Von Michael Specht/SP-X
Sieben Jahre, in Autoleben gerechnet bedeutet dies lediglich eine Generation. Doch merkwürdigerweise wird diese Zeitspanne momentan von den Autoherstellern gerne genannt, geht es um Prognosen zur Elektromobilität. Audi bildet da keine Ausnahmen. "2025 werden wir jährlich 800.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride verkaufen, mehr als ein Drittel unser gesamten Produktion", sagte noch vor kurzem der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler. Audis Plan sieht 15 Modelle mit elektrischem Antrieb vor, wovon mindestens fünf Kompaktmodelle auf der von Volkswagen entwickelten MEB-Architektur stehen. 2020 könnte Audi den ersten von ihnen vorstellen, ein SUV in der Größe der zwischen Q2 und Q3.–
Enthalten sind unter den 15 Stromern auch jene ersten drei, die noch auf einer Solitär-Plattform basieren, wie der am 17. September in San Francisco debütierende e-tron (Markteinführung: Anfang 2019) sowie das Coupé-Derivat e-tron Sportback und der flacher gehaltene e-tron GT. Letzterer teilt sich die 800-Volt-Technik mit dem Porsche Taycan (Studie Mission E) und soll über die Audi Sport Division vermarktet werden. Designchef Marc Lichte bezeichnet den e-tron GT als das "schönste Auto", das er jemals gezeichnet hat.
Audi e-tron Vision Gran Turismo
BildergalerieBleiben noch sieben. Es handelt sich hier – da muss man keine Kristallkugel bemühen – um SUV, SUV-Coupés, Crossover und Limousinen des C- und D-Segment. Sie reichen vom Q5 bis hinauf zum Q8 und A8. Die meisten der Modelle sind optisch von den bekannten Baureihen leicht abgewandelte Versionen, aber sofort erkennbar am, wie Designchef Lichte es nennt, "invertiertem" Grill. Lichte will den Elektrofahrzeugen keine grilllose Front geben wie beispielsweise Tesla es macht. "Ein bekanntes Marken-Gesicht zu opfern wäre der falsche Weg für Audi", so Lichte. Allen größeren Elektromodellen ist zudem gemeinsam, dass sie auf der zusammen mit Porsche entwickelten, sogenannten Premium Plattform Elektrik, kurz PPE, stehen. Sie wird es als Hoch- und Flachbodenversion geben, entsprechend für SUVs und Limousinen eingesetzt. 2022 wären so der nächste Q5 und nächste Generation des A4 als vollelektrische Variante möglich.
2022 könnte der A2 e-tron folgen
Was den Ingolstädtern klar fehlt, ist ein City-EV. Und dies kann eigentlich nur ein A2 e-tron sein, Nachfolger der Öko-Ikone, die Audi zwischen 1999 und 2005 gebaut hat. 2011 startete man mit einer Studie zwar einen Versuch, doch zog mutlos zurück und überließ BMW mit dem i3 den "Vorsprung durch Technik". Angeblich soll es aber jetzt in der Design-Abteilung von Audi brodeln. Gut möglich, dass nächstes Jahr hierzu eine Studie gezeigt wird. Und falls die Finanzabteilung das Projekt nicht erneut totrechnet, hätte Audi 2022 endlich einen Elektro-A2 (Basis MEB) auf der Straße.
MEB und PPE verdrängen jedoch MQB und MLB nicht komplett, sondern werden parallel fortgeführt, weil mindestens noch eine weitere Generation konventionelle Fahrzeuge die große Mehrheit des Absatzes ausmachen. Zwei davon erscheinen noch in diesem Jahr: A1 und Q3. Beide verlieren ihr etwas pummeliges Design. Den A1 trimmt Audi auf Sportlichkeit, den Q3 auf Familie, mit mehr Platz und besserer Variabilität. Erstmals erhält er eine längs verschiebbare Rücksitzbank und sogar einen umklappbaren Beifahrersitz. Bekannt ist bereits der Q8, das neue Flaggschiff der Q-Baureihen. Als kompaktes Coupé-Derivat stellen die Bayern dem Q3 nächstes Jahr den Q4 zur Seite und hoffen, diverse X4-Kunden von BMW gewinnen zu können.
2019 kommt der neue A3, der Q6 e-tron bleibt ungewiss
Ebenfalls 2019 ist die Markteinführung der nächsten Generation des A3 dran. Das Kompaktmodell lebt nur noch als fünftüriger Sportback und als Limousine weiter. Cabrio-Liebhaber sollten daher ihr jetziges Modell nicht voreilig verkaufen, der Nachfolger fällt dem Rotstift zum Opfer. In Deutschland lag voriges Jahr der Anteil nur noch im einstelligen Prozentbereich.
Lange diskutiert wurde in Ingolstadt das Thema Q6 e-tron. Da Audis erstes Elektroauto nun lediglich e-tron heißt, bliebe somit Platz für ein weiteres SUV-Coupé, das in die Lücke zwischen Q4 und Q8 fahren könnte. Angeblich soll es noch in diesem Jahr ein "Go" oder "No" dazu geben. Gehen die Daumen nach oben, wäre mit der Markteinführung jedoch frühestens Ende 2021 zu rechnen.
Noch ein paar Jahre länger, so rechnen Experten, wird es dauern, bis die Ingolstädter das Thema Brennstoffzelle auf die Straße bringen. Prototypen liefen zwar bereits vor einigen Jahren im Versuch, das Projekt verschwand jedoch wegen viel zu hoher Kosten und der mangelnden Infrastruktur beim Wasserstoff wieder in den Schubladen. Nun allerdings zeichnet sich neues Engagement ab. Kürzlich schloss Audi mit Hyundai ein Kooperationsvertrag zur gemeinsamen weiteren Entwicklung der Brennstoffzellentechnik. Die Koreaner haben in dieser Angelegenheit den "Vorsprung durch Technik" und bieten bereits den Nexo als vollwertiges Brennstoffzellen-Auto für Privatkunden zum Kauf an.