Von Holger Holzer/SP-X
Die Marke Lincoln kämpft um jüngere Kunden. Mit der Neuauflage des Riesen-SUVs Navigator will man offiziell nun vor allem Familien locken. Doch einige Ausstattungsdetails verraten, wen man bei der Ford-Tochter eigentlich als Käufer im Hinterkopf hat.
Der nautisch angehauchte Name ist kein Zufall: Der neue Navigator ist ein echtes Schiff. Mit rund 5,35 Meter (Langversion: 5,67 Meter) Länge überragt er seinen Vorgänger noch einmal deutlich, Europas SUV-Riesen Porsche Cayenne und Audi Q7 wirken neben dem zwei Meter hohen und nahezu drei Tonnen schweren Kasten fast schon zierlich. Kein Wunder, stammt die Plattform doch vom Pick-up-Truck Ford F-150, dessen Ladefläche größer ist als die Grundfläche mancher Kleinstwagen. Entsprechend geräumig geht es innen zu, wo dank dritter Sitzreihe neben dem Fahrer bis zu fünf Passagiere richtig viel Platz haben. Weil auf Raumökonomie kaum Rücksicht genommen werden musste, gibt es vor allem für Fahrer und Beifahrer extra mächtige Sessel wie in der Flugzeug-Business-Class: mit dicken Polstern und 30 elektrischen Einstellmöglichkeiten. Die Insassen dahinter freuen sich über Rear-Seat-Entertainment, 10-fach WLAN und eigene USB-Ports.
Lincoln will mit dem erstmals seit 15 Jahren rundum erneuerten Navigator nicht zuletzt wohlhabende Familien ansprechen. Die Edelmarke des Ford-Konzerns leidet seit Jahren an behäbigem Image und überalterter Kundschaft. Mit der kürzlich präsentierten Limousine Continental und vor allem dem neuen Groß-SUV soll sich das ändern. So ganz traut man in Michigan der neuen Zielgruppe aber offenbar nicht, wie zwei ungewöhnliche Posten auf der Ausstattungsliste zeigen. Denn die breite Trittstufe, die beim Öffnen der Tür aus dem Seitenschweller herunter fährt, dürfte vor allem ältere Herrschaften ansprechen. Dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis dieser Klientel werden wohl auch die speziell beworbenen Bewegungssensoren entgegen kommen, die Alarm schlagen, sobald sich jemand Zutritt zum Fahrzeug verschaffen will.
3,5-Liter-Sechszylinder mit 450 PS
Vergleichsweise neu ist der Motor, auch wenn er bereits seit 2015 für den Vorgänger zu haben war. Dort ergänzte der 3,5-Liter-Turbo-Sechszylinder das traditionell durstige V8-Programm um ein modernes Downsizing-Aggregat, das wahlweise alle vier oder nur die hinteren Räder antreibt. An Kraft dürfte es dem Ford-Triebwerk dank 331 kW / 450 PS Leistung nicht mangeln. Auch nicht im Wettbewerb mit dem Hauptkonkurrenten Cadillac Escalade, der unverändert auf acht Zylinder setzt.
Die beiden großen SUV kämpfen seit kurz vor dem Jahrtausendwechsel um die Krone in der obersten Dickschiff-Liga der USA. Hatte Anfang der Lincoln die Nase vorn, musste er die Alternative von General Motors zuletzt ziehen lassen. Von rund 30.000 Einheiten ist der jährliche Absatz auf rund 12.000 gesunken. Der Neue soll nun wieder für Schwung sorgen und der Marke viel Geld bringen. Die Gewinnmarge im Segment der Luxus-SUV auf Truck-Plattform gilt als eine der größten überhaupt. Trotzdem oder gerade deshalb: Einen Preis nennt Lincoln noch nicht.