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Kfz-Gewerbe: Rendite weiter auf Talfahrt

14.02.2019 11:00 Uhr
Die Dieselkrise und Zulassungsprobleme bei Neuwagen machen dem Kfz-Gewerbe das Leben schwer.
© Foto: Fotolia

Trotz besserer Geschäfte verdienen die Kfz-Betriebe weniger. 2018 schrumpfte die Umsatzrendite im Schnitt auf nur noch 1,0 bis 1,3 Prozent. Dem Autohandel setzten vor allem die Diesel-Debatte und WLTP-Zulassungsprobleme zu.

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Das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) blickt auf ein herausforderndes Autojahr 2018 zurück. Zwar legten die Erlöse der Autohäuser und Werkstätten im vergangenen Jahr um 2,6 Prozent auf 179 Milliarden Euro zu. Doch blieben positive Effekte auf die Umsatzrendite aus. Im vorläufigen Durchschnitt sei sie auf 1,0 bis 1,3 Prozent gesunken, sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski am Donnerstag in Berlin. Im Vorjahr waren es noch 1,5 Prozent gewesen.

"Die nicht enden wollende Diesel-Diskussion und WLTP-Zulassungsprobleme haben dem Automobilhandel arg zugesetzt", erklärte der oberste Branchenvertreter. Umweltprämien, die zum Teil von den Händlern getragen werden, drückten die Erträge ebenso wie die Weitervermarktung von Euro-5-Dieseln.

"Es wird eine Wertvernichtung betrieben, die wir nicht länger hinnehmen können", betonte ZDK-Vize Thomas Peckruhn. Mancherorts ließen sich Euro-5-Diesel auch mit Rabatten von mehr als 30 Prozent nicht mehr verkaufen – wegen existierender oder drohender Fahrverbote. Laut Verbandsumfrage stehen auf den Höfen der Händler noch 190.000 Wagen dieser Abgasnorm im Wert von 2,9 Milliarden Euro. Peckruhn sieht einen "hysterischen Hype" um das Diesel-Thema.

Ein großes Problem sind die Leasing-Rückläufer. Ein 40 000-Euro-Auto, vor der Dieselkrise verleast, komme nun zurück und sei ein Viertel weniger wert als üblich, erläuterte Karpinski. Diese Belastung zwinge einzelne Betriebe sogar in die Knie. Im vorigen Jahr gingen 720 Betriebe vom Netz – so viele wie seit 2009 nicht mehr. 36.750 Autohäuser und Werkstätten gibt es noch. Ein weiterer Grund sei die fortlaufende Verschlankung der Händlernetze, hieß es. Dementsprechend sank auch die Anzahl der Mitarbeiter auf 441.000 (minus 1,9 Prozent).

Entspannung in Sicht

Für dieses Jahr rechnet das Kfz-Gewerbe damit, dass sich die Diesel-Problematik entspannt. Denn seit Dezember stehen die technischen Kriterien dafür fest, wie Werkstätten Autos mit Abgasreinigungssystemen nachrüsten können, damit sie in die Umweltzonen fahren dürfen. "Das wird Ruhe bringen", sagte Karpinski – und den Werkstätten Aufträge. Peckruhn warb: Bei einem drei bis vier Jahre alten Auto seien die rund 2.500 Euro sinnvoll investiertes Geld.

Peckruhn Karpinski Hülsdonk
Bilanzierten das Branchenjahr 2018: Wilhelm Hülsdonk, Jürgen Karpinski und Thomas Peckruhn (v.l.n.r.)
© Foto: Dietmar Winkler

Karpinski forderte die Hersteller von Nachrüsttechnik auf, so schnell wie möglich genehmigungsfähige Systeme zu entwickeln. "An die Automobilhersteller richtet sich unser dringender Appell, jetzt mit den Anbietern von Nachrüstsystemen zu kooperieren", so der ZDK-Präsident. So lasse sich eine schnelle und bestmögliche Anpassung dieser Systeme an die jeweiligen Fahrzeugmodelle realisieren.

In der Diskussion um die Stickoxid-Grenzwerte setzt sich der Branchenverband für eine Überprüfung ein. Karpinski: "Wir brauchen klare Aussagen zu den strittigen Themen: Wie wird die Gesundheit tatsächlich von Stickoxid belastet? Stehen die Messstellen am jeweils richtigen Platz? Sind Fahrverbote verhältnismäßig?"

Forderung nach Erweiterung der AU sinnvoll

Ausdrücklich begrüßte der ZDK die Erweiterung der Abgasuntersuchung auch auf Stickoxide. Wilhelm Hülsdonk, Bundesinnungsmeister des Kfz-Handwerks, unterstrich: "Es ist sinnvoll im Rahmen der AU auch die Konzentration von Stickoxiden zu messen." Die regelmäßige AU im Rahmen der HU habe den Sinn, die Abgasemissionen der Fahrzeuge im Fahrbetrieb zu überwachen. Das sollte möglichst für alle kritischen Stoffe geschehen. Voraussetzung sei eine praktikable Messmethode, die die Kosten der AU im Rahmen halte. Zuletzt hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gefordert, die NOX-Messung verpflichtend in die periodische AU zu integrieren.

Der Bundesinnungsmeister machte sich auch für die Hauptuntersuchung in Kfz-Betrieben stark: "Das ist ein wichtiger Kundenkontakt für Werkstätten. Die Übertragung hoheitlicher Aufgaben gehört zur Kern-DNA der Kfz-Betriebe." Laut DAT-Bericht wurden 2018 bei 58 Prozent der in Werkstätten durchgeführten Hauptuntersuchungen zugleich Reparatur- oder Wartungsarbeiten durchgeführt. Hülsdonk ermutigte die Betriebe, in die dafür notwendige Technik zu investieren, um weiterhin als Prüfstützpunkt zu fungieren. "Der Bremsprüfstand sowie der Prüfplatz für Scheinwerfereinstellung müssen den aktuellen Richtlinien entsprechen. Für die AU ist ein modernes AU-Prüfgerät mit Software gemäß dem aktuellen Geräteleitfaden notwendig."

