Der Pariser Autosalon feiert 2022 nach vierjähriger Abwesenheit ein Comeback in der Paris Expo Porte de Versailles. Allerdings mit modifiziertem Format, mit Fahrzeugtests, um eine Woche verkürzte Öffnungszeit, einer starken Präsenz der Chinesen und zum ersten Mal zeitgleich mit der After-Sales-Messe Equip Auto. Leider schwänzten die allermeisten Marken die traditionsreiche PS-Show. Je mehr Zeit vergeht, desto komplizierter wird auch die Situation für die großen europäischen Ausstellungen, die unter dem Fehlen von Herstellern und heute unter einem Mangel an Komponenten leiden. Der Pariser Salon war übrigens 1898 die erste Automobilmesse der Welt.
"Wir lieben Motorshow", sagte Renault-Chef Luca de Meo zur Eröffnung. Er lässt in der französischen Hauptstadt alle Konzernmarken groß auffahren: Renault mit dem vollelektrischen B-SUV Konzeptfahrzeug 4ever Trophy sowie drei neuen Modellen (R 5, R4, Kangoo E-Tech Electric), Alpine mit dem A110 e sowie Dacia mit der Offroad-Studie "Manifesto". Zwischen 2022 bis 2025 sollen 25 noch neue Fahrzeuge folgen. Wichtig für Renault ist die Rückeroberung des C-Segments.
Stellantis stapelt tief
Konkurrent Stellantis hingegen stapelt tief und ist nur mit den Marken Peugeot, DS und Jeep vertreten. Immerhin: Die Premiere des neuen Jeep Avenger wurde groß gefeiert. Das erste vollelektrische Auto der Geländewagenmarke ist auf der Pariser Messe zum ersten Mal zu sehen. Stellantis-CEO Carlos Tavares stellte aber auch klar: "Erfolg misst sich nicht an der Teilnahme an Motorshows."
Mondial de l' Auto Paris und Equip Auto 2022
BildergalerieMit einem wohl einzigartigen Standkonzept überraschte die neue Marke Hopium mit ihrem Machina Concept. Vor drei Jahren vom Rennfahrer Olivier Lombard gegründet, will das rein französische Unternehmen 2025 mit der Serienversion einer Wasserstoff-Nobellimousine in der Normandie starten. Mit zehn Kilo Wasserstoff im Tank soll sie bis zu 1.000 Kilometer weit kommen. In die gleiche Richtung unterwegs ist das marokkanische Start-up NamX mit einem SUV, das per im Heck eingesteckten Wasserstoff-"Patronen" betankt werden kann.
Große Ambitionen
China zeigt gleich mit mehreren Herstellern Flagge. Die zwei wichtigsten sind BYD (Build Your Dream) und Great Wall Motors (GWM). Henry Meng, Präsident GWM Europa, sagte, dass Europa der wichtigste Markt außerhalb Chinas sei und man sehr erfreut sei, seine Marken Wey und Ora in Paris präsentieren zu können. Der Wey Coffee 01 wird der einzige Plug-in Hybrid am Markt, der fast 150 Kilometer elektrisch schaffen und somit 90 Prozent der durchschnittlichen, täglichen Fahrten abdecken soll.
In Deutschland startet der voll ausgestattete Coffee 01 bei 55.900 Euro, das SUV Coffee 02 folgt 2023. Ab November können Kunden in Deutschland das Auto bereits bestellen. Die Emil Frey Gruppe ist GWM-Importeur und bietet ab Frühjahr etwa 60 Verkaufsstellen an. Seit heute können auch die deutschen Kunden über die My-Wey-App ihr Fahrzeug entsprechend konfigurieren. Die rein elektrische Marke Ora zielt mit ihrem "Funky Cat" hingegen auf eine jugendliche Kundschaft ab.
BYD (Build Your Dream) startet in Europa mit drei neuen Elektroautos (wir berichteten). Der Atto 3 soll den VW ID.3 herausfordern, der Tang wird ein siebensitziges SUV und der Han wird eine Oberklasse-Limousine. Den beeindruckendsten Messestand in Paris hatte jedenfalls BYD. Auch Vinfast, der vietnamesische Hersteller, hat große Ambitionen in Europe, seine voll-elektrischen Fahrzeuge VF7, VF8, VF9 über ein breites Händler-Netzwerk zu verkaufen. Die Schweizer Firma Microlino bietet ebenfalls ein interessantes Stadtmobil mit einem Einstieg wie der früheren BMW Isetta an.
Die Mondial de l'Auto ist noch bis23. Oktober 2022 geöffnet, die Equip Auto schließt bereits einen Tag früher (22. Oktober).
C.F.