Von Armin Wutzer/AUTOHAUS
Im Rahmen einer Fahrveranstaltung am Rüsselsheimer Forschungszentrum hat Kia seine Standpunkte hinsichtlich der Elektromobilität vorgestellt. Wichtigster Punkt: Die Marke setzt – anders als etwa VW – künftig auf einen möglichst breiten Mix verschiedener Antriebskonzepte. "Wenn man das Problem Mobilität der Zukunft lösen will, muss man vor allen Dingen technikoffen sein und nicht vorab fixiert auf eine einzige Lösung", sagte Deutschland Geschäftsführer Steffen Cost. Ein Konzept, das dem Kundenbedarf nicht entspreche, sei zum Scheitern verurteilt. Viele Kunden seien aufgrund ihres dominanten Wunsches nach einem möglichst günstigen Preis, sorgenfreier Reichweite und schnellem Tanken derzeit noch nicht bereit, auf ein Elektrofahrzeug umzusteigen.
Bis E-Autos und die Ladeinfrastruktur hierzulande diese Kundenanforderungen erfüllen, arbeitet der koreanische Hersteller nach wie vor an der Weiterentwicklung klassischer Verbrennungsmotoren, um deren Verbrauch und Emissionen zu drücken. Gleichwohl will Kia die E-Mobilität vorantreiben und plant dafür beispielsweise bis 2021 ein 800-Volt-Ladesystem einzuführen sowie bis 2025 25 neue, elektrifizierte Fahrzeuge auf den Markt zu bringen.
Unter den neuen Modellen ist laut Cost auch das erste serienmäßige Brennstoffzellen-Fahrzeug der Marke. Die Palette an verschiedenen Antriebsformen ermögliche, jedem Kunden die individuell passende anbieten zu können, so der Manager. Welche das ist, hänge davon ab, wie das Fahrzeug genutzt wird, also etwa als (batteriebetriebenes) Pendlerfahrzeug für kurze Distanzen oder als (Diesel-) Dienstwagen für Langstrecken.
Kia Soul EV (2019)
BildergalerieE-Mobility-Strategie von Kia
Mit Blick auf den Umweltschutz betonte Cost: "Solange die Ladeinfrastruktur und die Ladefähigkeit der Fahrzeuge noch nicht voll entwickelt sind, und vor allem, solange rund die Hälfte des Stroms in Deutschland aus fossilen Brennstoffen erzeugt wird, ist ein reiner Elektroantrieb nicht immer die beste und sauberste Lösung." Erst wenn der Strom zu 100 Prozent regenerativ erzeugt werde, seien Elektroautos, ob batterieelektrisch oder mit Brennstoffzelle angetrieben, hinsichtlich ihrer Treibhausgas-Bilanz Verbrennern uneingeschränkt vorzuziehen.
Neben dem hohen Anteil an fossiler Energie im deutschen Strom-Mix bemängelt Kia die europäischen Abgasvorschriften. Diese hätten zwar insgesamt dazu beigetragen, die CO2-Emissionen zu senken, manche der Regelungen konterkarierten in ihrer derzeitigen Form jedoch das Reduktionsziel, hieß es. Vor allem die Berechnungsformel, mit der die zulässigen spezifischen CO2-Emissionen eines Fahrzeugs berechnet werden, steht in der Kritik. Wie viel Kohlendioxid ein Auto ausstoßen darf, bevor der Hersteller Strafzahlungen leisten muss, ist dabei unter anderem vom Gewicht abhängig. Dabei bestraft die Formel paradoxerweise überdurchschnittlich leichte und daher tendenziell umweltfreundlichere Fahrzeuge mit besonders strengen Zielvorgaben. Fahrzeuge mit einem Gewicht über 1.379,88 kg erhalten hingegen einen Bonus auf ihre CO2-Zielvorgaben, der mit zunehmendem Gewicht steigt.
A-Segment wird benachteiligt
Die strengen Abgasvorschriften für Kleinwagen machen diese jedoch teurer und damit für die Kunden unattraktiv, weshalb es nicht mehr wirtschaftlich sei, diese anzubieten. Dadurch werde das eigentlich besonders umweltfreundliche A-Segment zugunsten schwererer Fahrzeugklassen mit höherem CO2 Ausstoß benachteiligt. Insgesamt werde es dadurch 40 Prozent des Fahrzeugvolumens im A-Segment kommendes Jahr nicht mehr zu kaufen geben, prognostizierte Cost. "Macht es Sinn, das A-Segment abzuschaffen um CO2 zu sparen? Ich glaube nicht!" Die Politik habe hier die falschen Leitplanken gesetzt und müsse daher nachsteuern.
MV