Der Chefaufseher des Autozulieferers Continental hat der Politik eine Mitschuld am weitreichenden Stellenabbau des Konzerns vorgeworfen. "Man zerstört politisch die Autoindustrie, die ja noch 99 Prozent ihrer Wertschöpfung durch Autos mit Verbrennungsmotor generiert", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle dem Nachrichtenportal "The Pioneer" (Donnerstag).
Hersteller und Kunden würden in die "noch nicht wirklich marktreife E-Mobilität" getrieben, der Verbrenner "diffamiert". "Ergebnis: Wir müssen Fabriken schließen und Arbeitsplätze abbauen", sagte Reitzle.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil wies die Kritik zurück. Die Autoindustrie, auch die Zulieferer, müssten sich vorhalten lassen, zu spät auf den Strukturwandel reagiert zu haben, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in Hannover, wo Continental seinen Sitz hat. Die Probleme der Branche seien unbestritten, besonders kleine und mittlere Zulieferer seien in ihrer Existenz bedroht, stellte Weil fest. Dennoch sage er aus Überzeugung: "Wir müssen raus aus dem Verbrennermotor. Wir müssen rein in die Elektromobilität."
Continental ist der zweitgrößte Autozulieferer der Welt. Am Mittwoch hatte der Aufsichtsrat unter dem Druck der Branchenkrise und der Corona-Auswirkungen einem verschärften Sparkurs zugestimmt. Insgesamt will Conti weltweit 30.000 Stellen "verändern", davon 13.000 in Deutschland. Neben dem Wegfall von Stellen zählen auch Umschulungen von Mitarbeitern und Verlagerungen von Jobs dazu. Arbeitnehmervertreter kritisierten die Pläne scharf. (dpa)
G. Roth
Carl Berg
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Roman