Der Diesel-Skandal bei VW und die gefährlichen Takata-Airbags haben im ersten Halbjahr 2016 für ein unverändert hohes Rückruf-Niveau in der Autobranche gesorgt. Allein in Deutschland wurden zwischen Januar und Juni 850.000 Pkw zurückgerufen, wie eine Untersuchung des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen ergeben hat. In Relation zu den 1,73 Millionen Neuzulassungen in Deutschland entspricht das einer Quote von 50 Prozent. In den Gesamtjahren 2014 und 2015 lag dieser Wert auf ähnlichem Niveau.
Weltweit rechnet das CAR für das laufende Jahr mit 60 Millionen Pkw-Rückrufen, was einem Anteil von 75 Prozent an den Fahrzeug-Neuzulassungen entspräche. Den größten Beitrag zu diesem Trend leisten bislang die Rückrufe von Fahrzeugen mit den Airbags des Zulieferers Takata – 40 Millionen Autos waren allein im ersten Halbjahr betroffen. Dazu kommen elf Millionen VW-Modelle mit Schummel-Diesel, 3,4 Millionen Toyota mit Tank- oder Airbag-Problemen sowie 2,1 Millionen Fahrzeuge aus dem Fiat-Chrysler-Konzern wegen diverser Mängel.
Auch wenn die Rückrufe von VW und Takata in Kürze abgearbeitet sein dürften, rechnet das CAR mit weiter steigenden Zahlen. Vor allem in der bislang stiefmütterlich behandelten IT-Sicherheit sehen die Experten Potenzial für künftigen Ärger. Dazu kommen die bekannten Probleme, die die Rückrufe in den vergangenen Jahren stark haben ansteigen lassen. Dazu zählen neben dem hohen Kostendruck, der bei Zulieferern und Herstellern zu Lasten der Qualität gehen kann, auch die steigenden Produktionszahlen und die allgemein wachsende Komplexität von Technik und Modellpaletten. Zudem führt der Trend zum Einsatz möglichst vieler Gleichteile in unterschiedlichen Modellen dazu, dass bei einem Fehler gleich Millionen Autos betroffen sein können. (Holger Holzer/SP-X)