Nach dem abrupten Ende der staatlichen E-Auto-Förderung übernimmt Stellantis kurzfristig den gesamten Umweltbonus für seine Privatkunden. Der Multi-Marken-Hersteller (unter anderm Peugeot, Opel, Fiat, Jeep) garantiere bis zum Jahresende die volle Prämie (bis zu 6.750 Euro inklusive Herstelleranteil) für Elektrofahrzeuge, die nach den bisherigen Richtlinien förderungsfähig waren. Das gab das Unternehmen am Montag in Rüsselsheim bekannt.
Zusätzlich will Stellantis für bereits bestellte E-Fahrzeuge, die von ihren Besitzern bis zum 29. Februar 2024 zugelassen werden, die ursprünglich geplante gesenkte Prämie von bis zu 4.500 Euro übernehmen. Der Umweltbonus werde in der jeweiligen Höhe als zusätzlicher Nachlass gewährt.
Wie AUTOHAUS aus dem Stellantis-Handel erfahren hat, sind die Vertragspartner mit 20 Prozent an der Bonus-Zusage des Herstellers beteiligt. Wegen der geringen Margen sei dies bei den Händlern nicht auf breite Zustimmung gestoßen, hieß es.
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Die Bundesregierung hatte am Wochenende das 2016 eingeführte Förderprogramm für E-Autos unerwartet abrupt gestoppt (wir berichteten). Seit diesem Montag nimmt das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) keine Anträge mehr an. Es werde nur noch der Bestand abgearbeitet, bestätigte die Behörde. Die Mittel für 2023 seien bereits aufgebraucht, hieß es am Sonntag aus Kreisen des Wirtschaftsministeriums. Die noch für 2024 angesetzten 209 Millionen Euro reichen wohl nur noch aus, wenn die Förderung mit sofortiger Wirkung ausläuft.
Man lasse die Kunden nicht im Regen stehen, erklärte Stellantis Deutschland-Chef Lars Bialkowski laut einer Mitteilung. "Wir haben die Entscheidung, den Umweltbonus mit weit weniger als 48 Stunden Vorlauf zu beenden, mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen."
Umweltverband fordert: "Bezahlbare E-Autos für die Masse"
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht nun die Autoindustrie am Zug. BUND-Verkehrsexperte Jens Hilgenberg sagte am Montag in Berlin: "Was gerade die deutschen Konzerne an E-Autos anbieten, ist für einen Großteil der Bevölkerung schlicht nicht finanzierbar." Bei Kleinwagen schlummere ein großes Potenzial. "Deutsche Konzerne verweigern jedoch aktuell bezahlbare E-Autos für die Masse."
Mit Blick auf das vorzeitige Förder-Aus sagte Hilgenberg: "Die sehr schnelle Umsetzung ist überraschend und wird einige Menschen verärgern. Generell begrüßt der BUND die Entscheidung, die mit Steuergeld finanzierten, pauschalen Kaufprämien für E-Pkw zu streichen." Rund zehn Milliarden Euro Steuergeld seien in den vergangenen Jahren geflossen, damit E-Autos auf die Straße kommen, bilanzierte er. "Der größte Treiber für mehr E-Autos auf der Straße waren und sind aber nicht die Kaufprämien, sondern vielmehr die EU-Flottenregulierung." Diese gibt vor, welchen durchschnittlichen CO2-Ausstoß die in einem Jahr in Europa verkauften Fahrzeuge des jeweiligen Konzerns erreichen müssen.
fraglich