Von Mario Hommen/SP-X
Derbe Pick-up-Trucks für Felsen, Furten oder Fegefeuer, scharf gemachte Mustangs oder topmoderne Versionen betagter US-Klassiker – auf der bis zum 2. November stattfindenden Tuningmesse SEMA in Las Vegas ist wieder für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei.
Ein weiterhin wichtiger Trend der SEMA ist das Restomod-Tuning, also das Restaurieren von Oldtimern bei gleichzeitiger Modernisierung ihrer Technik. Beispielhaft dafür ist eine Chevelle Laguna aus dem Jahr 1973, an der Chevrolet exemplarisch aufzeigt, was neue Motoren in alten Autos bewirken können. So wurde dem Oldie ein modernes 6,2-Liter-V8-Herz der Corvette ZR1 verpflanzt, dessen mehr als 750 PS die betagte Chevelle dank umfangreicher Fahrwerksmodifizierungen sogar einigermaßen sicher auf die Straße bringen dürfte. Ansonsten wurde der 45 Jahre alte Ami-Schlitten mit einer Außenlackierung in Metallic-Schwarz, neuen LED-Scheinwerfern und fetten Goodyear-Reifen mit leuchtend roten Schriftzügen veredelt.
Der mit der Chevelle verwandte Camaro darf auf der SEMA ebenfalls nicht fehlen. Hersteller Chevrolet präsentiert sogar ein kleines Facelift der aktuellen Version, welches dem legendären Mustang-Konkurrenten unter anderem Zehngang-Automatik, Kollisionsverhinderer oder die neue Außenfarbe Shock Yellow beschert. Zudem hat Chevrolet zwei Dragster-Camaro seiner Copo-Tuningabteilung (Central Office Production Order) vorgestellt. 2019 feiert Copo sein 50-jähriges Bestehen, weshalb es den Copo Camaro als Editionsmodell geben wird, der mit neuem 4,9-Liter-V8 und mächtigem Kompressor in der kommenden Saison auf Viertelmeilen-Jagd gehen darf. Zusätzlich wird in Las Vegas als Konzeptfahrzeug der eCopo gezeigt, also ein Dragster-Camaro mit E-Antrieb, der jedem Tesla locker davoneilen soll. Dank zweier E-Motoren von BorgWarner mit zusammen über 700 PS knackt der eCopo laut Chevrolet die Vierteilmeile in neun Sekunden.
Ford Mustang in vielen optimierten Versionen
Ein anderer Pony-Car-Klassiker, der Ford Mustang, ist ebenfalls in seiner jüngsten Ausbaustufe in vielen optimierten Versionen in Las Vegas vertreten. So etwa ein schwarz lackierter und mit lila Streifen als auch lilafarbenen 20-Zoll-Rädern aufgepeppter Mustang GT von Galpin Auto Sports. Er zeichnet sich unter anderem durch Performance-Fahrwerk, Frontsplitter, Wide-Body-Kit, Heckspoiler und einen, mittels eines Roush-Kompressors, deutlich erstarkten Fünf-Liter-V8-Motor aus. Diesem Aggregat will etwa CJ Pony Parts mit gleicher Zwangsbeatmungstechnik mehr als 700 PS entlocken. In diesem Fall wurde der grau-schwarze Mustang GT Fastback mit kupferfarbenen Akzenten, 20-Zoll-Rädern in Satingold, Wide-Body-Kit und Frontsplitter aufgehübscht. Überrollkäfig, Recaro-Performance-Sitze und ein Getriebe mit verkürzten Schaltwegen sorgen zusätzlich für Motorsport-Feeling. Das ist beim Mustang GT von CGS Motorsport weniger ausgeprägt, wenngleich es sich auch hier um ein extrem hochgezüchtetes Sportmobil handelt. Diesen Eindruck vermitteln etwa die 22-Zoll-Räder, hinter denen 41-Zentimeter-Bremsscheiben mit Sechskolbenbremszangen von Brembo durchschimmern. Selbstredend gibt es Extra-PS dank Roush-Kompressor. Außerdem hat CGS eine LED-Illumination innen und außen installiert, die unter anderem den Boden unter Fahrzeug erstrahlen lässt.
