General Motors (GM) zieht Chevrolet 2016 vom europäischen Markt ab. Wie der US-amerikanische Autobauer am Donnerstag bekannt gab, sollen damit die Marken Opel und Vauxhall gestärkt und der Druck auf dem hartumkämpften Markt verringert werden. GM hat die einschneidende Entscheidung erst in der Nacht zum Donnerstag getroffen. Wie zu hören war, nahm auch Opel-Chef Karl-Thomas Neumann an dem Treffen in Detroit teil.
GM begründete den Schritt mit dem sich verändernden Geschäftsmodell und der wirtschaftlich schwierigen Situation in Europa. Die Fahrzeuge dümpeln seit Jahren bei etwa einem Prozent Marktanteil; Opel und die britische Schwester Vauxhall kommen auf sechs Prozent. In den ersten zehn Monaten 2013 verkaufte Chevy in Europa (EU und Efta) nach Zahlen des Branchenverbands Acea knapp 126.000 Fahrzeuge - 17,4 Prozent weniger als im Vorjahr. "Die Finanzergebnisse sind inakzeptabel", sagte GM-Vize und Opel-Aufsichtsratschef Stephen J. Girsky.
Chevrolet in Europa war nie eine Erfolgsgeschichte. Die meist in Korea gebauten Kleinwagen kamen Mitte der 1990er Jahre zunächst unter dem Namen Daewoo nach Europa – die GM-Tochter versuchte ihr Glück mit Kopien alter Opel-Modelle wie dem Kadett, der Dawoo Nexia hieß. 2005 bekam die Marke das Emblem der ur-amerikanischen Marke Chevrolet verpasst. Zuletzt hatte das Fabrikat auf dem Kontinent 520 Beschäftigte und 1.900 Händler. In Deutschland vertreten rund 350 Autohäuser und 180 reine Servicebetriebe die Marke.
"Europa ist für GM ein Hauptmarkt, der von einer Stärkung der Marken Opel, Vauxhall und künftig auch Cadillac profitieren wird", sagte GM-Chef Dan Akerson. "Für Chevrolet bedeutet das, dass wir unser Investment darauf fokussieren, wo die Wachstumschancen am größten sind." Chevrolet werde künftig in Europa nur noch US-Ikonen wie die Corvette verkaufen. Lediglich in Russland und den sogenannten GUS-Staaten sollen weiter auch die Kleinwagen auf dem Markt bleiben. Die höher platzierte GM-Marke Cadillac soll künftig ihr Engagement in Europa ausweiten. So sei in den kommenden drei Jahren eine Modelloffensive sowie die Erweiterung des Händlernetzes geplant.
Garantien, Teile und Services
Der Europachef von Chevrolet, Thomas Sedran, begründete den Rückzug mit der schwachen Marktentwicklung in West- und Osteuropa: "Wenn wir nach vorne schauen, sehen wir, dass es für Chevrolet Europa sehr schwer werden würde." Die Marke werde jedoch allen Verpflichtungen gegenüber den Kunden nachkommen: "Unsere Kunden können sicher sein, dass wir für alle Fahrzeuge, die bis Ende 2015 verkauft werden, Gewährleistung, Teile und Service bereitstellen werden."
Die künftigen Schritte würden eng mit den Händlern in Europa abgestimmt, hieß es. Doch über das Aus der Marke waren die Partner offenbar nicht vorab informiert. Der deutsche Importeur und der Händlerverband VDOH waren zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
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