Die Debatte um saubere Luft soll dem Filterexperten Mann+Hummel lang erwartetes Geschäft bescheren. "Wir haben schon vor zehn Jahren Prototypen für Bremspartikelfilter gebaut", sagte Firmenchef Werner Lieberherr im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Doch damals interessierte sich niemand dafür. "Die Zeit muss reif sein", so Lieberherr. "Jetzt sind wir in Gesprächen mit den Autoherstellern. Wir haben bereits eine Kooperation mit einem Bremsenhersteller."
Mann+Hummel beteiligt sich wie andere Firmen in Stuttgart an Projekten, um die Luft an neuralgischen Punkten wie dem Neckartor sauberer zu machen. Dort hat die Firma beispielsweise in einem Pilotprojekt Säulen mit Feinstaubfiltern aufgestellt. Die Diskussion um saubere Luft werde nicht nur in Deutschland geführt, sagte Lieberherr. "Wir diskutieren auch in China, Indien, Korea und Japan mit den Behörden vor Ort."
Neben den Filtersäulen setzt Mann+Hummel vor allem auf Feinstaubfilter, die direkt an den Fahrzeugen angebracht werden können. Denn ein Großteil des Feinstaubs im Straßenverkehr entsteht auch durch Abrieb von Reifen und Bremsen.
Säulen sollen auch Stickoxide filtern
"In der Öffentlichkeit findet gerade eine Diskussion um Stickstoffdioxide statt", sagte er. "Feinstaub ist aber das größere Problem, weil die ultrafeinen Partikel irreversibel im menschlichen Körper bleiben." Dennoch plant Mann+Hummel im ersten Quartal, einige stationären Säulen so auszulegen, dass sie auch Stickoxide filtern können.
In der Diskussion um Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge werden häufig Stickoxide als Problem herausgestellt. Das Umweltbundesamt geht von einer gesundheitsschädlichen Wirkung aus - vor allem für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen. Viele Experten halten aber die Folgen von Feinstaub für noch schwerwiegender.
Welchen Effekt die Stimmung für saubere Luft auf das Geschäft des Filterspezialisten haben wird, sei schwer abzuschätzen. "Das wird gewiss einmal zu Umsatz führen, aber die gesellschaftliche Bedeutung wird erst einmal größer sein als der Umsatzbeitrag." Die Firma mit Sitz im baden-württembergischen Ludwigsburg beschäftigte zuletzt mehr als 20.000 Mitarbeiter und kam auf 3,9 Milliarden Euro Umsatz.
Neben Industriefiltern und Innenraumfiltern für Autos nimmt das Thema saubere Luft größeren Raum ein. "Wir verstärken den Bereich Life Sciences und Environment. Das ist wichtig, damit wir konkurrenzfähig bleiben", sagte Lieberherr. In dem Bereich macht Mann+Hummel bislang rund sieben Prozent vom Umsatz - etwa 350 Millionen Euro. "Das wollen wir ausbauen in den nächsten Jahren."
"Um die eine oder andere Rationalisierung werden wir nicht herumkommen"
Der Firmenchef, der erst im November die Leitung des Familienunternehmens übernommen hat, will die Organisation straffen. 2018 drückten Währungseffekte auf das Ergebnis, so dass es ähnlich ausfallen werde wie im Vorjahr. "2019 wollen wir bei der Profitabilität etwas zulegen", so Lieberherr. "Der Preisdruck insgesamt ist hoch. Um die eine oder andere Rationalisierung werden wir nicht herumkommen." Schon in den vergangenen Jahren hatte Mann+Hummel immer wieder Stellen eingespart.
Im Unternehmen will Lieberherr aber vor allem Hierarchien abbauen. "Wir brauchen kurze und schnelle Entscheidungen. Und könnten näher am Kunden sein", so der Firmenchef. Vor allem in Asien sehe er Verbesserungspotenzial. "Dort spielt momentan die Musik." Intern habe er neue Kommunikationsstrukturen eingeführt, um mehr Transparenz zu schaffen. Gleichzeitig plant Lieberherr weitere Übernahmen: "Wir brauchen eine kritische Masse", sagte er. (dpa)