Ein vielfach anzutreffender und oft wild aufgemotzter Ford ist die Pick-up-Ikone F-150 samt vieler größerer Brüder aus der F-Serie. Dank Twinturbo über 1.000 PS stark ist ein von ZB Customs gepimpter F-150, der sich so besonders gut als Driftmaschine einsetzen lässt. Ebenfalls in diese Leistungsregion dringt der Freak-O-Boost genannte F-150 von Full-Race Motorsports mit seinem 3,5-Liter-V6-Benziner vor. Nur unwesentlich schwächer ist der von Speedkore per Kompressor-Zwangsbeatmung von ursprünglich rund 400 auf über 900 PS erstarkte V8. Hingegen ist ein F-350 Super Duty mit 6,7-Liter-Diesel mit 456 PS und fast 1.300 Newtonmeter Drehmoment nach Ansicht von Extang bereits werksseitig ausreichend mit Leistung gesegnet. Bei ihrem Tuningprojekt stand vielmehr die Nutzwertigkeit im Vordergrund, denn die großzügige Ladefläche verwöhnt bei Ausflügen in die Wildnis mit OLED-Fernseher, Kühlschrank, Grill und Spieltisch. Ebenfalls mit einem unveränderten Diesel zeigt das Wilderness Collective einen zum Expeditionsmodell umfunktionierten F-250, der unter anderem ein Dachzelt und eine Enduro mit sich führt. In ähnlicher Weise den Freizeitwert im Fokus hat der Umbau eines F-150 von Transfer Flow, der mit zwei Kajaks und Scheinwerfer-Batterie auf dem Dach sowie einer Lagerfeuer-Airbrush-Lackierung und Unterboden-Beleuchtung romantisches Abenteuer weit abseits jeder Zivilisation verspricht.
Ford Ranger mit Dachzelt
Auch vom kleineren Pick-up Ranger zeigt Ford ein Füllhorn individualisierter Versionen. Base Camp heißt eine für Touren durch schweres Gelände optimierte Variante, die neben allerlei verfeinerter Allradtechnik auch ein Dachzelt mitführt. Für noch viel härtere Abenteuer gedacht ist der Xbox Ranger von Addictive Desert Designs, dem dank einer extremen Fahrwerkshöherlegung, BFGoodrich-Reifen und robuster Front- und Heckschürzen kein Hindernis zu groß sein dürfte. Wer genug von Holperpisten hat, kann sich in diesem Ranger zur Abwechslung an einer Xbox-Spielkonsole vergnügen, deren Bild auf einem 42-Zoll-Display angezeigt wird.
SEMA 2018
BildergalerieAbgesenkter Ram
Auch RAM zeigt, was man so alles aus dem Pick-up 1500 machen kann. Die konzerneigene Tuningabteilung Mopar hat zum Beispiel das 1500 Rebel Concept realisiert, welches dank Höherlegungs-Kit und speziellen 18-Zoll-Offroad-Reifen von Goodyear weitere fünf Zentimeter über den Dingen steht und zudem mit verstärktem Unterbodenschutz, schwarzen Alu-Trittbrettern und einem Trägerbügel hinter der Fahrgastkabine aufgewertet wurde. Außerdem sorgt ein Powerdome in der Motorhaube dafür, den über 400 PS starken 5,7-Liter-V8 mit zusätzlicher Frischluft zu versorgen. Statt mit einer Hochlegung zu mehr Geländekompetenz zu verhelfen, hat Mopar den Ram 1500 Big Horn Low Down abgesenkt und auf sportliche 22-Zöller gestellt, was helfen dürfte, die ebenfalls über 400 PS des Hemi-V8 besser auf den Asphalt zu bringen.
Flach gemachte Autos sind in ebenfalls größerer Zahl auch von Lexus auf der SEMA vertreten, wie etwa ein RC350 F Sport von Cross Country Custom, der mit schicken 20-Zoll-Vossen-Felgen, Sportfahrwerk und Unterbodenbeleuchtung auf hart getrimmt wurde. Noch drastischer wirkt ein dunkelgrau lackierter Lexus LS F Sport mit schwarzen 22-Zoll-Rädern von Work Wheels, Performance-Bremsen von Brembo und einem Body-Kit von Artisan Spirit. Auch das SUV-Modell UX 250h wurde abgesenkt und mit bis zum Anschlag die Radkästen ausfüllenden Alurädern, Sportauspuff sowie einem Rund-um-Spoilerlippen-Kit von Nia Auto Design aufgewertet.
Deutsche Hersteller wie VW bleiben vom Verschlimmbesserungswahn der Amis selbstverständlich nicht verschont. Mehrfach getroffen hat es etwa den biederen Jetta, der in einer Version von Jamie Orr extrem aggressiv daherkommt. Dank eines in drei Stufen höhenverstellbaren Sportfahrwerks kann sich die Limousine sehr flach machen, was dann die 20-Zoll-Räder tief in die Radkästen sinken lässt. Spoilerwerk, Brembostopper mit Sechskolbenzangen sowie Recaro-Sitze innen runden den sportlichen Trimm ab. Den Tuning-Flair der 80er- und 90er-Jahre versprüht ein von Air Design umgebauter Jetta SEL, der etwa 19-Zoller trägt, die DTM-inspirierten Hockenheim-Rädern aus den 90er-Jahren ähneln. Außerdem im Vintage-Look ist die dreifarbige Grafik in den Flanken gehalten. Ebenfalls mit Zusatzstreifen optisch hervorheben kann sich ein von H&R getunter Jetta, der unter anderem mit Spoilerschmuck, H&R-Sportfahrwerk und 19-Zoll-Räder Rotiform BUC optisch die Muskeln spielen lässt.