Die 40.000 Beschäftigten von Opel haben einen neuen Vorkämpfer: Der Betriebsrat am Stammsitz Rüsselsheim hat den Soziologen Wolfgang Schäfer-Klug am Freitag zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt. Der 50-jährige Darmstädter wird damit Nachfolger von "Mr. Opel" Klaus Franz, der elf Jahre lang der oberste Arbeitnehmervertreter bei dem Autobauer war.
Auf Schäfer-Klug dürften schon sehr bald harte Verhandlungen mit dem Management der Opel-Mutter General Motors zukommen. Der US-Konzern will endlich Gewinne in Europa sehen und dafür die Kosten weiter drücken. Denn Opel steckt auch wegen der schwachen Entwicklung am europäischen Automarkt weiter tief in den roten Zahlen. Noch in diesem Monat werde das Management einen neuen Unternehmensplan vorlegen, sagte Schäfer-Klug. Der müsse dann mit dem Betriebsrat besprochen werden. Dabei dürfe allerdings nicht an bestehenden Verträgen gerüttelt werden, die betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen bis 2014 ausschließen.
Spekulationen um angeblich bereits laufende Verhandlungen über einen neuen Lohnverzicht der Mitarbeiter verwies Schäfer-Klug ins Reich der Fabeln: "Es gibt keine Gespräche über Lohnverzicht oder gar um eine Gegenleistung für irgendwelche Chevrolet-Produktionen." Die verschobene Tariferhöhung um 2,7 Prozent werde im Februar wie geplant umgesetzt. "Daran wird nicht gerüttelt." Die Beschäftigten hätten bereits einen absolut beachtenswerten Sanierungsbeitrag geleistet. Die Kosten könnten auch gesenkt werden, ohne den Mitarbeitern direkt in den Geldbeutel zu fassen, sagte der promovierte Soziologe.
Medien hatten zuvor unter Berufung auf IG Metall-Kreise berichtet, das GM-Management biete den Opelanern als Gegenleistung für einen Lohnverzicht an, die Chevrolet-Fertigung für den europäischen Markt zum Teil aus Asien nach Europa zu verlegen. Die Gewerkschaft hatte die Gerüchte ebenfalls als falsch bezeichnet und betont, es werde auch in absehbarer Zeit keine Verhandlungen darüber geben.
Wahl zum Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats noch im Januar
Allerdings sieht der Betriebsrat in der Produktionsverlagerung von Chevrolet-Modellen durchaus eine gute Chance, die Kapazitäten in Europa besser auszulasten. Auch GM-Manager hatten mehrfach über diese Möglichkeit nachgedacht, dafür aber größere Verkaufszahlen der US-Marke in Europa zur Voraussetzung gemacht. Um den Hersteller wieder in die Spur zu bringen, war im Zukunftsvertrag von 2010 vereinbart worden, dass die Beschäftigten bis 2014 jährlich einen Beitrag von 265 Millionen Euro zur Rettung des Herstellers leisten. Knapp 177 Millionen Euro davon entfielen auf die Mitarbeiter in den vier deutschen Werken.
Das SPD-Mitglied Schäfer-Klug hat bereits zu Jahresbeginn den Vorsitz im Europäischen Arbeitnehmerforum von Franz übernommen. Zudem soll er noch im Januar zum Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrats aller vier deutschen Opel-Werke und zum stellvertretenden Vorsitzenden im Opel-Aufsichtsrat gewählt werden. Wie sein Vorgänger fordert er, dass GM Opel Exportmärkte außerhalb Europas eröffnen müsse. Darüber werde er im Aufsichtsrat intensiv mit dem GM-Management um Aufsichtsratschef Stephen Girsky sprechen. Franz hatte Schäfer-Klug vor zwölf Jahren von der Technischen Universität Darmstadt als strategischen Berater des Betriebsrats zu Opel geholt. Dem Opel-Betriebsrat gehört Schäfer-Klug seit 2010 an. (dpa)