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Pilotprojekt in Stuttgart: Grünes Licht für Roboter-Parkhaus

23.07.2019 09:40 Uhr
Pilotprojekt in Stuttgart: Grünes Licht für Roboter-Parkhaus
Bosch und Daimler haben die Zulassung für ihr fahrerloses Parksystem erhalten.
© Foto: Bosch

Weltweit wird an der Entwicklung selbstfahrender Autos gearbeitet. Ein Projekt in Stuttgart hat eher selbstparkende Autos im Sinn. Bosch und Daimler haben damit nun einen großen Sprung gemacht. Ein paar Haken hat die Sache aber trotzdem noch.

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Von Nico Esch, dpa

Fahrerlose Autos könnten bald womöglich ganz allein in Parkhäusern ein- und ausparken - zumindest an einem Standort in Deutschland dürfen und machen sie das bereits jetzt. Vor zwei Jahren hatten Bosch und Daimler im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum ein Pilotprojekt für das sogenannte automatisierte Parken vorgestellt. Nun haben sie die offizielle Zulassung der Verkehrsbehörden dafür erhalten - als erstes vollautomatisiertes fahrerloses Parksystem weltweit, wie die beiden Konzerne am Dienstag betonten. Auf der fünfstufigen Skala des autonomen Fahrens ist das Stufe vier.

Die Fahrzeuge können und dürfen tatsächlich ohne Fahrer am Steuer durch das Parkhaus navigieren. Das war zwar auch bisher möglich, wie Bosch und Daimler schon bei der Projektvorstellung vor zwei Jahren demonstrierten. Es musste allerdings immer ein Mensch in der Nähe sein, der die Fahrt zur Not stoppen konnte. Genau dies ist nun künftig nicht mehr notwendig, wenn das Fahrzeug ganz allein von der Parkhaus-Einfahrt über verschiedene Etagen auf den Parkplatz und wieder zurück fährt. «Das Auto parkt sich selbst», fasste Bosch-Projektleiter Rolf Nicodemus zusammen.

Gesteuert wird es von der Sensortechnik im Parkhaus, die das Ziel vorgibt, Hindernisse wie andere Autos und Fußgänger erkennt und das Fahrzeug über dessen Fahrerassistenzsystem entsprechend beschleunigt, lenkt und bremst. Das Auto steuert sich also streng genommen nicht selbst, sondern wird vom Parkhaus-Computer gesteuert – ungefähr in Schrittgeschwindigkeit.

Kleiner Haken: Alltagstauglich ist das sogenannte Automated Valet Parking trotz der Zulassung nicht. Es funktioniert weiterhin nur mit speziell ausgerüsteten Fahrzeugen. Wer darauf wartet, dass sein Privatwagen im Parkhaus des Mercedes-Museums ein Eigenleben entwickelt, wartet vergebens - selbst wenn er über modernste Fahrerassistenzsysteme verfügt. Aber natürlich arbeite man an der Serienreife, sagte Daimlers Projektleiter Carsten Hämmerling. Wie lange das dauert, wollte er allerdings nicht spekulieren. Es fehle vor allem ein einheitlicher regulatorischer Rahmen.

Zwar wurde das Straßenverkehrsgesetz 2017 geändert und fahrerloses Parken in abgegrenzten Bereichen wie eben Parkhäusern darin prinzipiell ermöglicht. Denn eigentlich lässt die Rechtslage ein allein fahrendes Auto ohne jede menschliche Überwachung – und damit letztlich auch die höchste Stufe 5 – prinzipiell nicht zu.

Hauptziel: Standardisierung der Technik

Den Entwicklern bei Bosch und Daimler geht es aber vor allem um die Standardisierung der Technik. Denn sollten sie im Stuttgarter Parkhaus andere Autos benutzen wollen, wäre gleich wieder eine neue Zulassung notwendig. Und wenn sie das System in anderen Parkhäusern installieren wollten, ebenfalls.

Ganz zu schweigen von der Verschränkung mit den Entwicklungen anderer Hersteller. Continental etwa arbeitet ebenfalls an fahrerlosen Parksystemen, die aber anders funktionieren, wie eine Sprecherin sagte. Der Bosch-Konkurrent plant demnach unter anderem ein serienreifes System, das komplett im Auto steckt – ohne Verbindung zum Parkhaus.

Bosch und Daimler sind trotzdem überzeugt, einen Meilenstein auf dem Weg zum automatisierten Fahren erreicht zu haben. «Die Freigabe der Behörden in Baden-Württemberg hat Vorbildcharakter, um den Parkservice künftig auch weltweit in Parkhäusern zuzulassen», sagte Michael Hafner, der bei Daimler den Bereich Fahrtechnologien und Automatisiertes Fahren leitet. In Peking wird das Automated Valet Parking ebenfalls schon getestet.

Ebenfalls überzeugt sind die Entwickler, dass Nutzer durchaus auch bereit sein werden, dafür zu bezahlen – etwa wenn sie in Eile am Flughafen schnell ihr Auto loswerden wollen. Auch für Parkhausbetreiber soll sich die Technik rechnen. Sie könnten bis zu 20 Prozent mehr Stellfläche nutzen, weil sich fahrerlose Autos enger nebeneinander parken ließen, rechnen Bosch und Daimler vor. Zudem könnten alte, enge, dunkle Parkhäuser weiter genutzt werden. Die würden von vielen Autofahrern gemieden. Aber wenn die Autos dort allein hineinfahren könnten, spiele das keine Rolle.

Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn ließ sich am Dienstag zudem mit einem Satz zitieren, der wohl als Replik auf die vielfach geäußerte Befürchtung zu verstehen ist, Deutschland und Europa ließen sich beim technischen Fortschritt von Asien und den USA den Rang ablaufen: "Die Entscheidung der Behörden zeigt, dass Innovationen wie das automatisierte Valet Parken zuerst in Deutschland möglich sind."

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