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Halbjahresbilanz: Daimler schafft Gewinnziele fürs Pkw-Geschäft

23.07.2015 15:30 Uhr
Der Anschluss an die Rivalen Audi und BMW ist von langer Hand geplant. Dieses Mal könnte es Daimler zumindest in einem Punkt gelungen sein.
© Foto: Andreas Gebert/picture alliance / dpa/lby

In punkto Profitabilität könnte Daimler seine Rivalen Audi und BMW im abgelaufenen Quartal schon übertroffen haben. Nächstes Ziel ist dann der Absatz. Einen großen Hebel hat der Autobauer immer noch in China.

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Der Stuttgarter Autobauer Daimler sieht trotz schwächerer Wachstumsaussichten in China keinen Anlass zur Sorge. "Auch in China hat Mercedes-Benz allen Grund zur Zuversicht", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag. Alle Prognosen gingen nach wie vor von Wachstum aus, wenn auch mit einer gewissen Abschwächung. Er sehe die Gefahr von Überkapazitäten unter normalen Entwicklungen deshalb nicht. In diesem Jahr sollte der Markt in China noch einmal deutlich zulegen, so die Erwartung des Autobauers.

Die Vereinigung der chinesischen Autohersteller (CAAM) hatte ihre Vorhersage für den Absatz auf dem weltgrößten Fahrzeugmarkt in diesem Jahr jüngst von bisher sieben auf nur noch drei Prozent heruntergeschraubt. Daimler profitiert auf dem chinesischen Markt allerdings von einer Art Sonderkonjunktur. Im Juni verkauften die Schwaben in China 38,5 Prozent mehr Autos, während der Absatz der Erzrivalen Audi und BMW schwächelten. Die Schwaben drängten später auf den für die Autobauer so wichtigen Markt, jetzt haben sie - so Experten - noch einen gewissen Neuigkeitswert. Nach Einschätzung von Zetsche dürfte das anhalten.

"Wir sehen natürlich, dass der Markt in seiner Wachstumsdynamik nachgelassen hat", sagte Zetsche. Das Ziel sei aber weiterhin, in China deutlich mehr als 300.000 Autos zu verkaufen. Audi will in diesem Jahr trotz der Schwäche doppelt so viele Autos loswerden. Im ersten Halbjahr waren es bei Daimler 165.000 - während Audi auf 274.000 und BMW auf 230 000 kam. Generell sei eine "Kaufzurückhaltung chinesischer Kunden im gehobenen Marktsegment deutlich spürbar", sagte ein Audi-Sprecher. 

Man habe in der Vergangenheit das Potenzial nicht ausgeschöpft, räumte Zetsche ein und sieht darin nun gerade die Chance der Schwaben. "Das gilt so für die Wettbewerber nicht." Zuletzt investierten die Stuttgarter verstärkt in ihr Händlernetz und fertigt inzwischen zu großen Teilen vor Ort.

Vertriebsvorstand Ola Källenius sagte dem Magazin "Börse Online", der Optimismus für den chinesischen Markt werde sich "in der Produktion niederschlagen, über eine Erhöhung der Stückzahlen und die Lokalisierung weiterer Baureihen, etwa in der Kompaktklasse." 

Absatzrekord geplant

Dabei geht Daimler weltweit für das laufenden Jahr inzwischen von einer schwächeren Autokonjunktur aus. Für den gesamten Pkw-Markt erwarten die Stuttgarter nur noch ein Plus von zwei Prozent - bislang waren es drei Prozent. Daimler will seinen Absatzrekord von 2014 in diesem Jahr trotzdem einstellen. Allein im zweiten Jahresviertel verkaufte Daimler gut eine halbe Million Autos. 

Daimlers Erlöse stiegen dank der starken Autoverkäufe und des schwachen Dollars im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 19 Prozent auf 37,5 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente Daimler mit 2,4 Milliarden Euro etwa acht Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte um 20 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro.

Im Lkw-Geschäft, das etwa 17 Prozent seiner Umsätze ausmacht, konnte Daimler seine Profitabilität gegenüber dem Vorjahr steigern. Vor allem in den USA und Europa lief das Geschäft gut. Für den Heimatkontinent rechnet der Autohersteller für den Gesamtmarkt inzwischen mit einem deutlicheren Plus als bislang.

Marge über zehn Prozent

Im Kerngeschäft mit Autos lag die operative Marge, der Anteil vom Gewinn am Umsatz, erstmals seit vier Jahren über der Zielmarke von zehn Prozent. "Jetzt geht es darum, dieses Niveau nachhaltig zu sichern", sagte Zetsche. Grund für Daimlers Gewinnentwicklung ist das Absatzplus und ein Sparprogramm, das in diesem Jahr seine volle Wirkung entfaltet. Nord/LB-Analyst Frank Schwope rechnet damit, dass sich die nächsten zwei Geschäftsjahre als "relativ ertragreich" darstellen dürften.

Das erklärte Ziel von Daimler ist es allerdings, die Rivalen Audi und BMW auszustechen - nicht nur bei der Profitabilität, sondern auch bei Umsatz und Absatz. Im letzten Punkt müssen die Stuttgarter sich noch recken - vor allem in China.

In einem Punkt werden die deutschen Oberklasse-Hersteller aber wohl erstmal an einem Strang ziehen: "Sie verfolgen ja beispielsweise auch in den Zeitungen, dass wir derzeit versuchen, eine Plattform gemeinsam mit den Mitbewerbern in Deutschland zu akquirieren, die uns die Kontrolle über die Plattform erlaubt, die wir für autonomes Fahren einsetzen werden. Genau auch aus diesen Gründen", sagte Zetsche im Zusammenhang mit Fragen zum Datenschutz beim Autonomen Fahren. Nach Informationen von "Manager Magazins" und "Wall Street Journal" bekommt Daimler zusammen mit Audi und BMW den Zuschlag für Nokias Kartendienst Here für rund 2,5 Milliarden Euro. Bislang haben die drei Autobauer sich zu dem Bericht nicht geäußert. Auf die Frage nach einem möglichen Abschluss schon in der kommenden Woche lautete die Antwort von Finanzchef Bodo Uebber: "Kein Kommentar." (dpa)

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KOMMENTARE


andra

23.07.2015 - 12:23 Uhr

Man kann sagen, was man will - Dieter Zetzsche hat nicht nur eine mutige Prognose abgegeben, sondern er scheint sie mit seinem Team auch erfüllen zu können. Die Produkte sind so modern und attraktiv wie vielleicht noch nie in der Geschichte des Sterns und zunehmend ist Mercedes in der öffentlichen Wahrnehmung auch einfach eine coole Marke. Schön zu sehen, dass das nassforsche Selbstverständnis der AUDI-Macher, die Mercedes bereits abgehängt und sich lediglich noch im Zweikampf mit BMW wähnten, hier auf eine ganz andere Realität trifft. Im deutschen Markt bleibt abzuwarten, wie sich die gravierenden Veränderungen im Retail auswirken werden. Zu hoffen ist, dass es dem Hersteller auf dem Heimatmarkt nicht nur um die Erreichung von Mengenzielen bei hoher eigener Wirtschaftlichkeit geht, sondern ein stärkerer Focus als derzeit auf die wirtschaftlichen Qualität und Profitabilität des Retails gelegt wird.


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