Die Halbleiterengpässe und die daraus resultierenden Folgen werden sich noch weit in das kommende Jahr ziehen. Die Erholung in einzelnen Branchen werde angesichts der verschiedenen Ursprünge der Probleme unterschiedlich verlaufen.
Die Autohersteller etwa seien durch einen "perfekten Sturm" mit einer Kombination aus technologischem Wandel und Corona-Effekten besonders hart getroffen worden. Als die Auto-Nachfrage zu Beginn der Pandemie absackte, habe die traditionell mit geringen Lagerbeständen agierende Branche die Bestellungen bei den Chip-Anbietern zurückgefahren.
"Nachdem später im Jahr eine Markterholung einsetzte, wollten sie wieder mehr Chips kaufen - doch die Hersteller haben die Kapazitäten inzwischen zu anderen stark nachgefragten Produkten umgeschichtet."
Ein Problem speziell für die Autobranche sei zudem, dass sie sich bereits bei der Entwicklung heutiger Fahrzeug-Modelle vor einigen Jahren auf bestimmte Halbleiter-Konfigurationen festlegen musste - für die zudem erhöhte Anforderungen an die Ausfallsicherheit gälten.
"Der Spielraum zum Ausweichen auf Alternativen ist entsprechend schmal." Außerdem habe die Autobranche mit Dutzenden Millionen Fahrzeugen pro Jahr viel weniger Marktmacht als etwa die Smartphone-Anbieter, die Chips für hunderte Millionen Geräte bräuchten.
Zur Auslastung der vorhandenen Chipwerke habe auch die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Notebooks mit dem Arbeiten und Lernen von Zuhause in der Pandemie beigetragen, betonte Priestley. Dadurch wurden auch wieder mehr einfache Halbleiter gebraucht, wie sie etwa in Netzteilen zum Einsatz kommen. Gerade in diesem Bereich seien die Kapazitäten aber über Jahre abgebaut worden - und könnten nicht in kurzer Zeit wieder aufgebaut werden.