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Elektrosportwagen-Flut: Die Spaß-Stromer kommen

21.06.2020 11:09 Uhr
Der Lotus Evija gehört zu den spektakulärsten E-Sportwagen-Projekten überhaupt.
© Foto: Lotus

Elektrische Antriebe sind eigentlich prädestiniert für den Einsatz in sportlichen Autos. Doch rein elektrisch angetriebene Sportwagen waren lange Zeit die Ausnahme. Das wird sich schon sehr bald ändern.

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Von Mario Hommen/SP-X

Als Tesla 2008 den Serienbau des Elektrosportwagens Roadster wagte, löste dies einen regelrechten Hype aus. Diverse Start-ups und auch etablierte Hersteller stellten in dieser Zeit recht ähnliche Projekte vor, die allerdings schnell wieder versandeten. Mit dem Produktionsende des Ur-Tesla 2012 gab es eigentlich keine rein elektrisch angetriebenen Sportwagen mehr. Doch das wird sich ändern: Der große Aufbruch der Autoindustrie in das Zeitalter der E-Mobilität wird von einer regelrechten Flut von E-Sportlern flankiert. Diese beschert uns in den kommenden zwei Jahren etliche zum Teil sehr schnelle Spaß-Stromer.

Bereits am Markt angekommen ist der Taycan von Porsche. Allerdings kann man hinterfragen, ob es sich um einen Sportwagen oder Gran Turismo handelt. Die Eckdaten sind da nicht ganz eindeutig: So kann der 2,4 Tonnen schwere und fast fünf Meter lange Viersitzer in der 560 kW / 761 PS starken Topversion Turbo S aus dem Stand auf 100 in 2,8 Sekunden sprinten, maximal sind allerdings nur 260 km/h drin. Dank 83,7 kWh Nettobatteriekapazität sollen rund 400 Kilometer Reichweite möglich sein. Diese Variante kostet über 185.000 Euro, alternativ gibt es den abgespeckten 4S für rund 106.000 Euro.

Es könnte in Zukunft noch günstigere E-Sportler von Porsche geben. Zumindest hat im März Vorstandsmitglied Michael Steiner in einem Interview mit dem Car Magazine verraten, dass derzeit an E-Sportler im Boxster- oder Cayman-Format gearbeitet wird.

Der Taycan dient übrigens auch als technische Basis für ein elektrisches Sportwagenmodell von Audi. Vermutlich noch in diesem Jahr wird dieser als E-Tron GT auf den Markt kommen. Technik und Preise werden dem Porsche-Pendant ähnlich sein. Ob die für 2022 erwartete Neuauflage des R8 elektrisch wird, scheint hingegen fraglich. Wahrscheinlicher ist derzeit ein hybridisierter Antrieb für die dritte Generation des Supersportwagens. Dafür sprechen auch die noch in weiter Ferne liegenden Elektro-Ambitionen von Audi-Tochter Lamborghini.  

Ganz anders sieht das beim Sportwagenhersteller Lotus aus, der dank chinesischer Investoren den spektakulären Evija zur Serienreife entwickelt hat. Das über 2,3 Millionen teure Hypercar bietet vier Motoren mit zusammen 2.000 PS, die einen Sprint auf 300 km/h in rund 9 Sekunden erlauben, maximal sollen 320 km/h drin sein. Der trotz 70-kWh-Batterie unter 1,7 Tonnen schwere Zweisitzer soll 400 Kilometer Reichweite bieten. Zwar will Lotus nur 130 Evija bauen, doch ist dies nur der Auftakt einer breiteren E-Modelloffensive der Briten.

Ähnlich übermotorisiert wie der Evija ist der C-Two des kroatischen Elektrospezialisten Rimac. Auch hier kommen vier Motoren mit 1.408 / 1.915 PS zum Einsatz, die einen Sprint auf 100 in unter zwei Sekunden sowie maximal 412 km/h erlauben. Die Batterie fällt mit 120 kWh groß aus, was im Gegenzug 650 Kilometer Reichweite verspricht. Der Preis des für 2020 angekündigten Flachmanns soll bei über eine Million Euro liegen, die Stückzahl wird ähnlich niedrig wie beim Evija sein.

Als technisch engen Verwandten des Rimac wird Pininfarina in diesem Jahr den Battista auf den Markt bringen. Die technischen Eckdaten sind mit dem Rimac-Schwestermodell weitgehend identisch, der Preis soll allerdings bei rund zwei Millionen Euro liegen. Auch hier wird die Serie auf lediglich 150 Fahrzeuge begrenzt.

Rimac bringt seine Kompetenz nicht nur in den Pininfarina-Flitzer ein, sondern bald auch in Sportwagenprojekte von Hyundai und Kia. 2019 haben die Hyundai Gruppe und Rimac eine offizielle Partnerschaft verkündet, mit dem Ziel, einen elektrischen Mittelmotorsportwagen zu entwickeln, der schon zeitnah unter dem sportlichen Hyundai-Label N antreten soll. Anders als viele teure Leuchtturmprojekte soll dieses Modell sogar für mehr Menschen erschwinglich sein. Auch Kia will einen E-Sportler bereits 2021 anbieten. Technische Daten wurden bislang nicht verraten, optisch soll sich der E-Sportler an dem 2019 vorgestellten Konzeptfahrzeug Imagine orientieren.


