Von Patrick Broich/SP-X
Dieses August-Wochenende meinte es gut mit den Classic Days-Besuchern: Heiter bis wolkig, und die Temperaturen lagen diesseits der 30 Grad Celsius-Marke. So ließ es sich entspannt flanieren. Und die Anreise gelang trotz anfänglicher Kämpfe mit Straßenabsperrungen und vollen Parkplätzen recht angenehm – XXL-Staus und überlange Wartezeiten blieben glücklicherweise aus.
Bereits auf dem Weg zu dem Mega-Event, das sich zum vierzehnten Mal jährte und rund 30.000 Besucher anzog, ließ sich erkennen, dass die Classic Days möglichst jeden Autoenthusiasten mitnehmen wollen, nahezu unabhängig von der Größe des Geldbeutels. Fahrzeug an Fahrzeug reihten sich die Schmuckstücke auf der Brabanter Heerstraße ein, um über verschiedene Zugänge langsam, aber sicher auf das schier nicht enden wollende Gelände rund um das Schloss zu gelangen. Und so versüßte einem das bunte Treiben die Wartezeit, egal, ob man sich – weit weg geparkt – zu Fuß näherte oder selbst mit einem Klassiker vorfuhr. Ob Ford Sierra oder sündhaft teurer Vorkriegs-Bentley, wer auf eigener Achse anreiste, wurde zwingend zum Bestandteil des Dycker Unterhaltungsprogramms.
Vielfältiges Angebot
Die Classic Days setzen auf Gewohntes. Haupteingang, Kasse und sandiger Weg Richtung Schloss: Zur Linken strahlten den Besucher die hochkarätigen Bentleys an, die schon einen Krieg überstanden haben. Außerdem glänzte Volkswagen mit Preziosen aus dem Rennsport und Fahrzeugen, die in Europa offiziell nicht verkauft wurden. Die Rede ist von Boliden wie Volkswagen W12 Nardo oder dem brasilianischen SP2 aus den Siebzigern.
Man wusste kaum, wohin man sich zuerst wenden sollte. Vielleicht zu den "Jewels in the park", die sich auf der Orangerie-Halbinsel befinden: ein Schaulaufen der Teuren und Schönen – ob nun Horch 853 Sport Coupé aus dem Jahr 1937, Fiat 2400 mit Michelotti-Karosse oder der skurril ausschauende Studebaker Avanti R2.
Wer solch alltagsfremden Fahrzeugen überhaupt nichts abgewinnen konnte, begab sich zum Miscanthus-Feld, und bis dorthin gab es viel zu entdecken. Es empfahl sich der Weg durch die diversen Gärten, wo sich den Betrachtern historische Lieferwagen präsentierten oder Wohnwagen aus längst vergangenen Zeiten. Ein Highlight war sicherlich der Hillman Husky, vom dem der Besitzer zumindest behauptet, das Fahrzeug sei das einzig in Deutschland zugelassene – dass er in unseren Breiten jedenfalls extrem selten sein dürfte, liegt auf der Hand.
Classic Days 2019
BildergalerieWer weiter schlenderte, kam unweigerlich zum Fahrerlager und zu den Marken Alfa Romeo und Lancia. Und die Italiener ließen sich – schon seit vielen Jahren auf Dyck – nicht nehmen, die zahlreichen Zuschauer an ihrer wertvollen Historie teilhaben zu lassen. Abgesehen vom neuen Stelvio Quadrifoglio mit rassigen 510 Pferdchen standen dort vor allem Großkaliber aus dem Rennsport, beispielsweise vom Schlage eines Tipo 33TT12 aus dem Jahre 1975. Diesen Langstrecken-Rennwagen hatte Alfa Romeo eigens für die Classic Days aus Milano herangeschafft, um ihn vom ehemaligen Formel-1-Piloten Arturo Merzario über den Kurs scheuchen zu lassen. Schließlich gehört zu dem Event auch eine Rundstrecke bestehend aus den Landstraßen um das Schloss herum, die man anlässlich der Veranstaltung für den allgemeinen Straßenverkehr sperrt.
50-jähriges Capri-Jubiläum
Jenseits der Rundstrecke fanden sich wie gehabt diverse Markenclubs, darunter diesmal auch Ford. Der traditionsreiche Hersteller begeht dieses Jahr das 50-jährige Jubiläum des Traditionscoupés Capri – und anlässlich des runden Geburtstages waren auf Einladung von Ford zahlreiche Privatbesitzer mit ihren Schätzchen erschienen, so dass ein reichhaltiges Capri-Aufgebot zu bestaunen war von der 1969 eingeführten ersten Generation bis zum Facelift der zweiten Generation, die erst 1986 auslief.
Wer sich nach einem etwaigen Besuch bei der Coys-Auktion finanziell wieder etwas abkühlen mochte, nahm abermals die Brücke und schlenderte über das Miscantus-Feld. Hier gab es dann bodenständige Kost wie Volkswagen Typ 3, Mercedes W123 oder zahlreiche Briten à la MG B oder Jaguar XJ. Doch auch italienische Edelware wurde auf dem Stoppelfeld präsentiert, schließlich waren auch die Ferrari-Enthusiasten am Start. Beeindruckend war, wie Clubs von raren Modellen ihre vierrädrigen Lieblinge präsentierten – wann sieht man beispielsweise sieben Lancia Kappa in einer Reihe parken, von denen man in einer deutschen Großstadt vielleicht ein einziges Mal pro Jahr einen entdecken kann im Straßenbild.
Am Ende folgte eine gelbe Ortstafel mit den beiden Aufschriften „Classic Days“, die durchgestrichen ist und „Real World“, in die man wieder entlassen wurde. Immerhin wurde man auf dem Rückweg noch eine Zeit lang von schicken Oldies begleitet, um langsam herunterzukommen und sich im richtigen Leben wieder zurechtzufinden.