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Elektroantriebe: Umstellung kostet Zehntausende Jobs

05.06.2018 13:36 Uhr
Elektroantriebe: Umstellung kostet Zehntausende Jobs
Laut einer Studie kostet die Umstellung auf Elektroantriebe Zehntausende Jobs.
© Foto: Bosch

Elektromotoren brauchen meist weniger Einzelteile als Verbrenner, sie können daher von weniger Menschen gebaut werden. Eine neue, besonders detaillierte Untersuchung zeigt weitreichende Auswirkungen für die Arbeit in der Autobranche - und mögliche Lösungsansätze.

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Die Umstellung auf Elektroabtriebe könnte Zehntausende Beschäftigte in der deutschen Autoindustrie die Jobs kosten. Dies ist das Ergebnis einer am Dienstag vorab veröffentlichten Fraunhofer-Studie, für die die wichtigsten deutschen Hersteller und Zulieferer Produktionsdaten zur Verfügung stellten.

Das härteste Szenario geht dabei von einem Neuwagen-Elektroanteil von 90 Prozent im Jahr 2030 aus. Demnach würde mehr als die Hälfte der rund 210.000 Menschen, die derzeit noch Motoren und Antriebe in Deutschland bauen, ihre Arbeit verlieren. Insgesamt waren in der deutschen Autoindustrie im vorigen Jahr 840.000 Beschäftigte tätig.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann geht zwar von einem verzögerten Umbau aus, weil der Aufbau der Lade-Infrastruktur seiner Einschätzung nach nur langsam vorankommt. Doch auch unter der Annahme eines Elektroanteils von 40 Prozent dürfte der Untersuchung zufolge im Jahr 2030 jeder dritte Antriebs-Job wegfallen, wenn die allgemeinen Produktivitätsfortschritte berücksichtigt sind. Auch andere Branchen wie Stahlhersteller oder Maschinenbauer würden getroffen.

Politik müsse Wandel flankieren

Die Ergebnisse böten aber keinen Grund zur Angstmacherei, sondern zeigten, dass die Herausforderungen zu bewältigen seien, meinte der Gewerkschafter. "Die Politik muss den notwendigen Strukturwandel durch eine zielgerichtete Industrie- und Beschäftigungspolitik flankieren, die Unternehmen müssen vor allem mit einer massiven Qualifizierungsoffensive dafür sorgen, dass die Beschäftigten in diesem Wandel nicht unter die Räder kommen", erklärte Hofmann. Die IG Metall gehört neben dem Verband der Automobilindustrie (VDA) ebenfalls zu den Initiatoren der Studie.

In einzelnen Regionen könnte es ohne ein Gegensteuern zu heftigen Problemen am Arbeitsmarkt kommen. Bosch-Konzernbetriebsrat Hartwig Geisel weist beispielsweise auf die Werke im saarländischen Homburg und im fränkischen Bamberg hin, deren 13.000 Beschäftigte nahezu ausschließlich Teile für Verbrennungsmotoren bauen. "Da wird die Luft extrem dünn. Neue Technologien müssen hier angesiedelt werden, um die industrielle Basis zu erhalten", mahnt der Arbeitnehmervertreter. Fraunhofer-Studienleiter Oliver Riedel sieht auch kleinere, auf Verbrennungsmotor-Komponenten spezialisierte Zulieferer gefährdet.

"Zelle ist Kolben von morgen"

Kern der E-Mobilität ist die Batterie, die bislang vor allem in den Händen chinesischer und südkoreanischer Hersteller ist. "Die Zelle ist der Kolben von morgen", mahnt Hofmann, um Kompetenzen langfristig zu sichern. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh setzt sich dafür ein, dass zumindest die nächste Batterie-Generation der Feststoffzelle in Europa gebaut wird. Jetzt noch in die konventionelle Lithium-Ionen-Technologie zu investieren, hält er für falsch.

Auf den Wandel hin zu E-Antrieben seien die Unternehmen vorbereitet, erklärte der VDA. Gerade die mit der Elektrifizierung verbundenen Beschäftigungseffekte verlangten eine gemeinsame Anstrengung von Industrie, Gewerkschaft und Politik. Der Verband warnte vor zu ehrgeizigen Klimaschutzzielen und verlangte eine angemessene Berücksichtigung der beschäftigungsintensiven Plug-in-Hybride als Übergangstechnologie. Zudem müsse der Aufbau der Ladeinfrastruktur europaweit vorangetrieben werden.

