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Fahrbericht Subaru Solterra: Loch im Tank

21.02.2023 09:45 Uhr | Lesezeit: 3 min
Der Solterra fällt mit Design und seiner physischen Präsenz durchaus auf.
© Foto: Subaru

Wenn Toyota und Subaru mit reichlich Verspätung ins E-Auto-Business einsteigen, sollte man einen großen Wurf erwarten. Doch der Praxistest mit dem Solterra zeigt: Das ist zumindest in einer Hinsicht nicht gelungen.

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2022 war fast jeder fünfte neuzugelassene Pkw in Deutschland ein E-Auto. Stromer sind mittlerweile etabliert und zudem ein großes Geschäft für die Hersteller. Insofern wurde es für Subaru allerhöchste Zeit, ebenfalls ein Elektromodell zu bringen. Solterra heißt dieser nun frisch gestartete, erste Vollstromer des Herstellers. Der Japaner, übrigens weitgehend identisch mit dem Toyota bZ4X, ist ein imposantes und optisch attraktives Fahrzeug geworden. Doch in einem für E-Autos sehr wichtigen Aspekt bleibt der Neuling deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Mit 4,69 Meter ist der SUV-Crossover in etwa so lang wie ein Kombi der Kompaktklasse, mit 1,65 Meter überragt er einen solchen allerdings in der Höhe deutlich. Auch dank mächtiger 20-Zoll-Räder, Robustheit suggerierender Plastikverkleidungen und etwas unharmonischer Proportionen hebt sich der Subaru auffällig von anderen Autos dieser Klasse ab. Das wuchtige Äußere ist kein leeres Versprechen, denn der 450-Liter-Kofferraum lässt sich dank einer geteilt umlegbaren Rückbanklehne großzügig erweitern. Wie viel Liter maximal reinpassen, verrät Subaru nicht. Doch das Platzangebot ist üppig. Im XL-Kofferraum können sich jedenfalls Erwachsene mit ausgestreckten Beinen langmachen. Alternativ genießen auf der Rückbank sitzende Fondgäste viel Kniefreiheit, zumal trotz Allradantrieb keine Kardantunnel-Auswölbung den Fußraum einengt. Und auch vorne sitzt man alles andere als beengt.


Subaru Solterra

Subaru Solterra Bildergalerie

Das Cockpit bietet einen ungewöhnlichen Mix moderner und klassischer Einrichtungselemente. Wie mittlerweile üblich, gibt es zentral im Armaturenbrett einen großen Touchscreen für das schnell und flüssig arbeitende Infotainmentsystem. Über den Lenkradkranz hinweg blickt man auf ein kleines, aber informatives Farbdisplay, welches fahrrelevante Details ähnlich wie ein Head-up-Display ins Blickfeld des Fahrers rückt. Doch anders als bei vielen anderen Herstellern mittlerweile leider üblich, bietet der Solterra noch allerlei Direkttasten. Der Arbeitsplatz präsentiert sich dadurch nicht ganz so aufgeräumt, wie es bei E-Fahrzeugen heute üblich ist. Gut gelungen sind Ergonomie, Verarbeitung und Materialmix der von uns getesteten, 61.000 Euro teuren Topausstattung. Ein Preis, dem das Qualitätserlebnis im Fahrzeug durchaus gerecht wird, wenngleich sich in dieser Preisregion auch noch feiner gemachte Innenwelten finden.

Zwei Motoren, ein großer Akku

Seinen nicht gerade kleinen Preis verdankt der Solterra auch einem potenten E-Antrieb mit zwei Motoren und einem großen Akku. 71,4 kWh klingen nach üppigen Praxisreichweiten, dieses Versprechen allerdings wird nicht eingehalten. Selbstredend ist der große, schwere, allradgetriebene und 160 kW / 218 PS starke Subaru nicht ganz so effizient wie ein elektrischer Kleinwagen, was die offizielle WLTP-Reichweite von 416 Kilometer der von uns getesteten Version Platinum Plus bereits andeutet. Doch ganz gleich wie sehr wir uns auch bemühten, praktisch konnten wir nicht mal ansatzweise in diese Reichweiten-Regionen vordringen.

