Das war kein guter Monat für die Automobilindustrie und den Handel: Im Juli 2022 sind laut Kraftfahrt-Bundesamt 205.911 Pkw neu zugelassen worden – das sind 12,9 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Gewerbliche Neuzulassungen gingen um 12,8 Prozent zurück (ihr Anteil lag bei 65,1 Prozent), die privaten Neuzulassungen nahmen um 13,1 Prozent ab.
"Aktuell reden wir im Automobilhandel über Mangelverwaltung, dynamisches Geschäft ist wegen der fehlenden Fahrzeuge schon lange nicht mehr möglich", beschreibt Thomas Peckruhn, ZDK-Vizepräsident und Sprecher des Fabrikatshandels, die aktuelle Lage.
Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) kommentierte die aktuelle Situation wie folgt: "Es bleibt jedoch dabei, dass der Markt wegen anhaltender Lieferprobleme nicht die wahre Nachfragesituation widerspiegelt. Die Auftragsbestände bleiben sehr hoch. Die Kunden wollen mehr Autos kaufen als verfügbar sind."
Diese Einbußen sind beileibe kein deutsches Phänomen: "Der Neuwagenabsatz hat europaweit einen historischen Tiefstand erreicht, und der Chipmangel wird auch in den kommenden Monaten zu Lieferproblemen führen", sagte ein Experte des Beratungsunternehmens EY.
Porsche 911-Kreationen von Singer
BildergalerieNeuzulassungen: Porsche steht gut da
Eindeutiger Zulassungssieger bei den deutschen Fabrikaten ist Porsche – die Zuffenhausener dürfen sich um fünf Prozent mehr Neuzulassungen freuen. Alle weiteren deutschen Marken mussten Rückschläge verkraften.
Bei den Importeuren ist Tesla der große Sieger: Die amerikanische Elektroautomarke darf sich über einen Zuwachs von 142,1 Prozent gegenüber dem Vormonat freuen.
"Große Auswahl für die Kunden gibt es nicht"
Nach wie vor führt kein Weg bei den Neuzulassungen an SUV vorbei. 24,7 Prozent betrug deren Anteil – was allerdings ein Minus von drei Prozent bedeutet. Auch die Kompaktklasse ist nach wie vor ein beliebtes Segment: Zwar mussten die Golfklasse einen Rückgang von 20,7 Prozent verkraften, mit 16,4 Prozent war sie dennoch zweitbeliebtestes Segment vor den Kleinwagen. Diese kamen auf 12,4 Zulassungsanteil bei einem Minus von 25,8 Prozent.
Erfreuliches gibt es von den Elektroautos zu berichten: Exakt 14 Prozent der Neuzulassungen waren Stromer. Mit 28.815 Neuwagen lagen diese um 13,2 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahresmonats. Die Hybride machten insgesamt 29,1 Prozent aus (ein Minus von 14,1 Prozent); darunter waren 23.712 Plug-in-Hybride (das sind 11,5 Prozent beziehungsweise ein Rückgang von 21,4 Prozent.
"Gebrauchtwagen-Plätze sind leergefegt"
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sieht es dagegen alles andere als rosig aus: In den erstten sieben Monaten 2022 wurden 16,4 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft als im Vergleichzeitraum 2021. "Die Gebrauchtwagen-Plätze sind leergefegt, vor allem junge Gebrauchte kommen nicht nach, große Auswahl für die Kunden gibt es nicht", beklagt Peckruhn die Lage. "Wer dringend notwendigen Ersatzbedarf hat, muss nehmen, was da ist. Kundenorientiertes Gebrauchtwagengeschäft sieht anders aus."