Michael Kirchberger/mid
Die Automesse in Los Angeles gehört zu den beliebteren Terminen für die Hersteller. Im November ist es im Süden Kaliforniens noch sehr mild, das Publikum solvent und die Zahl der Neuheiten überschaubar. Das heißt: Wer hier eine Premiere feiert, der findet Beachtung. Bei der 2016er-Auflage ist die Stimmung freilich nicht ganz so unbeschwert. Die dunklen Wolken der Abgasaffäre, die längst nicht mehr nur Volkswagen betrifft, trüben den Himmel über dem Los Angeles Convention Center, dem Veranstaltungsort der Branchenschau.
Gleichwohl oder deshalb ist mit einer Flut von neuen Elektroautos zu rechnen. Die kommen in Kalifornien außerordentlich gut an, nicht ohne Grund ist die Tesla-Dichte am Pazifik höher als anderswo. Von bis zu 20 Weltpremieren ist in Los Angeles die Rede, wozu natürlich auch eine ganze Reihe von konventionell motorisierten Automobilen gezählt werden.
Lange erwartet und vom Hersteller ersehnt ist der Alfa Romeo Stelvio. Das 4,65 Meter lange SUV wurde in Rekordzeit entwickelt, um endlich am kräftigen Wachstum dieser Klasse teilhaben zu können. Ein Diesel mit 154 kW / 210 PS und ein Turbo-Benziner mit 184 kW / 250 PS sorgen für Vortrieb. Ins gleiche Horn stößt Jeep mit dem neuen Compass, seine Basis nimmt er sich vom Fiat 500X und sieht aus wie ein verlängerter Renegade. Der kleinste der SUV-Debütanten ist der Mini Countryman, der die Erneuerung der Mini-Modellpalette abschließt. Er ist mit 4,30 Meter Länge richtig groß geworden und übertrifft seinen Vorgänger um 20 Zentimeter.
Range Rover Sport bekommt Coupé-Ableger
Noch mehr SUV gefällig? Mazda zeigt die zweite Generation des CX-5 – mit geschärftem Kodo-Design und schmalen Scheinwerfern, der Innenraum soll komplett neu gestaltet sein. Land Rover erweitert das Angebot um das Range Rover Sport Coupé, das mit dem BMW X6 und dem Mercedes-Benz GLE Coupé konkurrieren wird. Die Basis stammt vom Jaguar F-Pace, dank einer Aluminium-Karosserie soll die Wuchtbrumme weniger als 2.000 Kilogramm wiegen.
VW präsentiert im "Golden State" den Atlas, das neue Dickschiff ist speziell für die Vereinigten Staaten geformt und überrascht nicht wirklich, da er schon mehrfach als Studie gezeigt wurde. Mit einer Länge von 5,04 Meter gilt er jenseits des Atlantiks als Mittelklasse-SUV und soll sieben Erwachsenen Platz bieten. Das Einstiegsmodell wird von einem Zweiliter-TSI-Benziner mit 175 kW / 228 PS angetrieben und hat grundsätzlich Frontantrieb. Die stärkere Variante mit einem 3,6-Liter-VR6-Benziner kommt auf 206 kW / 280 PS und kann optional mit Allradantrieb bestellt werden.
Auch bei den Limousinen gibt's reichlich Neues, aber in hochpreisigen Gefilden. Bei Mercedes Maybach munkelt man über ein neues Luxusauto; faktisch schon bekannt ist der Mercedes-AMG E63 S mit bis zu 450 kW / 612 PS. Damit wird die Business-Limousine zur stärksten E-Klasse, die es je gab. Wer es etwas weniger muskelstark wünscht, nimmt den E63 ohne das "S" her und kommt mit 420 kW / 571 PS immer noch gut voran. Assistenzsysteme und Fahrwerkstechnik definieren das Ausstattungsniveau in der gehobenen Mittelklasse neu. Wobei der Preis durchaus Oberklassen-Format haben dürfte.
Panamera wird zur Chauffeurs-Limousine
Porsche zeigt den Panamera Executive, die um 15 Zentimeter gestreckte Version des sportlichen Viertürers aus Zuffenhausen. Die Preisliste beginnt bei 102.674 Euro, das Spitzenmodell Turbo kommt auf 166.458 Euro. Wer es günstiger und kürzer bevorzugt, kann den bisherigen Panamera mit einem neuen Einstiegsmotor ordern. Der Dreiliter-V6 kommt dank Turboaufladung auf 243 kW / 330 PS Leistung, so motorisiert kostet der sportliche Viertürer 88.989 Euro.
Zu guter Letzt noch ein Blick auf Autos für weniger Geld. Der Nissan Note kommt mit einem Facelift nach Los Angeles und 2017 auch aufgefrischt nach Deutschland. Das gilt auch für den Smart, der als Elektro-Version in allen drei Karosserie-Varianten auf den Markt kommen soll. Elektrisch ist auch der flunderartige E-Motion von Fisker, dessen neue Batterietechnik 650 Kilometer Reichweite garantieren soll. Bei VW steht der E-Golf im Rampenlicht, der als weiterer Stromer die Wogen von Dieselgate etwas glätten soll. Und die Amerikaner? Auch die surfen weiter auf der SUV-Welle. Chevrolet zeigt die neue Version des Equinox, Cadillac präsentiert den CT6 mit Plug-in-Hybridantrieb und außerdem die gewaltige Studie Escala, der jenseits bekannter Maßstäbe siedelt.