Es ist noch keine drei Jahre her, da senkten pessimistische Branchenbeobachter beim Thema Detroit Motor Show den Daumen. Und für die taumelnden amerikanischen Auto-Giganten General Motors, Ford und Chrysler gleich noch ein zweites Mal. 2012 ist klar: Selten lagen die Schwarzseher so daneben. Die "Big Three" sind in Bestzeit aus der Krise gefahren und verbreiten nun für dieses Jahr Optimismus. Auch die deutschen Hersteller blicken in Nordamerika auf ein lukratives Jahr zurück und verkünden Rekordergebnisse.
Von schlechter Stimmung also keine Spur in "Motown", auch wenn die "North American International Autoshow" (NAIAS) 2012 weniger Weltpremieren (40) als 2011 vorzuweisen hat. "Klasse statt Masse" lautet die inoffizielle Devise. Besonders viele Premieren haben die deutschen Hersteller angesetzt, die mit fast einer Million verkaufter Einheiten in den USA ein prächtiges 2011 mit durchschnittlich zweistelligen Wachstumsraten hingelegt haben. Auf dem Stand von Mercedes dreht sich der neue SL im Rampenlicht. Amerika war und ist der Hauptmarkt für den Luxus-Roadster, der erstmals komplett in Aluminium gefertigt wird, bis zu 140 Kilogramm leichter ist und bis zu 35 Prozent weniger verbraucht. Der SL steht pünktlich zum Start der kommenden Cabrio-Saison im Handel bereit.
Die zweite Premiere der Stuttgarter umfasst den modularen Hybridbaukasten. Der E 400 Hybrid soll mit seinem 3,5 Liter großen V6-Benziner und 20 kW starken Elektromodul nur 149 Gramm CO2 ausstoßen, was einem Verbrauch von 6,7 Litern entspricht. Als wichtigsten Markt für die Limousine sieht Mercedes die USA. Danach folgen Japan und China. Auf Europas Straßen dagegen schickt Mercedes seinen ersten Diesel-Hybrid. Im E 300 BlueTec Hybrid, der ebenfalls in Detroit Debüt feiert, wurde der bekannte 2,2-Liter-Vierzylinder (204 PS, 500 Nm) mit einem Elektromotor gekoppelt. Verbrauch: 4,2 Liter. Mercedes spricht vom sparsamsten Oberklasse-Modell der Welt.
Nur ein paar Meter vom Mercedes-Stand lockt der Nachbar aus Zuffenhausen die erwarteten rund 750.000 Zuschauer der NAIAS. Es gab Jahre (2007 bis 2010), da hatte sich Porsche völlig von Detroit verabschiedet. "Unser Markt ist in Kalifornien", hieß es damals. Nun präsentiert der schwäbische Sportwagenhersteller in der Michigan-Metropole sogar eine echte Weltneuheit: das neue 911 Cabriolet. Die neuartige Dachkonstruktion des Elfer-Cabrios besteht aus Magnesium, öffnet oder schließt in 13 Sekunden (bis Tempo 50) und verleiht dem Wagen nun auch im geschlossenen Zustand die Silhouette des Coupés. Die Antriebstechnik spendiert das erst im November vorgestellte Coupé.
Neuer Herausforderer für Toyota Prius
Konzernmutter Volkswagen rollt in Detroit ihr zweite Hybrid-Auto auf die Bühne. Nach dem Touareg folgt im November der Jetta Hybrid, der vor allem Kunden vom Toyota Prius weglocken soll. Mit seiner Kombination aus 1,4-Liter-Turbobenziner (150 PS) und Elektromotor (27 PS) soll der VW-Hybrid einen Verbrauch nach amerikanischem Standard von 45 miles per gallon schaffen, umgerechnet etwa 5,4 Liter auf 100 Kilometer. Auf den heimischen deutschen Markt kommt das Öko-Auto erst Anfang 2013. Derzeit liegt der Hybrid-Marktanteil in Deutschland bei homöopathischen 0,4 Prozent. VW nennt noch kein Preise für den Hybrid-Jetta, will der Technik jedoch spürbar auf die Sprünge helfen, sodass eine Basis von rund 27.000 realistisch erscheint.
Auf null Emissionen und 100 Prozent Emotionen setzt VW mit seiner Studie E-Bugster, einem zweisitzigen Elektro-Käfer mit abgeflachter Silhouette, Panoramascheibe und riesigen Rädern. "Der Bugster zeigt, was wir alles mit dem Beetle auf die Beine stellen können", sagt VW-Designer Marc Lichte. Eine Serienversion ist sehr wahrscheinlich.
Detroit Auto Show 2012 - Highlights