Mit vollgeladenem Akku zeigte der Bordcomputer bei Fahrtantritt bis zu 390 Kilometer Aktionsradius an. Den ersten Reichweiten-Schock versetzte uns die Klimaanlage. Wird diese aktiviert, lösen sich auf Knopfdruck trotz Wärmepumpe mehr als 20 Prozent Reichweite in Luft auf. Aus 390 wurden auf einen Schlag 290 Kilometer. Weil eine über 300 Kilometer lange Autobahntour vor uns lag, haben wir bei 12 Grad Außentemperatur deshalb die Klimaanlage wieder ausgeschaltet. Doch selbst mit Tempo 100 und im Eco-Modus kamen wir inklusive kleinem Sicherheitspuffer nur 220 Kilometer weit.

Verstörend war dabei zudem die fehlende Verlässlichkeit der Prognose. Klima aus, maximal 100 km/h, moderate Außentemperaturen – bei anderen E-Autos lässt sich so oftmals sogar mehr als zunächst vom Bordcomputer berechnet rausholen. Doch hier war das Gegenteil der Fall. Der nächsten Ladesäule-Stopp wurde stets deutlich früher erzwungen als man angesichts erster Bordomputer-Berechnungen anfänglich hoffen durfte. Angesichts einer derartigen Reichweitendegression würde man bei einem Verbrenner wohl ein "Loch im Tank" vermuten.

100 Kilometer über 10 Euro

Den niedrigsten Verbrauchswert haben wir mit rund 24 kWh pro 100 Kilometer gemessen. Wird das Reisetempo auf immer noch moderate 120 km/h erhöht und die Klimaanlage aktiviert, bewegt sich der Verbrauch um 30 kWh. Selbst wenn man halbwegs günstig zuhause Strom tankt, werden 100 Kilometer mit dem Solterra also über 10 Euro kosten. Wird an Schnellladern entlang der Autobahnen getankt, können auch 15, 18 oder mehr Euro anfallen. Aktuell ist man da mit einem Diesel günstiger unterwegs.

Der Solterra wiegt deutlich über zwei Tonnen, die von einem zweimotorigen Allradantrieb in Schwung gebracht werden. Sparwunder sollte man schon allein deshalb nicht erwarten. Allerdings bleibt auch der Fahrspaß überschaubar. Der Sprint auf Tempo 100 dauert zwar 6,9 Sekunden, maximal sind aber auch nur 160 km/h möglich. Zumindest in Hinblick auf den Durchzug fühlt man sich aber ansatzweise souverän. In der Elektro-Szene gibt es allerdings spritzigere Zeitgenossen. Als angenehm erlebten wir den serienmäßigen Allradantrieb vor allem auf winterlichen Straßen, denn die sogenannte Grip Control nimmt Schnee jeglichen Schrecken. Typisch für die Marke, ist der Allradantrieb alternativlos, eine nur frontgetriebene Variante, wie sie Toyota für das Schwestermodell anbietet, offeriert Subaru gar nicht erst.

Laden: Tempo bei Wechselstrom enttäuschend

Schnelles Laden meistert der Japaner aber nur teilweise überzeugend. Das beste Ergebnis war ein Aufladen von 10 auf 80 Prozent an einem 150-kW-Hypercharger in 35 Minuten, in denen 44 kWh in die Akkus strömten. Enttäuschend ist das Tempo bei Wechselstrom, denn das Bordsystem erlaubt hier derzeit maximal 7,4 kW.

Positiv beeindruckt der Solterra mit seiner Ausstattung, die bereits in der 57.500 Euro teuren Basis sehr umfangreich ist. Wer 3.500 Euro drauflegt, erhält Vollausstattung. Mit acht Airbags, Abstandstempomat, Klimaautomatik, Sitzheizung, Fernlichtassistent, 360-Grad-Kamerasystem, elektrischer Heckklappe, Navigation, Ladeschale oder dem Panorama-Glasschiebedach wird der Subaru dann auch höheren Ansprüchen gerecht. Außerdem wirkt das Fahrzeug solide, fährt leise, komfortabel und angesichts der vielen Assistenzsysteme fast schon von selbst. Eigentlich wäre der Solterra damit ein perfektes Langstreckenauto. Doch statt als Elektro-Neuling in zeitgemäße Reichweiten-Regionen vorzudringen, fährt der Subaru in dieser Disziplin leider selbst betagteren E-Modellen hoffnungslos hinterher.

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