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Ringen um "Zukunftspakt": VW-Ingenieure sollen mehr arbeiten

20.10.2016 13:56 Uhr
Ringen um "Zukunftspakt": VW-Ingenieure sollen mehr arbeiten
VW will mit seinem "Zukunftspakt" 3,7 Milliarden Euro bis 2021 sparen.
© Foto: VW

Es wird ernst bei VW: Die gewinnschwache Pkw-Kernmarke muss sparen – seit dem Abgas-Skandal erst recht. Das Management dringt nun auf milliardenschwere Sparziele und Mehrarbeit für Fachkräfte. Doch der Betriebsrat zieht rote Linien.

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Von Heiko Lossie, dpa

Turbulente Zeiten für die VW-Belegschaft: Der Autobauer will die kriselnde Pkw-Kernmarke mit milliardenschweren Sparprogrammen, Jobabbau und womöglich auch mit Einschnitten im Tarif auf Zukunftsfähigkeit trimmen. So hat VW-Markenchef Herbert Diess für Tausende Fachkräfte fünf Stunden mehr Arbeitszeit pro Woche ins Spiel gebracht. Diess sprach am Donnerstag im Wolfsburger Stammwerk bei der Betriebsversammlung von einer 40-Stunden-Woche für die Mitarbeiter in der Technischen Entwicklung (TE). Bisher gilt für sie laut VW-Haustarif in aller Regel eine 35-Stunden-Woche.

Generell will Volkswagen mit einem "Zukunftspakt" bis Ende 2020 bei der Pkw-Kernmarke rund 3,7 Milliarden Euro Sparvolumen freischaufeln. Teile dieser Zielsumme resultierten bereits aus Ansätzen aus dem 2014 gestarteten Effizienzprogramm, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur.

Details zu der Diess-Aussage zu den 40 Stunden waren zunächst nicht zu erfahren – das Treffen in Wolfsburg mit rund 20.000 Mitarbeitern war nicht öffentlich. Ob Diess die 40 Stunden als Forderung oder als Option ins Spiel brachte, ob er damit Lohnausgleich verknüpft sehen will und an welchen Zeithorizont er denkt, blieb zunächst offen.

Lösung für Nadelöhr

Nach dpa-Informationen geht es Diess um Lösungen für ein Nadelöhr. Die TE leidet seit Monaten unter den Arbeitsspitzen des Dieselrückrufes. Dafür müssen technische Lösungen für Hunderte Software-Updates gefunden werden. Das erschwert die alltägliche Arbeit an neuen Modellen und Antrieben. Laut Unternehmeng arbeiteten allein in der Wolfsburger TE zuletzt über 9.300 Menschen – ein Spitzenwert der Branche weltweit.

Ein seinerzeit noch unter dem damaligen Konzern- und Markenchef Martin Winterkorn aufgelegtes Effizienzprogramm hatte als Sparziel fünf Milliarden Euro. Dabei ging es um ein jährliches Volumen, das im Vergleich zum Status quo 2014 bis 2017 erreicht werden sollte. Damals ging es vor allem um die Struktur des Autobauers, um verbesserten Einkauf und weniger Doppelarbeit in der Entwicklung. Das neue Ziel von 3,7 Milliarden Euro aus dem Zukunftspakt, den Betriebsrat und Unternehmen derzeit verhandeln, könne nicht auf die fünf Milliarden aus dem Effizienzprogramm addiert werden, hieß es aus Konzernkreisen. Teils überschnitten die Programme. Der Zukunftspakt soll in den nächsten Wochen stehen.

Mit ihm wollen Betriebsrat und Unternehmen Reformen in der gewinnschwachen Kernmarke VW-Pkw mit Sicherheiten für die Belegschaft vereinen. Dabei geht es um die Aufgaben der Standorte, etwa im VW-Motorenwerk Salzgitter, das wegen der Elektromobilität absehbar Arbeit verliert.

Betriebsrat zieht rote Linien

Der VW-Betriebsrat hat in den Gesprächen für den Zukunftspakt laut dpa-Informationen einige Punkte als nicht verhandelbar erklärt. Betriebsbedingte Kündigungen dürfe es nicht geben und an bestehenden Verträgen wie dem VW-Haustarif – mit Regeln etwa für Einkommen und Arbeitszeit – sei nicht zu rütteln. Der VW-Haustarif läuft noch gut ein Jahr.

