Gerade mal sechs Volt Spannung und ein paar funzelige Glühlampen mussten früher reichen, um VW Käfer und Co. den Weg durch die Nacht zu weisen. Über die Jahrzehnte hat sich die Lichttechnik immer weiter verbessert, richtig hell auf der Straße wurde es aber erst in den frühen 2000er Jahren, als die Xenon-Technik Einzug ins Auto gehalten hat. Doch inzwischen sind auch die Edelgas-Leuchten wieder ein alter Hut, immer mehr Hersteller setzen jetzt auf Leuchtdioden-Technik (LED). Die braucht nicht nur weniger Energie, sondern erlaubt auch Funktionen wie das Matrixlicht: Statt wie bisher lediglich zwischen Abblend- und Fernlicht umzuschalten, schaffen die Autobauer mit der Matrix-Technik den Spagat zwischen maximaler Lichtausbeute und einem möglichst blendfreien Licht.
Der Begriff Matrix hat in diesem Fall nichts mit Keanu Reeves Abenteuern in einer virtuellen Welt zu tun. Vielmehr ist damit ein – so der Duden – "Schema von waagerechten Zeilen und senkrechten Spalten" gemeint. Genau in einer solchen Tabellen-Form sind in modernen Scheinwerfern einzelnen Leuchtdioden angeordnet. Je nach Hersteller und Preisklasse unterschiedlich viele, angefangen bei einer Handvoll in günstigeren Modellen bis hin zu weit über 100 LED in aktuellen Oberklasse-Fahrzeugen. Ganz neue Systeme, sogenannte HD- oder Beamer-Scheinwerfer, die mit LED-Halbleiterschichten arbeiten, kommen sogar auf mehrere Tausend einzelne Lichtpunkte pro Scheinwerfer.
Für die volle Lichtausbeute müssen alle LED angeknipst werden. Das ist zum Beispiel optimal, wenn man nachts alleine auf einer einsamen Landstraße unterwegs ist. So würden allerdings andere Verkehrsteilnehmer ziemlich stark geblendet und im schlimmsten Fall sogar gefährdet. Deshalb überwacht das System per Kamera, ob ein Fahrzeug entgegenkommt oder einer vorausfährt. Wird ein solches "Hindernis" erkannt, werden in Sekundenbruchteilen diejenigen Lichtpunkte, die genau diese Stelle beleuchten, abgeschaltet. Stellt man sich das Matrix-Licht als "Tabelle" auf der Straße vor, werden also einzelne Zellen abgedunkelt. Da sich aber sowohl das eigene wie auch die anderen Autos bewegen, wird der Lichtkegel fortlaufend angepasst, in dem neue Bereiche aus- und andere wieder eingeschaltet werden.
Licht fließt um Gegenverkehr herum
Der Vorteil: Das Licht fließt praktisch um den Gegenverkehr herum, ohne ihn zu blenden. Trotzdem wird so eine gute Ausleuchtung der übrigen Fahrbahn erreicht. Das klassische Fernlicht müsste man dagegen komplett ausschalten und mit normalem Abblendlicht würden auch Bereiche nicht mehr beleuchtet werden, wo niemand geblendet wird. Außerdem lässt sich mit der Matrix-Technik eine Kurvenlicht-Funktion realisieren. Auch wenn nicht die volle Beleuchtung an ist, kann die eigene Fahrbahn in Kurven trotzdem gezielt ausgeleuchtet werden. So leistet die Matrix-Technik einen Beitrag zur Sicherheit. Schließlich ist schlechte Sicht einer der Hauptunfallgründe.
Übrigens: Je mehr einzelne Leuchtpunkte in einem Scheinwerfer zum Einsatz kommen, desto präziser lassen sich Bereiche maskieren, also ausblenden – und desto größer bleibt die übrige Lichtausbeute. Besonders hochauflösenden Scheinwerfer mit sehr vielen Licht-Pixeln können sogar einen entgegenkommenden Radfahrer anleuchten, damit der Autofahrer ihn gut sieht, und gleichzeitig das Gesicht des Radlers aussparen, um ihn nicht zu blenden. Solche feinen Matrix-Netze erlauben auch nützliche Spielereien wie das Projizieren von Hinweisen, Markierungen oder Text auf die Straße und rein theoretisch könnten mit den Scheinwerfern sogar Schwarz-Weiß-Filme abgespielt werden. (SP-X)
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