffen: Merkel und Opel-Länder loten Alternativen aus
Opel wird zur Chefsache: Kanzlerin Merkel will auf der Zielgeraden mit den Ländern über den angeschlagenen Autobauer beraten.
© Foto: Thomas Lohnes/ddp

Rüsselsheim zwischen Hoffen und Bangen: Wirtschaftsminister Brüderle hat eine Bundesbürgschaft für den Autobauer abgelehnt. Länder und Betriebsräte setzen nun auf die Kanzlerin, für die das "letzte Wort noch nicht gesprochen ist".

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Nach dem Nein von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) zu einer Milliarden-Bürgschaft für Opel schaltet sich nun Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) persönlich ein. Am Donnerstag will sie mit den Regierungschefs der vier Bundesländer mit Opel-Standorten – Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Nordrhein-Westfalen – über den Autobauer beraten. Merkel sagte am Mittwoch, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa soll bei dem Treffen über Alternativen zu direkten Staatshilfen diskutiert werden. Die Länder könnten Opel auch alleine mit Bürgschaften unter die Arme greifen. Merkel räumte ein, dass die FDP anderer Ansicht sei: "Ich glaube, es ist klar, dass in der Koalition über diese Fragen unterschiedliche Meinungen herrschen. Das ist nicht erst seit gestern so." Brüderles Entscheidung sei Ausdruck dieser Differenzen.

Brüderle hatte zuvor den Antrag des Autobauers auf eine Milliardenbürgschaft des Bundes abgelehnt. "Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer", sagte der FDP-Politiker. Hilfe für Opel würde zu gravierenden Wettbewerbsverzerrungen in der Autobranche führen. Der US-Mutterkonzern General Motors (GM) verfüge über mindestens zehn Milliarden Euro und könne Opel aus eigener Kraft sanieren. Er sei deshalb zuversichtlich, "dass mit einer so starken Mutter im Rücken die Zukunft der Tochter ohne staatliche Hilfen gesichert werden kann". Auch habe Opel keine Bank gefunden, die Kreditrisiken übernehmen wolle.

Die Opel-Führung und der Betriebsrat reagierten mit "großem Unverständnis" auf die Entscheidung. "Der Wirtschaftsminister lässt die Opel-Beschäftigten im Regen stehen – und das wider besseres Wissen und gegen die Interessen der Standorte in Deutschland", sagte Betriebsratschef Klaus Franz. Brüderle benutze Opel, um die Krise der FDP zu kurieren. "Das ist beschämend."

Reilly will an Sanierungsplan festhalten

Trotz der deutschen Absage hält Opel-Chef Nick Reilly an seinem Sanierungsplan fest. "Weitere Standortschließungen sind nicht geplant", sagte Reilly in einer Telefonkonferenz. Er wolle den Sanierungsplan an keiner entscheidenden Stelle ändern. Das gelte sowohl für den vorgesehenen Abbau von 8.300 der 48.000 Stellen in Europa als auch für die vorgesehenen Milliardeninvestitionen in neue Modelle und Technologien. "Aber wir werden sicherlich auf die Kosten schauen müssen und abwarten, wie viel Geld uns am Ende zur Verfügung steht." Darüber werde er auch mit GM sprechen.

Reilly hofft nun darauf, dass die anderen europäischen Standortländer ihre Zusagen aufrechterhalten und dass auch die Bundesländer den Hersteller unterstützen. Den Sanierungsbedarf beziffert er weiter auf 3,3 Milliarden Euro. 1,9 Milliarden Euro steuert GM bei. Hingegen sei es schwer vorstellbar, dass GM für den Ausfall der Bundesbürgschaften geradesteht: "Theoretisch könnte GM helfen, aber dann müsste andernorts gespart werden." GM müsse sehr vorsichtig mit amerikanischen Steuergeldern umgehen.

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KOMMENTARE


Martin Lüken

09.06.2010 - 19:21 Uhr

Die Entscheidung von Herrn Brüderle ist richtig. Bei Karstadt und Karmann wurde auch nicht geholfen. Und wie es trotz staatlicher Hilfe endet, hat man ja bei Philip Holzmann vor einigen Jahren gesehen - es wurde nur Geld weggeworfen. wenn GM wirklich schon wieder so gesund ist, warum sollen wir Deutschen (wieder mal) alles bezahlen? Wenn kleinere Unternehmen falsch wirtschaften, hilft auch nicht der Staat. Wieviel Autohändler und Händlergruppen sind insolvent gegangen in den letzten 2 Jahren - zählen wir die Mitarbeiter dieser Unternehmen zusammen, so sind es wohl nicht viel weniger als die bei Opel. Also: Daumen hoch, Herr Brüderle, Sie haben uns wenigstens diese unnötige Zahlung erspart.


