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In Brandenburg: Tesla-Produktionsstart verzögert sich weiter

10.02.2022 09:03 Uhr | Lesezeit: 5 min
In Brandenburg: Tesla-Produktionsstart verzögert sich weiter
Eigentlich wollte der US-Autobauer Tesla bereits 2021 seine Produktion in Grünheide starten.
© Foto: Alexis Georgeson/Tesla

Binnen zwei Jahren hat E-Auto-Visionär Elon Musk vor den Toren Berlins seine erste Fabrik in Europa gebaut. Für Deutschland ist das irre schnell. Trotzdem kann die Produktion noch nicht losgehen.

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Noch wachsen die Bäumchen nicht in den Himmel, die Setzlinge auf einer brandenburgischen Wiese sind noch längst kein Wald. Aber zumindest die Zahlen passen. Vor genau zwei Jahren (13. Februar) begann der US-Elektroautobauer Tesla, für sein erstes europäisches Werk vor den Toren Berlins 90 Hektar Wald zu roden. Dafür wurden nach offiziellen Angaben fast 300 Hektar neu bepflanzt. Dieses Soll ist erfüllt. Für die Tesla-Fabrik selbst stimmt das nicht unbedingt.

Zwar steht die sogenannte Gigafactory nun tatsächlich imposant bei Grünheide im märkischen Sand. Aber der von Firmengründer Elon Musk für 2021 angepeilte Produktionsstart verzögert sich weiter. Noch immer fehlt die endgültige Genehmigung des Landes Brandenburg, und die wird auch "noch einige Zeit in Anspruch nehmen", wie das Landesumweltministerium am Mittwoch mitteilte. Noch immer wird mit Umweltschützern über mögliche Störfälle und den Wasserverbrauch der Auto- und Batteriefabrik gestritten. Es bleibt unklar, wann in Brandenburg die ersten Tesla-Model Y für den Verkauf vom Band laufen.

Von Tesla ist auch zum zweiten Jahrestag wenig zu erfahren, immer nach dem Grundsatz: Wir haben nur einen Sprecher und das ist Elon. Ist die mit "vorzeitigen Zulassungen" errichtete Fabrik startklar? Wie viele der anvisierten 12.000 Beschäftigten arbeiten dort schon? Wie viele Autos wurden im Probebetrieb gebaut? "Wir führen derzeit Anlagentests durch und die laufen gut, und mehr will ich dazu aktuell eigentlich gar nicht sagen", windet sich ein Insider.

Tesla-Fabrik als "Initialzündung" für andere Unternehmen  

Musks Standortwahl hatte Ende 2019 bei vielen Euphorie entfacht. Neue Industrie, neue Arbeitsplätze, bis zu 500.000 E-Autos pro Jahr: Die Ansiedlung sei eine "der größten Investitionen in der Geschichte unseres Landes", jubelte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke damals. Landeswirtschaftsminister Jörg Steinbach (beide SPD), der engen Kontakt zu Musk hält und deshalb inzwischen "Mr. Tesla" genannt wird, hofft auf eine "Initialzündung" für viele andere Unternehmen.

Auch die Zwischenbilanz der örtlichen Wirtschaft und der Gewerkschaften fällt recht positiv aus. "Wir freuen uns, dass so eine riesige Investition in einer so wahnsinnigen Geschwindigkeit errichtet wurde", sagt Gundolf Schülke von der IHK Ostbrandenburg. Dasselbe gelte für die Versprechen des Konzerns zur Berufsausbildung von 100 bis 150 Lehrlingen pro Jahr. Die Voraussetzungen seien schnell und in hoher Qualität geschaffen worden. "Das ist wirklich klasse", sagt Schülke.

