Daimler steigt beim Edel-Motorradbauer MV Agusta ein. Wie beide Unternehmen am Freitag mitteilten, übernehmen die Schwaben über ihre Tuning-Tocher AMG 25 Prozent der Anteile an den Italienern. Zuvor war bereits über den Einstieg spekuliert worden. Über den Kaufpreis wurde den Angaben zufolge Stillschweigen vereinbart. Die zuständigen Behörden müssen dem Vollzug noch zustimmen. Beide Unternehmen wollen demnach auch bei Marketing und Vertrieb zusammenarbeiten.
Die Kooperation mit MV Agusta soll Daimler zufolge auch die Bedeutung von AMG als Sportwagenmarke betonten. Insider hatten bereits zuvor erklärt, der Hersteller sehe eine Schnittmenge zwischen Motorradliebhabern und potenziellen AMG-Interessenten. Durch die Zusammenarbeit könnten die Schwaben künftig also neue Kunden gewinnen. "Uns bietet die Partnerschaft den Einstieg in die Welt von weiteren High-Performance-Enthusiasten", erklärte AMG-Chef Tobias Moers.
Umgekehrt soll die Partnerschaft dem Motorradbauer, der demnach in den vergangenen fünf Jahren zweistellige Wachstumsraten verbuchte, zu noch mehr Aufwind verhelfen. Der Blick geht Medienberichten vor allem in Richtung USA und Asien. Ziel von MV Agusta ist es der "Süddeutsche Zeitung" zufolge, den Umsatz in den kommenden Jahren auf 200 Millionen Euro zu verdoppeln. 2014 sollen knapp 10.000 Motorräder verkauft werden.
Bewegte Geschichte
MV Agusta mit Sitz im norditalienischen Varese beschäftigt den Angaben zufolge derzeit rund 260 Mitarbeiter. Die Wurzeln des Unternehmens reichen zwar bis ins Jahr 1907 zurück, das Motorradwerk wurde aber erst 1945 gegründet. Schnell stellten sich Erfolge im Straßenrennsport ein. Insgesamt fuhren die rot-silbernen Motorräder 270 Grand-Prix Siege ein. 2008 wurde die Marke an Harley-Davidson verkauft. Weil der US-Motorradriese aber in der Wirtschaftskrise ums Überleben kämpfen musste, kaufte die Familie Castiglioni die Firma wenig später wieder zurück und führte sie in Eigenregie weiter.
Mit Daimler wird nun erneut ein deutscher Autobauer im Motorradgeschäft aktiv: Zuletzt kaufte etwa die VW-Tochter Audi den italienischen Hersteller Ducati. Daimlers Erzrivale BMW hat eine eigene Motorradsparte. Der Autozulieferer Bosch kündigte jüngst zudem an, mit neuen Antriebssystemen im weltweiten Motorradmarkt mitmischen zu wollen. (dpa/rp)