Neue Autos bleiben nach Einschätzung des Duisburger Center Automotive Research (CAR) noch über längere Zeit Mangelware. In der Folge steigen die Preise, branchenübliche Rabattaktionen werden weiter zurückgefahren, prognostiziert das Institut in einer aktuellen Untersuchung. Demzufolge deuteten im November sämtliche Indikatoren auf steigende Verbraucherpreise bei Neuwagen hin. Das setze sich synchron auch bei den Gebrauchtwagen um. "Autos sind knapp und wertvoll geworden", sagte CAR-Leiter Ferdinand Dudenhöffer.
Im Einzelnen wurden die im Internet angebotenen Rabatte für frei konfigurierbare Neuwagen auf den Niedrigstand von durchschnittlich 16,9 Prozent des Listenpreises zurückgefahren. Auch ließen Hersteller und Händler weniger Fahrzeuge auf eigene Rechnung zu, um sie dann später als Sonderangebote in den Markt zu bringen. Auto-Abos wurden teurer und für weniger Modelle angeboten. Die Kunden dieser noch vergleichsweise jungen Leasing-Form einschließlich Wartung und Versicherungsleistung müssen zudem länger auf ihre Autos warten.
Grundsätzlich geht das CAR davon aus, dass die Autobranche die vom Halbleiter-Mangel verursachte Verkaufsdelle nur langsam überwinden wird. Auf dem deutschen Markt rechnet das Institut im laufenden Jahr mit einem Absatz von weniger als 2,7 Millionen Fahrzeugen, das wäre ein Rückgang von acht Prozent im Vergleich zum ohnehin schon schwachen Jahr 2020.
Erst in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres sei mit einem kräftigen zweistelligen Wachstum zu rechnen, wenn die Halbleiterkrise und mögliche Verwerfungen der vierten Covid-19-Welle überwunden seien. Dudenhöffer erwartet für das Gesamtjahr 2022 ein Wachstum um zehn Prozent auf 3,01 Millionen Einheiten.
Indien verdrängt Deutschland
Im weltweiten Vergleich seien der deutsche und der südkoreanische Markt besonders stark von dem Bauteil-Mangel getroffen worden, so der Experte weiter. Ein starkes Wachstum um 20 Prozent zeige hingegen im laufenden Jahr das wirtschaftlich aufstrebende Indien, das den deutschen Markt 2021 vom weltweiten Rang vier verdrängen werde. Die größten Automärkte haben China, die USA und Japan. Nach CAR-Einschätzung werden auch 2023 mit rund 78,8 Millionen Autos weltweit immer noch weniger verkauft als im Vorkrisenjahr 2019.