Der auch für die Autoindustrie zuständige Verband Gesamtmetall betonte die Bereitschaft der Arbeitgeber zur Qualifizierung der Mitarbeiter. Es müsse aber auch geklärt werden, wie ein technisch weniger anspruchsvoller Antrieb zu wettbewerbsfähigen Preisen auch an den deutschen Standorten produziert werden könne, mahnte Hauptgeschäftsführer Oliver Zander. Sozialpartner und Gesetzgeber müssten dazu die Arbeitskosten fest im Blick behalten. (dpa)

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KOMMENTARE


Frank Fehling

05.06.2018 - 15:56 Uhr

Die High-Tech egal in welchen Bereich Sie angewendet wird, werden in der Zukunft zig tausende Arbeitsplätze vernichten. Durch die weltweite Digitalisierung ( Roboter,Sprachcomputer u.s.w. ) wird der Mensch ersetzt. Die Zukunft der Menschheit ist in Gefahr. Die Technik wird in absehbarer Zeit den Menschen ersetzen.


Beobachter

05.06.2018 - 18:16 Uhr

Es ist nicht mehr zu ertragen: Was soll das eigentlich immer noch...?Der Industrie fällt seit Jahrzehnten nichts anderes ein als die stereotypische und mantraähnliche Warnung vor der "Gefährdung von Arbeitsplätzen...", DAS erpresserische Totschlagargument gegenüber Politikern. Und das versucht man natürlich auch noch "wissenschaftlich" zu manifestieren und die öffemtliche Meinung entsprechend zu beeinflussen.Notwendige, bzw. bereits eingetretene Veränderungen lassen sich damit vielleicht verzögern, jedoch nicht aufhalten. Welche Chancen (und welche neuen Arbeitsplätze) ein Wandel ebenfalls mit sich bringt, davon redet oder schreibt niemand. Die Zeiten, in denen man sich in seiner eingerichteten Komfortzone gemütlich breitmachen kann, sind wohl endgültig vorbei, dazu ist der Wandel im allgemeinen zu schnell geworden, zumindest in den Köpfen der potenziellen Kunden, die nicht mehr gleich alles fressen, was ihnen an "Nachrichten" vorgesetzt wird. Die deutsche Autoindustrie wird von den E-Mobilitäts-interssierten Kunden einfach rechts überholt werden. Es täte ihr gut, sich mal in den Foren zu tummeln: da könnten Sie noch etwas dazu lernen! Ich erinnere mich leider noch zu gut an eine IAA im Jahre 2009, in denen ich mit deutschen Autoherstellern über deren Meinung zu Elektroautos unterhielt. Nun, es gibt Menschen, die haben einen Weitblick mit dem Radius null und definieren das als ihren Standpunkt. Daran hat sich offenbar noch nicht allzuviel geändert.Schade für Deutschland. Beweglich wie ein Amboss.Ein Gruß an die Lobbyisten: es wird Zeit Fahrt aufzunehmen, nicht nur bei der E-Mobilität , sondern auch bei der Digitalisierung! Eure Auftraggeber und Vorsänger schauen doch schon jetzt dem letzten Waggon hinterher...!Nicht konservieren, sondern Schritt halten ist angesagt!


Carl Berg

06.06.2018 - 08:23 Uhr

Europa schafft seine Industrie selbst ab. Genau das wollen die Chinesen und Koreaner! Gratulation!! Wie schreibt der Autor des obigen Artikels so treffend: "Kern der E-Mobilität ist die Batterie, die bislang vor allem in den Händen chinesischer und südkoreanischer Hersteller ist." Hallo! Das sagt doch schon alles! Ich verstehe nicht, dass unsere so geannten Entscheidungsträger nicht merken, dass E-Mobilität eine Sackgasse ist, in die wir reingetrieben werden. Und wir lassen uns noch wie die Schafe vom Hirtenhund dorthin treiben. Und auch noch mit vollem Wissen, was passieren wird. So elegant wurden lästige Konkurrenten (d.s. wir, die Europäer) noch nie ausgeschaltet. Man könnte verzweifeln!


Stefan

06.06.2018 - 08:34 Uhr

Und wie viele Jobs entstehen dafür woanders? Man sollte nicht immer nur eine Seite beleuchten.


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