Von Patrick Broich/SP-X
Wer heute zu einem Versicherungsagenten geht und sein Fahrzeug versichern möchte, dann wird er zum Beispiel gefragt, ob man eine Garage nutzt. Das wirkt sich günstig auf den Tarif aus. Von Fragen dieser Art könnte es künftig noch mehr geben. Axa-Produktmanager Frank Edelmeier erläutert, dass sich beispielsweise Assistenten wie autonome Bremssysteme positiv auf die Prämie auswirken könnten. Teilweise sei das heute schon so, fügt der Versicherungsexperte hinzu – wenn auch indirekt. So finden bestimmte Sicherheitsmerkmale moderner Autos in den Typklassen Ausdruck und demnach auch in der Prämienhöhe. Über die Auslesung der Fahrgestellnummer können darüber hinaus sicherheitsrelevante Sonderausstattungen zur Prämienermittlung herangezogen werden.
Aktuelle Serienfahrzeuge können autonom bremsen, beschleunigen, Fahrspuren erkennen sowie selbsttätig lenken – und die autonomen Fahrfunktionen dürften in den nächsten Jahren deutlich zunehmen. Genau hier sehen die Axa-Unfallforscher um Bettina Zahnd auch Risiken. Die Spezialisten fragen sich beispielsweise, was im Falle eines Hacks passiert, der die Bremsen außer Kraft setzt und haben für dieses Szenario einen Crashtest entwickelt. Hierbei fährt der Hintermann mit 35 km/h auf das vorherfahrende Fahrzeug auf – Passagiere beider Fahrzeuge müssen naturgemäß mit Verletzungen rechnen. Das klingt zunächst banal, aber die Tests dienen natürlich auch der Datenanalyse für den Versicherungskonzern.
Doch nicht nur die Fahr-Automatisierungen könnten zu Veränderungen in der Prämien-Landschaft führen. Mit dem verstärkten Aufkommen des Elektrofahrzeugs ändern sich auch die Anforderungen an die Versicherer. So ist beim E-Auto der Akku das teuerste Element, das im Crashfalle rasch beschädigt werden kann und ersetzt werden muss. Außerdem besteht durchaus eine nicht zu unterschätzende Brandgefahr.
Es wird weiter Unfalltote geben
Im Gegensatz zu den Marketingabteilungen einiger Autohersteller sind die Axa-Unfallexperten keineswegs der Meinung, dass Unfalltote künftig ausgeschlossen werden können. Ein spezieller Crashtest zeigt das sehr schön: Wenn ein 120 kg-Stein die Windschutzscheibe im Bereich des Beifahrers einschlägt, was zwar unwahrscheinlich, aber in Gebirgsregionen eben nicht auszuschließen ist, dann hat der Passagier vorne rechts kaum eine Überlebenschance.
Wie schnell das hochautomatisierte Fahren kommen wird, steht letztlich in den Sternen. Klar ist aber, dass bis dahin nicht nur technische Hürden genommen werden müssen, sondern auch ethische. Dabei ist nicht zuletzt zu klären, welches der beteiligten Leben der Computer als mehr schützenswert erachtet. In einem dritten Crashtest wird ein autonom fahrender Pkw beschrieben, der auf ein verkehrswidrig agierendes Quad trifft. Jetzt könnte der Computer das autonome Fahrzeug so ausweichen lassen, dass das Quad (schwächerer Verkehrsteilnehmer) unbeschadet bleibt. Die dann eintretende Kollision der "stärkeren" Fahrzeuge würde deren Passagiere mit hoher Wahrscheinlichkeit schwer verletzen, womöglich sogar töten. Der Rechner lässt das Fahrzeug allerdings mit dem Quad kollidieren und nimmt den Tod dessen Fahrer in Kauf. Computer kennen eben (noch) keine Emotionen.
egon samu