Nach monatelangen Beratungen wollen die Aufseher von Europas größtem Autobauer Volkswagen an diesem Freitag (22.) neue Regeln für die umstrittenen Millionengehälter des Vorstands beschließen. Der Konzern hatte angekündigt, bis spätestens zur Bilanzvorlage im März überarbeitete Richtlinien vorzulegen. Sie sollen die variablen Bestandteile neu definieren, die meist deutlich höher sind als das Grundgehalt. Damit will VW auch die jüngste Kritik an der Vergütung von Vorstandschef Martin Winterkorn auffangen. Zudem rechnen Analysten mit ersten Eckdaten zum Geschäftsjahr 2012, in dem Volkswagen erneut ein Rekordergebnis eingefahren haben könnte.
Nach Angaben aus dem Umfeld des Unternehmens plant das Kontrollgremium, bei dem Treffen in Wolfsburg die Berechnung der Boni für das Top-Management neu zu ordnen. Bisher fließen hier neben der Rendite auch der Absatz sowie die Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern ein. Kritiker hoher Vorstandsgehälter sprechen sich zudem dafür aus, etwa die Entwicklung der Beschäftigung oder stärker langfristig orientierte Größen in die Kalkulation aufzunehmen.
Winterkorn hatte für das Jahr 2011 inklusive einer Nachzahlung rund 17,5 Millionen Euro erhalten, er war zuletzt Deutschlands mit Abstand bestbezahlter Manager. Ein großer Teil der Summe entfiel auf erfolgsabhängige Komponenten, die über das Basisgehalt hinausgehen. Nach Medienberichten hätte der VW-Chef für das vergangene Jahr bei unveränderter Berechnung sogar bis zu 20 Millionen Euro erhalten.
Branchenbeobachter erwarten wie in den Vorjahren bereits bis Ende Februar erste Eckdaten des Autoriesen zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Für 2012 hatte Winterkorn wegen der Absatzkrise der Autoindustrie in Süd- und Westeuropa die Marschroute ausgegeben, beim Betriebsergebnis wenigstens die Marke von 11,3 Milliarden Euro halten zu wollen.
Neuer Rekordgewinn?
Frank Schwope von der Norddeutschen Landesbank (NordLB) sieht mit Blick auf den neuerlichen VW-Absatzrekord von fast 9,1 Millionen verkauften Fahrzeugen aber weiteren Spielraum: "Für Volkswagen sieht es rosarot aus. Auch 2012 lief vieles ziemlich gut zusammen." Er gehe davon aus, dass der operative Gewinn daher wohl nochmals leicht über dem Vorjahresniveau liegen dürfte, sagte Schwope - auch dank steigender Auslieferungen in Amerika und Asien. Ähnlich hatte sich Ende Januar schon Betriebsratschef Bernd Osterloh geäußert, er sprach sogar von einem weiter verbesserten Gesamtergebnis.
Daneben gelinge es VW gut, die Anlaufkosten für den Modularen Querbaukasten (MQB) und weitere Milliardeninvestitionen zu schultern. "Das alles lässt auch auf ein gutes Jahr 2013 schließen", meinte der Analyst zum Ausblick. "Wenn es so weitergeht, dürfte Volkswagen die 10-Millionen-Auto-Grenze von 2018 bereits 2014 knacken." Beim Umsatz rechnen Analysten mit bis zu 191 Milliarden Euro. Auch das wäre noch einmal ein starker Zuwachs gegenüber 2011 (159,3 Milliarden Euro). (dpa)
Thomas Weber
Christian Viereck