Eine Forderung, mit der sich Betriebsratsboss Bernd Osterloh wohl durchsetzen konnte. In einer gemeinsamen Erklärung von VW und Betriebsrat hieß es am Donnerstag, betriebsbedingte Kündigungen seien vom Tisch. "Wir müssen die Mannschaft verkleinern, aber es wird keine Kündigungen geben", sagte Diess. Personalvorstand Karl-Heinz Blessing sagte: "Wo Aufgaben entfallen, werden wir Stellen nicht wieder besetzen."

Außerdem zog der Betriebsrat eine weitere rote Linie ein: Die schwierige Situation sei nur zu meistern, "wenn wir für alle Standorte eine klare Zukunftsperspektive, neue Produkte und damit langfristig sichere Arbeitsplätze erhalten", sagte Osterloh. In einem Schreiben an die Belegschaften der deutschen VW-Standorte forderten die Betriebsräte eine Garantie für Beschäftigtenzahlen an den Standorten.

Minutenlange Buhrufe

Laut "Bild.de" ging es bei der Betriebsversammlung hoch her. Markenchef Diess sei teils minutenlang ausgebuht worden. Auch das Online-Portal berichtete von Diess' Aussage zur 40-Stunden-Woche, nannte jedoch zunächst ebenfalls keine Details.

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KOMMENTARE


FMausBO

21.10.2016 - 12:12 Uhr

Im Verkauf von VW wird zwischen 45 und 50 Stunden inkl. Samstags plus unbezahlte Sonderausstellungen an Sonntagen gearbeitet, nur so sind die Löhne für die VWler überhaupt darstellbar. Freitags Jemanden im Werk zu erreichen ist nahezu unmöglich. Also Herrschaften, A. zusammenkneifen und schaffen gehen, 40 Stunden sind Kinderkram bei den Löhnen...


Michael Kühn

21.10.2016 - 16:46 Uhr

@ FMausBO, Ihnen kann ich direkt zustimmen. Über 30 Jahre war es bei BMW nicht anders. - Wie es heute sein mag, interessiert mich nicht mehr ! - Man lasse diese "klugen" Köpfe mal "machen ... MK


Frank Fehling

22.10.2016 - 11:43 Uhr

Vorschlag von mir: die Werksangehörigen sollten doch mal ein Jahr lang im Verkauf tätig sein, dann wäre bei diesen Herrschaften das Jammere sehr groß und würden am Liebsten an Ihrem Arbeitsplatz im VW-Werk zurückkehren.Ein VW-Verkäufer bekommt ein Fixum, was teilweise einer HARTZ IV Leistung gleich kommt zzgl. Provision und keine Überstundenvergütung.Im Verkauf bestimmt der Kunde die Arbeitszeit .Die VW-Werksangehörigen müssen doch froh sein, wenn die Verkäufer die Autos verkaufen, denn die Verkäufer zahlen die Gehälter der VW-Werksangehörigen und der Kunde der ein Fahrzeug kauft bezahlt die Gehälter der Verkäufer und sonstiges.


Andreas

23.10.2016 - 12:22 Uhr

Konzernbelegschaften haben sich in den letzten Jahrzehnten aus der normalen Arbeitswelt der vielen Millionen Beschäftigten klein- und mittelständischer Unternehmen vollkommen verabschiedet. Sie halten das komplette Programm an Vergünstigungen für selbstverständlich, mit dem sie, gerne auch zulasten Leiharbeiter und Zulieferer, gepampert wurden. Dafür sind allerdings Konzernlenker und Betriebsräte gleichermaßen verantwortlich, beide verbindet vor allem die Maßlosigkeit ihrer Ansprüche.FMausBO bringt es auf den Punkt. Ein krasserer Gegensatz als zwischen Anspruchshaltung der Konzernbelegschaften und der permanenten Arbeitsverdichtung ohne Lohn- oder Freizeitausgleich gerade im "independent" Retail ist kaum denkbar. Um es mit Grönemeyer zu sagen: Zeit, dass sich was dreht.


Joseph Le Bel

24.10.2016 - 11:42 Uhr

Alle Werksangehörigen einmal einen Monat in den Verkauf! Und die Verkäufer einen Monat ans Band! Mal schauen, wie lange Volkswagen braucht, Frank Fehlings und meine Idee umzusetzen?


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