Einen Monat nach der vorläufigen Einigung auf einen Sozialtarifvertrag für das Continental-Werk im hessischen Karben hat die IG Metall den Kompromiss platzen lassen. Zum Ende der Erklärungsfrist lehnte die betriebliche Tarifkommission am Freitag die mit dem Autozulieferer erzielte Einigung ab, wie der Gewerkschaftsbezirk Mitte in Frankfurt mitteilte. Man werde Continental nun ein letztes Lösungsangebot unterbreiten.
In dem Konflikt hatte es bereits einen 24-Stunden-Warnstreik gegeben und die IG Metall hatte die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik vorbereitet. Dies war nach der Eckpunkte-Einigung am 22. April gestoppt worden. Dass die Tarifkommission die ausgehandelten Ergebnisse nicht annimmt, ist eher unüblich, zumal in anderen Conti-Werken wie Babenhausen ähnliche Regelungen angenommen worden sind. Der Frankfurter Bevollmächtigte Michael Ehrhart zeigte aber Verständnis und verwies auf die Stimmung in der Mannschaft: "Wir haben den demokratischen Prozess im Betrieb initiiert, um das vorliegende Ergebnis zu diskutieren. Dabei zeigte sich, dass die Beschäftigten mehr erwarten."
Die Gewerkschaft verlangt einen umfassenderen Kündigungsschutz und höhere Abfindungen. Aus Unternehmenskreisen war zudem zu hören, dass die IG Metall Nachbesserungen für diejenigen Beschäftigten verlangt habe, die sich gegen die Altersteilzeit entscheiden. Diese war für rund 300 der rund 1100 Beschäftigten vorgesehen. "Das sind alles keine Unverschämtheiten", meinte Ehrhart.
Mit der Nichtannahme steht nun auch wieder die Schließung des kompletten Elektronikwerks zum Jahresende 2023 im Raum, wie es Continental ursprünglich angestrebt hatte. In den Eckpunkten war dann eine Verlängerung eines Teilbetriebs mit etwa 150 Beschäftigten bis Ende 2025 und der langfristige Erhalt des Geschäftsfeldes "Engineering Services" mit knapp 200 Leuten vorgesehen. Zudem sollte es Altersteilzeit, Abfindungen und eine Beschäftigungsgesellschaft für die übrigen Werksangehörigen geben. Das benachbarte Werk der Sparte Conti-Tech ist nicht betroffen.