Volkswagen kann seine tiefe Krise nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel durch eine transparente Aufklärung der Abgasaffäre überwinden. "Es wird jetzt viel davon abhängen, wie VW mit diesem Sachverhalt umgeht", betonte die CDU-Politikerin am Samstag in ihrem wöchentlichen Video-Podcast in Berlin. "Wenn transparent aufgeklärt wird, (...) dann kann man eine solche Sache auch überwinden." Das Unternehmen müsse sich strukturell so aufstellen, dass so etwas nicht wieder passieren könne. "Ich glaube, dass VW auch mit allen Kräften daran arbeitet."
In einer Woche stehen bei VW die nächsten Krisentreffen zum weltweiten Abgasskandal an. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird sich am Vormittag des 9. November zunächst das sechsköpfige Präsidium zusammensetzen und über das weitere Vorgehen in der Manipulationsaffäre sprechen. Anschließend steht dann die Sitzung des kompletten Aufsichtsrates an.
Ursprünglich – noch als das Diesel-Debakel hochkochte – war für den 9. November in Berlin die außerordentliche Hauptversammlung von Volkswagen geplant. Das Präsidium hatte den Termin jedoch Anfang Oktober abgesagt, weil man es weder zeitlich noch inhaltlich für realistisch hielt, "binnen weniger Wochen zu fundierten Antworten zu kommen, die den berechtigten Erwartungen der Aktionäre entsprechen". Bislang ist kein Nachholtermin bekannt.
Amnestieprogramm geplant?
Die Untersuchungen liefen derzeit weiter auf Hochtouren, sagte ein VW-Sprecher. "Das Unternehmen hat von Anfang an die Mitarbeiter aufgefordert und motiviert, ihr Wissen zur Diesel-Thematik offen zu teilen, um damit die Aufklärung des Sachverhalts voranzutreiben." Dies gelte auch weiterhin. "Ebenso wie die Tatsache, dass Volkswagen eng mit den externen und internen Ermittlern sowie den Behörden kooperiert." Einen Bericht von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR, wonach Vorstand und Aufsichtsrat von VW offenbar ein Amnestieprogramm planen, dementierte der Sprecher. "Von einer Amnestie- oder Kronzeugen-Regelung kann keine Rede sein, sie ist auch nicht notwendig."
Volkswagen hatte zugegeben, mit Hilfe einer verbotenen Software die Emissionswerte bei rund elf Millionen Fahrzeugen in Testbetrieben nach unten korrigiert zu haben. Dem Konzern drohen deshalb Strafzahlungen in Milliardenhöhe. Eine Beschädigung der deutschen Wirtschaft sieht Merkel durch die Abgasaffäre nicht. "Ich glaube nicht, dass 'Made in Germany' durch das, was bei VW passiert ist und was in der Tat man nicht auf die leichte Schulter nehmen kann, einen Kratzer bekommen hat", sagte sie. (dpa)
egon samu