Für Tausende Beschäftigte des Autozulieferers Bosch zeichnet sich angesichts des Abschiedes vom Verbrennermotor mehr Klarheit für ihre berufliche Zukunft ab. Nachdem es zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung im Februar noch heftig geknirscht hatte, sei man bei den Verhandlungen über einen Zukunftstarifvertrag nun auf einem guten Weg, sagte der Gesamtbetriebsratschef der Zuliefersparte, Frank Sell, am Mittwoch am Konzernsitz in Gerlingen bei Stuttgart. Ziel sei, am Ende Klarheit darüber zu erhalten, in welchen Werken künftig welche Produkte angesiedelt werden.
Im Februar hatte Sell gemeinsam mit anderen Arbeitnehmervertretern 17.000 Beschäftigte an neun deutschen Standorten zu einer Sonderbetriebsversammlung zusammengetrommelt. In einem für Bosch ungewöhnlichen Schritt war er anschließend vor die Presse getreten und hatte Gespräche gefordert. "Wir haben vorher lange lange versucht, in Verhandlungen zu kommen - und nichts ist passiert", sagte er am Mittwoch. Danach aber habe sich die Bosch-Führung bewegt.
Bosch-Arbeitsdirektor Stefan Grosch nannte die Verhandlungen "aufgrund der Tragweite der Aufgabe und der teils unterschiedlichen Positionen sehr anspruchsvoll und intensiv". Er sei aber zuversichtlich, zu einem zukunftsweisenden und tragfähigen Ergebnis zu kommen. Bis Ende Juni sollen die Verhandlungen zu dem Tarifvertrag abgeschlossen sein. Danach sollen konkrete Zielbilder für die einzelnen Standorte definiert werden.
Angesichts des Trends in der Branche, Produktion für Elektromobilität in Osteuropa anzusiedeln, liege eine Hoffnung der Bosch-Belegschaft in Deutschland auch auf dem Thema Wasserstoff, sagte Sell. "Da sehen wir große Chancen, was die Beschäftigung angeht. Aber wir sehen auch ein großes Problem, nämlich dass der zeitliche Versatz da ist." Bei Wasserstoff rede man über Großserien ab 2035 - man brauche aber jetzt Produkte, um die Lücke zu füllen. "2035 ist die Messe gelesen."