-- Anzeige --

Corona-Risiken: Untreue-Prozess gegen VW-Personalmanager wird verschoben

05.11.2020 00:30 Uhr
Corona-Risiken: Untreue-Prozess gegen VW-Personalmanager wird verschoben
Konzernzentrale in Wolfsburg: Bei Volkswagen finden sich auch in oberen Management-Positionen viele Betriebsratsmitglieder.
© Foto: VW

Der Draht zwischen Betriebsrat und Management ist bei VW traditionell eng. Zu eng? Staatsanwälte sahen ungerechtfertigt hohe Vergütungen - und klagten Personalchefs an. Der Strafprozess muss aber noch warten.

-- Anzeige --

Der Untreue-Prozess gegen drei ehemalige und einen heutigen Personalmanager des VW-Konzerns am Landgericht Braunschweig muss verschoben werden. Das ursprünglich ab dem 19. November geplante Strafverfahren wegen mutmaßlich überhöhter Vergütung von Betriebsräten könne aufgrund der Ansteckungsrisiken und verschärften Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnen, hieß es am Mittwoch aus dem Gericht.

Dies habe die zuständige Kammer entschieden, die Prozessbeteiligten seien entsprechend informiert worden. Mehrere Teilnehmer müssten etwa von weit her anreisen und in Braunschweig übernachten, zudem gehörten einige Personen zur Risikogruppe. "In der Abwägung überwiegt in diesem Fall der Gesundheitsschutz." Ein Ersatztermin sei noch nicht bestimmt worden, der Start dürfte sich aber ins neue Jahr ziehen.

Die Braunschweiger Richter wollen prüfen, ob die Manager jahrelang überzogene Gehälter an leitende Betriebsräte genehmigten. Laut Anklage erlitt VW dadurch einen Schaden von mehr als fünf Millionen Euro. Zumindest indirekt schwingt außerdem der Verdacht mit, man habe sich so das Wohlwollen der Arbeitnehmerseite sichern wollen.

Der geplante Prozess berührt aber auch grundsätzlichere Themen - etwa die Frage, ob es überhaupt verbindliche Leitlinien zur Einstufung der Gehälter hoher Belegschaftsvertreterinnen und -vertreter gibt. Die Staatsanwaltschaft argumentiert, die vier Personalchefs hätten fünf mächtigen Betriebsräten - darunter Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh - zwischen Mai 2011 und Mai 2016 zu üppige Entgelte und Boni auszahlen lassen. Die Verteidiger wiesen diesen Vorwurf zurück.

Kompliziert und strittig

Auch in oberen Management-Positionen finden sich bei Volkswagen viele Betriebsratsmitglieder. Was die Festlegung der angeblich überhöhten Bezüge angeht, ist die rechtliche Lage allerdings kompliziert - und gleichermaßen strittig. Die Anklage moniert eine "arbeitsrechtswidrige tarifliche Eingruppierung und Bezahlung". Doch selbst manche konzernkritischen Stimmen weisen darauf hin, dass vor allem eine Reform des Betriebsverfassungsgesetzes aus dem Jahr 1972 dringend nötig wäre, um belastbare Standards zu entwickeln.

Zentrales Problem: Auf welcher Ebene wie viel verdient werden darf, ist bisher nicht eindeutig geregelt. Offiziell bekommen Betriebsräte bei Freistellung für ihr "Ehrenamt" ein Gehalt, dass laut Gesetz dem "Arbeitsentgelt vergleichbarer Arbeitnehmer mit betriebsüblicher beruflicher Entwicklung" entsprechen soll. Als hypothetische Überlegung wird dabei zugrunde gelegt, auf welches Gehalt ein hoher Betriebsrat oder eine hohe Betriebsrätin nach vielen Jahren Anspruch hätte, wenn er oder sie heute ähnlich verantwortungsvolle Aufgaben im Management erfüllen würde. Hieb- und stichfeste Vergleichskorridore gibt es dazu jedoch nicht, Einzelentscheidungen sind gefragt. (dpa)

-- Anzeige --
-- Anzeige --

HASHTAG


#Volkswagen

-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --

STELLENANGEBOTE


Servicetechniker (m/w/d)

Lehrte;Langenhagen

-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

WEITERLESEN




NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Auto News für die Automobilbranche: AUTOHAUS ist eine unabhängige Abo-Fachzeitschrift für die Automobilbranche und ein tagesaktuelles B2B-Online-Portal. AUTOHAUS bietet Auto News, Wirtschaftsnachrichten, Kommentare, Bilder und Videos zu Automodellen, Automarken und Autoherstellern, Automobilhandel und Werkstätten sowie Branchendienstleistern für die gesamte Automobilbranche. Neben den Auto News gibt es auch Interviews, Hintergrundberichte, Marktdaten und Zulassungszahlen, Analysen, Management-Informationen sowie Beiträge aus den Themenbereichen Steuern, Finanzen und Recht. AUTOHAUS bietet Auto News für die Automobilbranche.