Starkes Werkstattgeschäft

2018 hatte sich das Werkstattgeschäft positiv entwickelt: Mit Serviceleistungen erwirtschafteten die Kfz-Firmen insgesamt 33,72 Milliarden Euro – fünf Prozent mehr als 2017. Das Wachstum begründete der ZDK mit signifikant höheren Unfallreparaturkosten und dem verbesserten Wartungsverhalten der Fahrzeughalter. Mit 0,9 Wartungsarbeiten pro Fahrzeug wurde das Niveau von 2013 wieder erreicht.

Im Neuwagengeschäft konnte der Markenhandel Boden gut machen, er erreichte laut ZDK einen Anteil von 62,1 Prozent – 0,7 Prozentpunkte mehr als in 2017. Gleichzeitig erhöhte sich der Umsatz mit dem Verkauf der 2,135 Millionen Fahrzeuge um 3,6 Prozent auf 66,45 Milliarden Euro. Das Wachstum sei auf den gestiegenen durchschnittlichen Neuwagenpreis und den höheren Marktanteil des Handels zurückzuführen, hieß es.

Mit Sorgenfalten beobachtet der ZDK die Entwicklung im Online-Vertrieb, wo sich verschiedene Marktplätze zwischen die Händler und ihre Kunden drängen. Knapp jeden achte Neuwagen haben die Deutschen 2018 über Fahrzeugportale im Internet verkauft, bei Gebrauchten war es mehr als jeder vierte, wie es beim Verband hieß.

Gebrauchtwagen: Markenhandel zieht davon

Mit gebrauchten Pkw setzte der Markenhandel im abgelaufenen Jahr 57,26 Milliarden Euro um (plus 1,8 Prozent). Bei insgesamt weniger Besitzumschreibungen, aber weiterhin konstantem Marktanteil (51 Prozent) lag der Zuwachs am höheren durchschnittlichen Gebrauchtwagenpreis. Dieser stieg um 3,3 Prozent auf 15.610 Euro gegenüber dem Vorjahr an.

Im freien Handel brach der Gebrauchtwagen-Umsatz dagegen um zehn Prozent auf 9,08 Milliarden Euro ein, wie aus der Branchenbilanz weiter hervorgeht. Der Marktanteil schrumpfte um einen Prozentpunkt, der durchschnittliche Fahrzeugpreis sank um drei Prozent auf 7.890 Euro, und die Zahl der Besitzumschreibungen ging um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. (tm/rp/diwi/dpa)

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KOMMENTARE


Frank Fehling

14.02.2019 - 15:58 Uhr

Die Rendite wird sich vor erst nicht von der Talfahrt erholen.Immer wieder diese Studien von der KFZ-Innung und die schönen Vorraussagen, halte ich persönlich für bedenklich. Der KFZ-Handel ist drastisch beschmutzt worden durch den Dieselskandal und der DUH. Es herrscht Unsicherheit bei den Käufern und Käuferinnen. Markterholung vielleicht in weiter Ferne.


Kay Freisenhaus

15.02.2019 - 11:57 Uhr

Eine Umsatz Rendite in dieser Grössenordnung ist doch ein Witz. Die grossen Händlerketten müssen aufhören, die Fahrzeuge zu verschenken. Wir haben super Produkte und diese werden sinnlos und grundlos verschleudert. Das ist ruinös und hilft niemanden! Der Handel braucht dringend bessere Erträge, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Mit Erschrecken registriere ich, dass jetzt auch bei zugekauften jungen Gebrauchten Fixmargen von unter EUR 500,00 pro Einheit Realität werden. Schlimmer geht nimmer - oder will denn keiner mehr mit seinem Autohaus Geld verdienen? Viele nur noch "stückzahlgeil"? Den Hersteller freuts!


Frank Fehling

15.02.2019 - 14:05 Uhr

@ Herr Kay Freisenhaus,dem kann ich nur zustimmen. Die großen bis ganz großen Autohäuser wie zum Beispiel Emil Frey Gruppe, Gottfried Schultz Gruppe,Wellergruppe,Feser-Graf Gruppe bekommen andere Margen, wie die kleineren Betriebe. Diese großen Handelsgruppen verkaufen die Fahrzeuge zum EK und bekommen zwischen 3% bis 5% vom Hersteller. Sie werden niemals die Rabattschleuderei vermeiden können. Es geht nur um Stückzahlen und nicht mehr um Erträge. Der Hersteller geht kein Risioko ein,sondern der Händler muss immer das Risiko tragen. Auflagen und nochmals Auflagen,ansonsten ist Feierabend für den Händler. In den 90iger Jahren gab es bei Mazda 26,5% Marge und heute wesentlich weniger. Die Tricks der Autohäuser kennen keine Grenzen. Irgendwann wird dieser Markt an einer sehr schweren Grippe leiden und welches Medikament hilf denn? Bei Schmerzen fragen Sie den Hersteller.


Branchenoutsider

15.02.2019 - 16:02 Uhr

@ Kay Freisenhaus, willkommen in der Realität. Auch im NW-Geschäft werden durchgängig Geschäfte mit 500€ oder sogar weniger Restertrag gemacht. Hauptsache man hat auch hier die Stückzahl.


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