Die als "Killer-Kältemittel" bekannt gewordene Chemikalie R1234yf gerät erneut in die Kritik. Seit sie zum Quasi-Standard in Pkw-Klimaanlagen geworden ist, werden laut Umweltbundesamt (UBA) immer höhere Konzentrationen in der Atmosphäre nachgewiesen. Die Abbauprodukte lagern sich dauerhaft im Wasser an und können dort unter anderem Algen schädigen.
Das auch unter dem Handelsnamen 'Solstice' bekannte Kältemittel wird seit 2011 in Pkw-Klimaanlagen eingesetzt, wo es einen stärker klimaschädlichen Vorgängerstoff ersetzt. Schon bei der Einführung gab es Kritik an der Chemikalie – insbesondere der Daimler-Konzern kämpfte vor allem mit dem Argument starker Brennbarkeit gegen das Mittel. Trotzdem ist es seit 2017 mehr oder weniger Standard für alle Neuwagen in der Branche.
Nun kommt zusätzliche Kritik an den Umweltauswirkungen auf. Das Umweltbundesamt rät, auf fluorierte Kältemittel wie R1234yf künftig zu verzichten und stattdessen auf umweltverträglichere Stoffe und Verfahren zu setzen. Bei Autoklimaanlagen hieße die Alternative CO2; bislang wird das Kältemittel aber nur in wenigen, hochpreisigen Audi- und Mercedes-Modellen eingesetzt. Bei allen anderen Neuwagen ist und bleibt Solstice an Bord.
Rund 19.000 Tonnen des Stoffes dürften pro Jahr in die Atmosphäre gelangen, wenn alle Pkw in Europa mit 1234yf-Klimaanlagen ausgerüstet sind, hat bereits 2012 die schweizerische Materialprüfungsanstalt Empa prognostiziert. Die Emissionswege hat die deutsche Bundesregierung nun auf Nachfrage des Parlaments noch einmal konkretisiert: Demnach entweichen bei der Befüllung eines Neuwagens durchschnittlich drei Gramm Kältemittel. Während der Nutzungsphase verliert das Fahrzeug im Schnitt durch Leckagen und Unfälle zudem jedes Jahr zehn Prozent seiner Füllmenge. In der Entsorgung geht ebenfalls mit rund 18 Prozent ein Teil des übrigen Gases verloren. (SP-X)
Peter Novotni