Autos werden in Zukunft digitaler und elektrischer. Das wird sich auch auf die Technik und die Integration wichtiger Komponenten wie den Bremsen auswirken. Bremsen gehören zu den Spezialitäten des japanischen Zulieferers Hitachi Astemo, der seine Komponenten auch für Autohersteller in Europa entwickelt. Zu den künftigen Produkten wird auch ein elektro-mechanisches Bremssystem gehören, Smart Brake genannt, das von 2028 an in Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen soll.
Sie wurde auf eine stark elektrifizierte und digitalisierte Autozukunft hin ausgerichtet, in der viele mechanische durch elektronische Systeme ersetzt werden, was unter anderem dabei helfen soll, Produktionskosten zu senken. Die Smart Brake setzt zum Beispiel auf vollelektrische By-wire-Technik, die den Verzicht auf Bremsflüssigkeit und -leitungen sowie Bremskraftverstärker und ESP-Einheit erlaubt. Stattdessen löst der Druck aufs Pedal einen elektrischen Befehl aus, den vier softwaregesteuerte Bremseinheiten über Aktuatoren an jedem Rad individuell und direkt umsetzen. Neben kürzeren Reaktionszeiten verspricht Hitachi Astemo einen geringeren Wartungsaufwand, fahrzeuginterne Fehlerdiagnose sowie die feinere Abstimmung von Regelsystemen wie dem Schleuderschutz. Speziell in E-Autos soll das künftige Bremssystem für weniger Verbrauch und damit mehr Reichweite sorgen.
Eine Besonderheit elektrifizierter Antriebssysteme ist zum Beispiel die Möglichkeit der Energierückgewinnung per Rekuperation. Der dabei Strom erzeugende Antrieb wird Teil des Bremssystems, in dem die klassischen Radbremsen weniger stark beansprucht werden, was auch Einfluss auf das Anforderungsprofil der Bremsen hat. Theoretisch könnten die Bremsen kleiner und leichter werden. Speziell für E-Autos ist im Sinne der Reichweitenmaximierung außerdem eine Reduzierung von Reibung ein nicht ganz unwichtiger Aspekt, der ebenfalls Berücksichtigung findet. Doch im Vordergrund werden weiterhin die Anforderungen an die Sicherheit stehen: "Natürlich stellen wir trotzdem die maximale Performance sicher, um zu garantieren, dass ein schnelles und voll beladenes Auto sicher und effektiv gebremst wird", erklärt Thibault Hoguet, Testchef "Bremssysteme" des Zulieferers.
Thibault Hoguet arbeitet zusammen mit rund 450 Mitarbeitern in einem Bremsenentwicklungs- und Testzentrum im französischen Drancy nahe Paris. Hier durchlaufen von die von Hitachi Astemo für verschiedene Autohersteller entwickelten Bremssysteme einen vielstufigen Entstehungsprozess, der von der virtuellen Entwicklung mit intensiven Simulationen über Hardware-Labor- und Prüfstandtests bis zum praktischen Einsatz auf dem Testgelände im nahegelegenen Mortefontaine reicht.