Die IG Metall hat Volkswagen nach der zweiten Gesprächsrunde zum neuen Haustarifvertrag aufgefordert, spätestens beim nächsten Treffen Ende Februar ein konkretes Angebot vorzulegen. "Wir erwarten jetzt ein zeitnahes Angebot, über das wir dann auch verhandeln können", sagte der Bezirksleiter der Gewerkschaft für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, am Freitag.
Dass es von Unternehmensseite noch keinen Vorschlag bezogen auf die Arbeitnehmer-Forderungen gebe, sei in der Verhandlungskommission mit Enttäuschung aufgenommen worden. Es reiche nicht aus, erneut nur auf die aktuellen wirtschaftlichen Risiken zu verweisen, erklärte Gröger.
Mehr Geld, freie Tage, Ausbildungsgarantien
VW und IG Metall hatten ihre Verhandlungen zuvor auf einen dritten Termin am 23. Februar vertagt. Es geht um einen neuen Tarifvertrag für die rund 120.000 Beschäftigten der sechs westdeutschen Werke Wolfsburg, Braunschweig, Salzgitter, Hannover, Emden und Kassel sowie der VW-Finanztochter. Die Gewerkschaft fordert vier Prozent mehr Geld, mehr Umwandlung in freie Tage und weitere Ausbildungsgarantien.
VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel bekräftigte, angesichts der Doppelbelastung aus Kaufzurückhaltung und Strukturwandel sei die Sicherung zukunftsfähiger Jobs gefragt. "Gerade in Zeiten von Corona gelingt das nur, wenn wir investieren und gleichzeitig die Kosten weiter im Griff halten." Die IG Metall verlangt zudem, dass weiter 1.400 Lehrstellen pro Jahr angeboten werden. "Ausbildung ist und bleibt für Volkswagen ein zentrales Zukunftsthema", so Meiswinkel. Man werde die Gespräche dazu in einer Arbeitsgruppe vertiefen.
Betriebsratschef Bernd Osterloh sagte, es sei für ihn schwer verständlich, warum das Unternehmen sich so zögerlich zeige. Die Belegschaft habe nach der Verschiebung der Entgelt-Frage im "Not-Tarifvertrag" während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 nun Anspruch auf eine Erhöhung. De facto habe es diese seit Mai 2018 nicht gegeben. Wenn VW die Kaufzurückhaltung in der Pandemie als Grund für nötige Kostendisziplin angebe, sei es doch "das Beste, wenn die Menschen mehr Entgelt haben, das sie dann auch ausgeben können". Der 2020 laut vorläufigen Zahlen erreichte Betriebsgewinn von rund zehn Milliarden Euro sei "ein Fingerzeig", dass es VW recht gut gehe.
Gröger sagte, auch die Erweiterung von Freistellungszeiten müsse sich das Unternehmen leisten können. Meiswinkel erklärte: "Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie gehen auch an Volkswagen nicht spurlos vorüber." Neben dem schwachen Absatz belasteten die Probleme in der Halbleiter-Zulieferung. "Zudem verlangt uns die Transformation eiserne Kostendisziplin für elementare Investitionen ab." (dpa)