Uwe Peithner

10.06.2010 - 09:19 Uhr

Nun, es stimmt nicht ganz das Karstadt nicht geholfen wurde. Immerhin haben ein paar Kommunen auf etliche Steuereuros verzichtet. Im Vergleich zu Opel zwar Peanuts aber Steuergeld ist Steuergeld. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/karstadt212.html Eine Meldung heute aus der Bild: 7.53 Uhr – Deutschlandfonds hilft 14 000 Firmen: Aus dem Deutschlandfonds für in der Wirtschaftskrise in Not geratene Unternehmen haben bisher 14 000 Firmen Unterstützung erhalten. Bislang seien 13 Milliarden Euro ausgezahlt worden, berichtete die „Berliner Zeitung“ unter Berufung auf Zahlen aus dem Wirtschaftsministerium. Demnach wurden bis zum 8. Juni insgesamt 5,34 Milliarden Euro in Form von Bürgschaften bewilligt. Davon profitierten dem Bericht zufolge 10 460 Unternehmen. Zitat Ende. Ob jede dieser Firmen gerettet werden kann? Oder ist das ganze rausgeschmissenes Geld? Mir persönlich wäre es auch lieber Opel könnte sich aus eigener Kraft bzw mit Unterstützung seitens GM in ruhigeres Fahrwasser retten. Dieses Hickhack auf dem Rücken der Beschäftigten grenzt an Menschenverachtung. Ich wünsche den Opelanern alles Gute für die Zukunft.


Karl Schuler

10.06.2010 - 11:23 Uhr

Die im Osten geborene Bundeskanzlerin ist nach 1990 in Ihrer Denk- und Handlungsweise anscheinend noch nicht in der marktwirtschaftlichen BRD angekommen. Es gibt keinen volkseigenen Betrieb Opel, sondern namentlich ein deutsche Opel GmbH ohne Betriebsmittel, ohne Lizenzen, ohne Patente mit einem amerikanischen Mutterkonzern, dem größten Autohersteller der Welt. Im November 2008 war Michael Glos Wirtschaftsminister. Ihm wäre die Aufgabe zugefallen, nach kurzer, intensiver Prüfung der Unterlagen, einen abschlägigen Bescheid zu erteilen. Begründung: a) die Finanzschwierigkeiten resultieren schon seit Mitte der neunziger Jahre. b) Die "ausgehöhlte" GmbH ist ein 100% amerikanisches Unternehmen. c) Opel hat es über Jahre nicht geschafft, Autos rentabel und wirtschaftlich herzustellen und genügend Kunden zu gewinnen, um die Bänder auszulasten. Die Bundeskanzlerin hat die Angelegenheit zu Chefin-Sache erklärt. Die vermeintlichen Interessenten wie Fiat und Magna sind geschäftlich seit Jahrzehnten eng mit GM verbunden und damit abhängig. In meinen Augen waren sie die Platzhalter, die jegliche Interessenten aus der deutschen und japanischen Autoindustrie verhindern sollten. Haben die Kanzlerin und Ihre Berater diese meisterhafte Theateraufführung nicht durchschaut? Wie Wirtschaftsminister Brüderle ausführte, wurde die Umweltprämie eingeführt, von welcher insbesondere Opel/GM mit über 370.000 Neuzulassungen in 2009 profitierte und überlebte. Weiterhin wurde ein milliardenschwerer Überbrückungskredit gewährt. Die Politik hat also Maßnahmen ergriffen. Wenn man aus heutiger Sicht sieht, wieviele Ressourcen in Form von Zeit, Geld und Personal in den letzten zwanzig Monaten gebunden wurden, rechne ich mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Dass es nicht gelungen ist, Opel aus dem GM-Verbund herauszulösen, die Außenstände in Detroit für Entwicklungen einzutreiben und Mitarbeiter- und Kapitalgeber in einer neuzugründenden AG zu beteiligen, ist das alleinige Versagen der Kanzlerin, die nach dem Motto "Weiter so" alles ausgesessen hat. Fortsetzung folgt...


Heinz Kretschmer

10.06.2010 - 13:06 Uhr

....die Kommentierung der Hr.Lüken u.Schuler bedarf keiner weiteren Einlassung! Heinz M.Kretschmer


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