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Hoffnung nach Abgas-Skandal: Schafft VW in den USA die Wende?

01.11.2017 09:18 Uhr
Hinrich J. Woebcken
Hinrich Woebcken, Nordamerika-Chef von VW, sieht große Wachstumschancen.
© Foto: Knorr-Bremse AG

Die Diesel-Affäre ist noch nicht abgehakt, doch Volkswagen schöpft auf dem US-Markt wieder Zuversicht. Die Verkäufe steigen kräftig, der Nordamerika-Chef gibt ehrgeizige Ziele vor.

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Von Hannes Breustedt, dpa

Als "Dieselgate" im September 2015 aufgedeckt wurde, schien Amerika für Volkswagen endgültig verloren. Die Wolfsburger steckten auf dem US-Markt ohnehin schon in der Krise, durch den Abgas-Betrug wirkte die Lage dann völlig hoffnungslos. Gut zwei Jahre später keimt jedoch neue Hoffnung auf. Die Verkäufe in den USA steigen wieder – zuletzt sogar kräftig. "Dieses Land liebt es, eine zweite Chance zu geben", freut sich Nordamerika-Chef Hinrich Woebcken. Etwas komplexer sind die Gründe allerdings schon.

"Die richtigen Autos zum richtigen Zeitpunkt" seien entscheidend dafür, dass VW in den USA wieder auf Wachstumskurs sei, meint Woebcken. Nachdem Analysten dem Unternehmen jahrelang eine verfehlte Produktpolitik vorwarfen, setzt die neueste Modelloffensive mit den SUV Atlas und Tiguan auf familientaugliche Stadtgeländewagen. Neben Pick-up-Trucks stehen solche Fahrzeuge in der Gunst der US-Kunden ganz oben. Man habe also endlich die richtigen Lösungen gefunden, versichert Woebcken: "VW verändert sich."

Es wird kräftig nachgeholfen

Noch ist es zu früh, um zu sagen, ob der Plan aufgehen wird – die Hoffnungsträger Atlas und Tiguan des Modelljahrgangs 2018 starteten gerade erst richtig in den Verkauf. Doch der Auftakt verlief schon einmal verheißungsvoll, wie die ersten Absatzzahlen zeigten. Das liegt allerdings auch daran, dass mit kräftigen Kaufanreizen nachgeholfen wird. So wirbt Volkswagen in den USA nicht nur mit günstigen Preisen, sondern auch mit einem großzügigen Garantie-Angebot, von dem deutsche Kunden nur träumen können.

Für die meisten Neuwagen bietet VW in den USA inzwischen eine kostenlose Herstellergarantie auf eine Fahrleistung von umgerechnet über 115.000 Kilometern und einen Zeitraum von sechs Jahren. "Wir machen unsere Angebote sehr konkurrenzfähig", räumt Woebcken ein. Zum Vergleich: In Deutschland kann die zwei Jahre währende Garantie gegen Bezahlung auf fünf Jahre und maximal 150 000 Kilometer verlängert werden. Beim Tiguan etwa kostete das zuletzt 1.725 Euro.

Ein Grund für die üppigen Anreize ist, dass VW sich bemüht, nach der Diesel-Misere das Vertrauen der US-Kunden zurückzugewinnen. Der Skandal um gefälschte Abgaswerte bei Hunderttausenden Autos wirkt sich in mehrfacher Hinsicht auf die Absatzentwicklung aus. So hatte die Abgas-Affäre die Verkaufszahlen zwischenzeitlich zweistellig einbrechen lassen – der Aufwärtstrend in diesem Jahr ist teils also auch den schwachen Vergleichswerten aus dem Vorjahr geschuldet.

Zudem musste sich der Konzern gegenüber US-Sammelklägern zu hohen Entschädigungszahlungen und teuren Rückkäufen zahlreicher Dieselwagen mit Manipulations-Software verpflichten. Auch wenn VW diese Vergleiche mit Milliarden bezahlt, führen sie letztlich zu steigenden Verkaufszahlen bei Neuwagen. Denn ein erheblicher Anteil der Kunden, die ihre alten Autos zurückgeben, legt sich – nicht zuletzt dank attraktiver Sonderangebote – anschließend gleich einen neuen VW zu.

Künftig zwei neue US-Modelle pro Jahr

Woebcken sieht große Wachstumschancen. Ende September versprach er den US-Händlern, das Unternehmen dauerhaft auf Erfolgskurs zu bringen. Sein Plan sieht vor, in absehbarer Zukunft jeweils zwei neue US-Modelle pro Jahr herauszubringen. Der Nordamerika-Chef gibt sich kämpferisch: "Unser Ziel ist es nicht nur, im US-Markt mitzuspielen, sondern von einem Nischen-Akteur zu einer wirklich relevanten Massenmarke zu werden."

Auch wenn die Verkaufszahlen davon noch ein erhebliches Stück entfernt sind, sieht 2017 in den USA bislang nach einem guten Jahr für VW aus. Im September legte der Absatz im Vorjahresvergleich um über 33 Prozent auf 32.112 Neuwagen zu. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres wurde VW 9,6 Prozent mehr Autos bei US-Kunden los, während der Gesamtmarkt Einbußen verzeichnete.

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