China hat im ersten Halbjahr 2016 seine Rolle als weltweiter Leitmarkt für Elektromobilität ausgebaut. Laut einer aktuellen Untersuchung des Center of Automotive Management (CAM) wurden seit Januar rund 170.000 E-Fahrzeuge in der Volksrepublik neu zugelassen. Das waren mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. Der Marktanteil legte auf 1,5 Prozent zu. "Allerdings sind die Zuwächse des chinesischen Marktes mit Vorsicht zu interpretieren, da es hohe Anreize und teils betrügerische E-Auto-Zulassungen in einzelnen Regionen gibt", schränkte CAM-Leiter Prof. Stefan Bratzel am Freitag ein.
Zweitgrößter Markt für E-Mobile waren in den ersten sechs Monaten die USA, wo die Zahl der Neuzulassungen um gut ein Viertel auf rund 66.000 stiegen. Die Plug-in Hybride (plus 61,5 Prozent) konnten der Studie dort zufolge stärker zulegen als die reinen Elektroautos mit nur rund sechs Prozent Plus. In Europa bestätigte Norwegen seinen Sonderstatus als Nummer eins mit 22.000 neuen E-Fahrzeugen. Dank direkter und indirekter Förderung kam das kleine Autoland auf eine Marktanteil von 28 Prozent.
In Deutschland fällt die bisherige E-Auto Bilanz 2016 dagegen ernüchternd aus: Der Marktanteil stagnierte nach CAM-Angaben bei 0,6 Prozent. Zwar stiegen die Zulassungen von Plug-in-Hybriden in der ersten Jahreshälfte auf 6.100 Fahrzeuge an. Gleichzeitig schrumpfte aber die Zahl der neuen Batterieautos auf gerade einmal 4.357 Stück.
Institutsleiter Bratzel führt die Kaufzurückhaltung zum Teil auf das im Juli gestartete Förderprogramm für Elektroautos zurück. Allerdings seien bei den Behörden seither auch nur 936 Anträge eingegangen. "Die Elektromobilität leidet primär nicht an einem Nachfrage-, sondern an einem Technologieproblem", betonte der Experte. "Gelöst werden muss das R.I.P.-Problemcluster Reichweite, Infrastruktur, Preis." Die reale Reichweite müsse auf mindestens 350 bis 500 Kilometer erhöht werden. Zudem müsse zügig eine ausreichend dichte Schnellladeinfrastruktur aufgebaut werden. (rp/dpa)