Insgesamt hatte Tesla in Grünheide nach Erkenntnissen der IG Metall im Januar schon 2.300 Angestellte. Nicht zuletzt wegen "der Dynamik von Elon Musk gehen wir davon aus, dass sich der noch ausstehende Personalaufbau in der kommenden Zeit realisieren wird", erwartet Gewerkschafterin Birgit Dietze. Jobzusagen erhielten nach Angaben der Arbeitsagentur Frankfurt (Oder) auch etwa 200 Arbeitslose, von denen rund die Hälfte zunächst von Tesla qualifiziert wurden.

Fabrik stehe teilweise im Wasserschutzgebiet 

Alles gut also? Nicht im Mindesten, sagen Umweltschützer und andere Tesla-Kritiker. Ihre Bedenken: Die Fabrik stehe zum Teil im Wasserschutzgebiet, was Risiken der Verschmutzung berge. Zudem könnte der Wasserverbrauch des Werks von bis zu 1,4 Millionen Kubikmetern pro Jahr die Versorgung der Region mit Trinkwasser beeinträchtigen. Vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder) läuft eine Klage von Umweltverbänden, die auch Tesla berühren könnte.

Auch wegen der vielen Einwände zog sich das Genehmigungsverfahren in die Länge. Allerdings hat auch Tesla für Verzögerungen gesorgt, denn zunächst wurde nur das Autowerk angemeldet und erst später die angegliederte Batteriefabrik. Antragsunterlagen der Firma seien unvollständig gewesen oder verändert worden, sagt Tesla-Kritiker Michael Ganschow, Landesgeschäftsführer der Grünen Liga Brandenburg. Das Landesamt für Umwelt prüft nun offensichtlich penibel, denn die Kritiker lauern auf Formfehler und andere Möglichkeiten, mit Klagen einzuhaken.

Weltweit ist Tesla auf der Erfolgsspur, und das trotz der globalen Chipkrise und Problemen in den Lieferketten. Der lange verlustreiche E-Auto-Pionier verzeichnet rasantes Wachstum und schaffte 2021 seinen zweiten Jahresgewinn seit der Firmengründung 2003. Unterm Strich verdiente Musks Konzern nach eigenen Angaben 5,5 Milliarden Dollar (4,8 Milliarden  Euro) und damit 665 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Erlöse kletterten um 71 Prozent auf 53,8 Milliarden Dollar.

Steigender Konkurrenzdruck 

Doch der Konkurrenzdruck steigt. Aufgeschreckt durch den Aufstieg des US-Überfliegers greifen jetzt auch finanzstarke Branchengrößen wie der Volkswagen-Konzern und General Motors mit milliardenschweren Investitionen im Elektro-Segment an. Tesla ist stark auf neue Fabriken wie in Grünheide oder im texanischen Austin angewiesen, um seine Marktposition zu verteidigen. Will Musk seine ambitionierten Wachstumsziele erreichen, muss die Produktion rasch weiter steigen.

Tesla ist mit einem Börsenwert von zuletzt knapp 950 Milliarden Dollar der am Kapitalmarkt mit Abstand am höchsten gehandelte Autobauer weltweit. Doch seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs im allgemeinen Abwärtstrend um über zehn Prozent gefallen. Musk drückte Ende Januar auf die Bremse: "Wir werden keine neuen Fahrzeugmodelle vorstellen in diesem Jahr".

Selbst wenn die endgültige Baugenehmigung für Grünheide demnächst vorliegen sollte, ist das aus Sicht der örtlichen Bürgerinitiative gegen Tesla nicht das letzte Wort. Es hätten sich "Strukturen des Widerstandes entwickelt", sagt BI-Sprecher Steffen Schorcht. "Dieser Protest wird nach einer finalen Baugenehmigung weiter zunehmen, um weitere Ausbaustufen der Gigafactory und Folgeprojekte zu verhindern." Die Ökopartei ÖDP ist sogar sicher: "Am Wasser wird das Tesla-Projekt scheitern." Das Unternehmen und die Landesregierung halten das für Unsinn. Bisher konnten Klagen Tesla nicht aufhalten, auch nicht die gegen die Waldrodung vor zwei Jahren.

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