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Einen bezahlbaren E-Sportwagen will auch Honda vermutlich 2022 in Europa auf den Markt bringen. 2017 haben die Japaner mit der Studie Sports EV einen Ausblick auf ein solches Modell gegeben, das technisch auf dem bereits in Deutschland verfügbaren Kleinwagen EV basiert.

Deutlich konkreter ist man wiederum bei Gumpert mit dem Projekt Nathalie, dessen Fertigung noch in diesem Jahr anlaufen soll. Der gut 400.000 Euro teure Sportwagen bietet als Besonderheit eine Methanol-Brennstoffzelle, die zusammen mit der Batterie eine System-Kapazität von 190 kWh und damit über 800 Kilometer Reichweite bereitstellt. Nathalie wird von vier E-Motoren mit 400 kW / 544 PS Gesamtleistung angetrieben. Damit erreicht der 1,8-Tonner in 2,5 Sekunden Tempo 100. Dank zweier Zweigang-Getriebe soll zudem eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h drin sein.

Nur 50 Exemplare zum Preis von je 3,5 Millionen Euro sind vom Aspark Owl geplant. Finanzier dieses Projekts ist der japanische Mischkonzern Aspark, gebaut wird der 99 Zentimeter hohe Flachmann von der Manifattura Automobili Torino. Der viermotorige Antrieb soll eine Leistung von 1.480 kW / 2.012 PS und rund 2.000 Nm Drehmoment freisetzen, was eine Sprintzeit aus dem Stand auf 100 km/h in 1,69 Sekunden ermöglicht. Die 300-km/h-Marke fällt nach 10,9 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit des 1,9-Tonners müsste jenseits der 400 km/h liegen. Eine 64-kWh-Batterie erlaubt bis zu 450 Kilometer Reichweite.

Eine andere neue Sportwagenmarke heißt Apex. Erstes Modell ist der für Ende 2022 angekündigte Elektrosportwagen AP-0. Dessen 484 kW / 650 PS starker E-Antrieb erlaubt den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h in gut 2,5 Sekunden sowie eine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h. Trotz 90 kWh-Batterie soll der AP-0 nur 1,2 Tonnen wiegen. Als Reichweite werden 515 Kilometer genannt. Die Preise sollen bei umgerechnet knapp unter 200.000 Euro starten.

Ebenfalls für 2022 angekündigt wurde der Elektrosportwagen Mark Zero von Piëch Automotive. Dabei handelt es sich um einen 4,43 Meter langen Zweitürer mit klassischer GT-Silhouette, der dank drei jeweils 150 kW / 204 PS starken E-Motoren in 3,2 Sekunden Tempo 100 erreichen soll. Maximal sind 250 km/h drin. Die Reichweite soll 500 Kilometer betragen. Der Preis könnte bei 150.000 bis 170.000 Euro liegen.

Ähnlich teuer dürfte der wohl ebenfalls erst 2022 verfügbare Tesla Roadster 2 werden. Damit kehrt das US-Unternehmen zu seinen Wurzeln zurück. Eigentlich sollte der E-Flitzer bereits in diesem Jahr durchstarten, doch Elon Musk hat jüngst in einem Interview angekündigt, andere Projekte zu priorisieren. An den eindrucksvollen Daten dürfte sich hingegen wenig ändern: Der Sprint auf 100 km/h soll gut zwei Sekunden dauern, die Höchstgeschwindigkeit bei 400 km/h liegen und die Reichweite vierstelliges Niveau erreichen.

Vermutlich noch vor Tesla wird Maserati seinen ersten rein elektrischen Sportwagen 2021 auf den Markt bringen. Dabei wird es sich um den Nachfolger der kürzlich eingestellten Baureihe GranTurismo/GranCabrio handeln. Die Neuauflage wollen die Italiener auch in einer rein elektrischen Antriebsvariante anbieten. Daten wurde allerdings noch nicht genannt.

Doch das sind noch längst nicht alle Neuankündigungen: Karma Automotive aus den USA verfolgt gleich mehrere E-Sportwagen-Projekte. Vom Karma Revero abgeleitet, will das US-Unternehmen Drako zudem den auf 25 Exemplare limitierten 900-kW-Flitzer GTE auflegen. Die Tochter des chinesischen SAIC-Konzerns MG hat zudem einen Sportwagen namens E-Motion angekündigt. In Finnland plant darüber hinaus das Start-up Tritium den Bau eines Mittelmotor-Sportwagens. Und ein Start-up aus Bulgarien namens Kinetic will einen Leichtbau-E-Flitzer namens 07 anbieten, der auf dem Carterham 7 basiert.

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